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Varieté for Charity: Wie immer anders


Autor: Guido Chuleck

Wiesentheid, Sonntag, 04. März 2018

Akrobaten, die durch die Lüfte schweben, Sänger, die verzaubern und eindeutig-zweideutige Anspielungen. Die Nacht der Toleranz in Wiesentheid hat für alle was geboten.
Erst kehrten sie die Bühne und zeigten dann, was man mit Besen noch alles machen kann: die Akrobaten Jim und John.


Diashows:

Variete of Charity
Variete of Charity
Variete of Charity

Was für eine Stimme. Allein der Auftritt von Leonie Neubert aus Fürth war es wert, die „Varieté for Charity“ in der Steigerwaldhalle Wiesentheid zu besuchen. Mit drei Stücken aus Oper und Operette verzauberte sie die geschätzt 700 Zuschauer bei der nicht ganz ausverkauften „Nacht der Toleranz“, und gegen eine Zugabe von ein, zwei Liedern der stark sehbehinderten Sängerin hätte wohl niemand was auszusetzen gehabt.

Nürnberg statt der weiten Welt

Die junge Dame hatte bereits 2011 Dieter Bohlen beim „Supertalent“ überzeugt, und deshalb war sie auch der Shooting-Star der diesjährigen Nacht der Toleranz. Neubert ist nicht nur gesangstechnisch auf höchstem Niveau („Ich singe lyrischen Koloratursopran“), sondern sitzt auch im Behindertenbeirat der Stadt Fürth und ist Musik- und Gesangslehrerin. „Dann kannst du ja jetzt die große weite Welt erobern“, scherzte Elke Winter, eine der beiden Moderatorinnen des Abends. „Nein, nein“, wehrte Neubert ab, die wegen ihrer Behinderung ihre Umwelt wie mit einem Blick durch eine Klopapierrolle wahrnimmt, Nürnberg würde ihr erst mal reichen.

Apropos Moderatorin: Elke Winter war mit ihrer Mutter France Delon als Duo unterwegs, und die beiden kabbelten sich wie ein altes Ehepaar. Selbstironisch, mit eindeutig-zweideutigem Schweinskram und stets einem flotten Spruch auf den Lippen hätte die beiden allein den Abend schmeißen können. Kostümmäßig stets im Partnerlook gönnten sie sich selbst auch einige Gesangseinlagen, und auch die Veranstalterin Mechthild Lavette steuerte eine Reihe Lieder für das sehr bunte Programm des Abends bei.

Elvis singt mit Steffi List

Pünktlich begonnen hat die Nacht der Toleranz noch nie, und noch nie hat sie sich selbst kopiert. Klar waren Steffi List und ihre Inklusionsband Mosaik mit von der Partie, die zur Nacht der Toleranz gehören wie ein Ball zum Fußballspiel. Anders war, dass der Rollstuhlfahrer Christian nicht mit von der Partie war. Bei der Wahl zwischen dem Auftritt in Wiesentheid oder einer Show seines großen Idols Peter Maffay hatte die Nacht der Toleranz verloren. Dafür holte Sängerkollege Manuel für ihn die Kastanien aus dem Feuer und stahl als Elvis den Bandkollegen (und Steffi List) die Show.

Der Abend selbst hatte dieses Mal den typischen Varieté-Charakter: mehr künstlerisch denn akrobatisch. Natürlich mochte Mechthild Lavette nicht auf einen jungen und drahtigen Akrobaten verzichten und hatte Marco Noury eingeladen. Der turnte sich während eines Liedes von Mosaik durch einen Ring und hielt später das Publikum in Strapaten, Bändern in der Höhe, in Atem.

Die Magier Siegfried und Joy schienen sich selbst nicht ganz ernst zu nehmen, wobei immer noch nicht klar geworden ist, warum tatsächlich ein Tisch auf der Bühne schweben konnte. Die Jongleure Stefan Sing und Cristiana Casaido, tanzten und jonglierten derartig anmutig über die Bühne, dass so manche Jonglage als solche kaum zu entdecken war.

Die Bühne wiederum kehrten die Akrobaten Jim und John zunächst, um sich dort nach Herzenslust die Knochen zu verbiegen, dass einem beim Zuschauen schwindelig wurde. Der Erlös der Tombola geht dieses Jahr an die neun Jugendgruppen in Wiesentheid.