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Urlaubsreif: Gespräche mit dem großen Vorbild


Autor: Frank Weichhan

Kitzingen, Donnerstag, 29. August 2019

Irgendwann geht der schönste Urlaub zu Ende. Dann sind plötzlich die Kollegen wieder da. Das wäre nicht weiter schlimm - wenn es bloß die Urlaubserzählungen nicht gäbe.


Die berühmten drei Wort...lauten im Sommer: "Ist da jemand?" Alles wie leergefegt. Selbst Büros, in denen es sonst nur so wuselt, sind im August die einsamsten Orte der Welt. Den Daheimgebliebenen droht die völlige Vereinsamung. Jedes Telefonklingeln wird dankbar angenommen. Weil es aber fast nie klingelt, gerät man irgendwann in Versuchung, mit sich zu sprechen. "Guten Morgen, geschätzter Kollege!" - "Dir auch einen wunderschönen Tag! Hatte ich schon erwähnt, dass Du mein großes Vorbild bist?" Sie sehen: Das mit den Selbstgesprächen ist das so eine Sache.

Manche reden, um nicht die Flöhe husten zu hören, im Büro aus Verzweiflung auch mit dem Locher ("Du machst die schönsten Löcher der Welt!") oder mit dem Spitzer ("Was bist Du wieder Spitze heute!"). Weil es aber kaum noch Locher und Spitzer gibt, müssen im Regelfall dann doch die Kaffeemaschinen für ein gepflegtes Gespräch herhalten. Moderne Maschinen sind mittlerweile Meister im Kommunizieren. "Wassertank leer" folgt auf "Kleiner Kaffee stark", dazwischen wartet der "Enegriesparmodus". Mit Kaffeemaschinen kann man sich inzwischen gut beschäftigen.

Treffen die ersten Rückkehrer ein, ist das auch keine ganz einfache Situation. Die Kaffeemaschine spielt beleidigte Leberwurst, weil sie nicht mehr im Mittelpunkt steht. Und die wieder eingeschwebten Kollegen müssen ihre neu errungene Bräune zeigen und natürlich ihre Urlaubserlebnisse loswerden. Dann bekommt man alles noch einmal haargenau erzählt, was man ja schon alles in den sozialen Netzwerken sehen musste: Das blauste Wasser, der sandigste Sand. Alles so schön und bunt und umwerfend. Man muss sich anhören, dass es nicht einen Tag geregnet hat und welches leckere Essen wie geschmeckt hat. 

Spätestens dann weiß man: Mitunter sind Kaffeemaschinen witziger. Und klar ist dann auch: Selbstgespräche mit seinem großen Vorbild sind eigentlich gar nicht so übel.