Verwöhnter Königssohn wird zum Retter
Autor: Daniela Röllinger
Mainstockheim, Mittwoch, 16. Oktober 2013
Komponist Uwe Ungerer hat seinem ersten Musical eine Frischzellenkur verpasst - am 27. Oktober ist Premiere
Seit Monaten laufen die Proben, in wenigen Tagen wird es ernst: Am Sonntag, 27. Oktober, feiert das Musical "Das Wasser des Lebens - reloaded" in der Mainstockheimer Turnhalle Premiere. Der Kinder- und Jugendchor Young Harmony präsentiert unterstützt von einem Streicherensemble, Tänzern und vielen Helfern hinter der Bühne die Geschichte des verwöhnten Königssohns Daron auf der Suche nach dem Wasser des Lebens.
Frage: Vier erfolgreiche Musicals sind schon unter Ihrer Federführung in Mainstockheim aufgeführt worden - in den Herbstferien steht nun das fünfte an. Dafür haben Sie auf das erste Musical "Das Wasser des Lebens" zurückgegriffen und es "reloaded". Was ist darunter zu verstehen?
Uwe Ungerer: Zwölf Jahre, nachdem wir mit der Uraufführung von "Das Wasser des Lebens" Mainstockheim aus seinem musikalischen Dornröschenschlaf geweckt haben, wagen wir uns erneut an die Aufführung dieses
Frage: Worum geht es in dem Stück?
Ungerer: Unser Musical spielt im Land Miramar, das dem Untergang geweiht ist. Nur eine Prophezeiung spricht vom "Wasser des Lebens", das dem Land Frieden bringen kann. Ausgerechnet der verwöhnte Königssohn Daron soll die Prophezeiung erfüllen. Widerwillig begibt er sich auf die Suche nach dem Wasser des Lebens, in deren Verlauf er auf die merkwürdigsten Gestalten trifft und gefährliche Prüfungen bestehen muss. Die Überarbeitung bot mir die Gelegenheit, den Inhalt, aber auch die Komposition neu zu überdenken. Daron etwa ist nicht mehr der "Ritter ohne Furcht", sondern ein verwöhnter Königssohn, der erst im Laufe seiner Reise zu einem verantwortungsbewussten jungen Mann heranreift.
Frage: Zirka 100 Personen wirken mit. Wie viel Aufwand steht hinter so einem Mammutprojekt - zeitlich und finanziell?
Ungerer: Wir haben uns tatsächlich Großes vorgenommen, denn die Planung - angefangen beim Finanzierungskonzept bis hin zur Umsetzung - ist mit so vielen Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen extrem aufwendig. Neben meiner musikalischen Arbeit kümmern sich viele kreative Mitglieder um die professionelle Umsetzung, egal ob es sich um die Realisierung des Bühnenkonzeptes, der Plakate oder der Kostüme handelt. Unsere Live-Musik sowie die Bühnen- und Beschallungstechnik werden zwar von eingekauften Profis umgesetzt, jedoch wäre dieses Projekt unbezahlbar, müsste man auch noch alle anderen Arbeiten entlohnen. Daher wurden die Kostüme, Requisiten usw. in unzähligen Stunden von freiwilligen Helfern ehrenamtlich erstellt. Viele unterstützen das Projekt durch ihre aktive Mithilfe.
Frage: Wie werden die Kosten gedeckt?
Ungerer: Finanziert wird das Musical überwiegend über den Verkauf der Eintrittskarten, vorausgesetzt, die Halle wird dreimal voll. Einen nicht unerheblichen Teil machen auch Spenden einiger großzügiger Fördermitglieder aus. Vor und in den Pausen der Aufführungen werden Essen und Getränke verkauft, außerdem haben uns viele durch eine Anzeige im Programmheft unterstützt. Zusammen genommen können die Einnahmen die Ausgaben gerade so decken. Mit einer vierten Aufführung, die nur bei großer Nachfrage stattfindet, könnten wir ein kleines Plus erwirtschaften, was im Hinblick auf weitere Musicalprojekte wünschenswert wäre.
Frage: Sie brauchen sicherlich auch die Unterstützung der Eltern. Ziehen die mit?
Ungerer: Viele Eltern möchten ihren Kindern heutzutage alles ermöglichen. Sie spielen Fussball, sie tanzen, sie reiten, sie turnen und was sonst noch. Viele unserer Sänger sind in mindestens drei Vereinen und üben neben dem Singen auch noch andere, teils Zeit intensive Hobbys aus. Von daher ist es für mich als Chorleiter besonders wichtig, Eltern zu haben, die hinter so einem großen Projekt stehen, die ihre Kinder ab und an auch antreiben, Proben wahrzunehmen und eigene Aktivitäten wie Geburtstagsbesuche einzuschränken. Das erfordert sehr viel Rückhalt und Opferbereitschaft. Die meisten unserer Eltern ziehen da ganz toll mit, und Einzelfälle, wo es mal Schwierigkeiten wie Terminüberschneidungen gibt, können wir sehr gut auffangen. In solchen Fällen aber darf dies auch kein unüberwindbares Problem sein, denn Kompromisse muss man auch als Chorleiter einzugehen bereit sein - nicht nur Eltern und Kinder.
Frage: Die Altersspanne der etwa 50 Sänger beträgt 15 Jahre - ist es schwierig, die Kinder und Jugendlichen unter einen Hut zu bekommen?
Ungerer: Ja, das war nicht leicht, sich ein sinnvolles Konzept auszudenken, was den gesamten Chor gleichermaßen gerecht wie glaubwürdig auf einer Bühne vereinen könnte. 2001 stellte sich diese Frage noch nicht. Aber jetzt musste ich auch in der Aufgabenverteilung innerhalb des Chores neue Wege gehen. Das ging schon bei der Probenarbeit los! So übernimmt nun jede Altersgruppe einen auf sie abgestimmten Part: Der Jugendchor (15- bis 22-Jährige) begleitet in komplexen, drei- bis vierstimmigen Arrangements die Sänger und Darsteller auf der Bühne. Die Hauptrollen werden vornehmlich von Mitgliedern des Kinderchores (Zehn- bis 15-Jährige) übernommen. Die Kleinsten, die Rainbow Kids (Sieben- bis Zehnjährige), dürfen bei etlichen Massenszenen ebenfalls ihr Können auf der Bühne zeigen.
Frage: Andere Chorleiter werden neidisch nach Mainstockheim blicken: Dort gibt es die Rainbow-Kids, den Kinderchor Young Harmony und den Jugendchor Young Harmony. Nachwuchssorgen scheint es keine zu geben. Worauf begründet sich dieser Erfolg?
Ungerer: Auch wir haben Nachwuchssorgen, schon allein, weil man als Chorleiter stets darauf bedacht ist, das aktuelle Niveau was Quantität und Qualität betrifft, halten zu wollen. Das aber ist sehr schwer, denn mit Sicherheit wird sich der Chor - wie eigentlich jeder Kinder- und Jugendchor - alle zwei bis drei Jahre völlig neu zusammensetzen. Einige von den Älteren scheiden aus, jüngere kommen nach. Die Altersgruppen können dabei zahlenmäßig extrem unterschiedlich sein. Derzeit haben wir bei den Rainbow Kids 20 Kinder zwischen sechs und zehn, was wir so in Mainstockheim noch nicht hatten. Ich muss mich als Chorleiter also immer wieder neu darauf einstellen, was nicht leicht ist. Egal ob ein besonderes Konzertprogramm, die Liedauswahl, oder gar ein großes Musical-Projekt - es muss stets zur Besetzung der Stimmen passen und nicht umgekehrt. Natürlich kommen etliche Kinder zu uns in den Chor, weil wir solche attraktiven Projekte wie ein Musical durchführen. Andererseits ist die Auswahl an guten Kinder- und Jugendchören in der Kitzinger Region nicht sehr groß. Daher kommt inzwischen ein Drittel des Chores gar nicht mehr nur aus Mainstockheim, sondern aus der ganzen Region.