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Veranstaltung am 9.11: "Woher sollen wir wissen, ob wir morgen noch da sind?"


Autor: Bearbeitet von Lukas Kutschera

Kitzingen, Donnerstag, 04. November 2021

Ernest Fruehauf, der von 1929 bis zur erzwungenen Emigration 1942 seine frühen Jahre in Kitzingen verbrachte, zitiert den letzten Gast am 9. November 1938 im Café Frankenberger seiner Eltern, den Schachspieler Süßmann Mayer, in seiner Autobiographie: "Woher sollen wir wissen, ob wir morgen noch da sind?" Am frühen Donnerstagmorgen des 10. November 1938 zerstörten Randalierer das Geschäft, Fruehaufs Vater wurde paradoxerweise wie auch andere jüdische Männer in Haft genommen und nach Dachau verschleppt, die Synagoge war in Brand gesteckt worden, ebenso das Tahara-Haus auf dem Jüdischen Friedhof Rödelsee, schreibt der Förderverein Ehemalige Synagoge in einer Pressemitteilung.
Distriktsrabbiner Immanuel Adler (1840 - 1911), in dessen Ägide der Neubau der Kitzinger Synagoge fiel. Daneben seine Gattin Judith. Sie war die älteste Tochter Seligmann Bär Bambergers, des bekannten "Würzburger Raw".


Ernest Fruehauf, der von 1929 bis zur erzwungenen Emigration 1942 seine frühen Jahre in Kitzingen verbrachte, zitiert den letzten Gast am 9. November 1938 im Café Frankenberger seiner Eltern, den Schachspieler Süßmann Mayer, in seiner Autobiographie: "Woher sollen wir wissen, ob wir morgen noch da sind?" Am frühen Donnerstagmorgen des 10. November 1938 zerstörten Randalierer das Geschäft, Fruehaufs Vater wurde paradoxerweise wie auch andere jüdische Männer in Haft genommen und nach Dachau verschleppt, die Synagoge war in Brand gesteckt worden, ebenso das Tahara-Haus auf dem Jüdischen Friedhof Rödelsee, schreibt der Förderverein Ehemalige Synagoge in einer Pressemitteilung.

Auch im 83. Jahr nach diesen Schandtaten soll der damaligen Opfer gedacht werden. In Kitzingen wirken am Abend des 9. November zusammen: der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen, die ökumenische FriedensDekade 2021 der Kirchengemeinden, die Stadt Kitzingen und der Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit. Ab 17.30 Uhr ist jede/jeder eingeladen, in Eigenregie ein Friedenslicht von den Kirchen oder dem Deportationsdenkmal "Koffer" am Rosengarten aus zum Landwehrplatz zu tragen, heißt es in der Mitteilung weiter. Um 18 Uhr folgen dort Ansprache des Oberbürgermeisters Stefan Güntner und gemeinsames Gedenken und Gebet.

Um 19.30 Uhr referiert Pfarrer i.R. Hans Schlumberger zur jüdischen Geschichte in der Region unter dem Titel "Selbst organisiert oder staatlich verordnet? Die Rabbinate Marktbreit, Marktsteft, Mainbernheim, Kitzingen". Schlumberger war laut Mitteilung federführend an der Erstellung des jüngsten und letzten Synagogen-Gedenkbands Bayern "Mehr als Steine" beteiligt und ist mit der jüdischen Geschichte des Landkreises beziehungsweise der früheren Rabbinatsgemeinden bis ins Detail vertraut. Alle Gäste werden gebeten, die aktuellen Corona- Schutzmaßnahmen einzuhalten und vor dem Einlass in die Alte Synagoge den 3G-Nachweis zu erbringen.