Umweltpreis: Auch kleine Lebewesen benötigen Schutz
Autor: Christine Pfanzer
Kitzingen, Donnerstag, 30. Januar 2020
Drei Naturschützer teilen sich den Umweltpreis 2019 des Landkreises Kitzingen. Sie eint ihr unermüdlicher Einsatz für Tiere und Pflanzen. Vieles ist zum Nachmachen geeignet.
Umweltschutz ist vielen Menschen wichtig – und nicht erst zu Zeiten der Fridays-for-Future-Demonstrationen. Viele setzen sich seit Jahrzehnten für Tier- und Pflanzenwelt ein, auch im Landkreis Kitzingen. Um die Arbeit der Institutionen und ehrenamtlich Tätigen im Umweltbereich zu würdigen, verleiht der Landkreis seit 1985 den Umweltpreis. Diese Auszeichnung soll laut Landrätin Tamara Bischof Umweltschützer hervorheben und öffentlich bekannt machen. Bestenfalls sollen so neue Mitstreiter gefunden werden, die sich ehrenamtlich für Projekte engagieren.
Insgesamt ist der Umweltpreis 2019 mit 1000 Euro dotiert, doppelt so viel wie in den Jahren zuvor. Laut Umweltreferent Josef Wächter hat die Landrätin vorgeschlagen, das Preisgeld zu erhöhen, um die vorbildlichen Naturschützer noch mehr wertzuschätzen. Das Geld wird zudem gerecht unter den drei Preisträgern aufgeteilt; früher gab es die Plätze eins bis drei. Doch könne Geld laut Wächter die ehrenamtliche Arbeit der Preisträger nicht aufwiegen.
Von Insektenhotels bis Krötenwanderung
Gerda Hartner aus Eichfeld bei Volkach ist die erste der ausgezeichneten Umweltschützer für 2019. Der Umwelt- und Naturschutz hat sie früh geprägt, denn ihre Eltern bewirtschafteten in den Nachkriegsjahren, in denen sie aufwuchs, einen Bauernhof. Die ausgebildete Fachlehrerin für Ernährung und Gestaltung ist seit über 40 Jahren Mitglied der Volkacher Ortsgruppe des Bund Naturschutzes. Als im Jahr 2010 deren langjähriger Vorsitzende, Hans Schneider, zurückgetrat, hat sie die Stellvertretung unter Willi Freibott übernommen.
Eine Aktion, die Hartner im Verein besonders geprägt hat, ist die Unterstützung der Kröten bei ihrer Wanderung. Vor rund 27 Jahren habe sie Amphibien noch eigenhändig über Straßen getragen. Später habe man auch Hindernisse für die Tiere an den Straßenrändern aufgebaut und Kröten in aufgestellten Eimern eingefangen, gezählt und über die Fahrbahn getragen. Heutzutage gebe es immer häufiger Tunnel, durch die die Tiere gefahrlos auf die andere Seite der Straße gelangen. Darüber freut sich die Umweltschützerin.
Referentin für Gartengestaltung und Ernährung
Im Verein ist Hartner vielseitig engagiert. Wegen ihres großen Wissens aus ihrer Kindheit und aus ihrem Schuldienst unterstützt sie den Bund Naturschutz stark. So ist die pensionierte Fachlehrerin bei Informationsveranstaltungen für Jung und Alt zum Thema "Gartengestaltung" und bei Pflanzaktionen immer zur Stelle. Des Weiteren hält sie Vorträge über gesunde Ernährung und spricht darüber, wie man Plastikmüll vermeidet.
Ein Projekt Hartners war im vergangenen Jahr die Organisation und Durchführung der Ausstellung "Die großen Vier" in der Barockscheune in Volkach. Bei Führungen gab sie ihr Wissen über Wolf, Bär, Luchs und Mensch an die zahlreichen interessierten Kinder und Erwachsenen weiter. Auch in diesem Jahr hat der Bund Naturschutz in Volkach mit seiner stellvertretenden Vorsitzenden einiges vor. Allen voran ist das Reparatur-Café zu nennen, das seit gut einem Jahr alle paar Monate in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Volkach stattfindet. Unter dem Motto "Reparieren statt Wegwerfen" wird die Veranstaltung immer beliebter. Menschen können dort ihre defekten Kleidungsstücke, Spielsachen sowie Möbel oder Haushaltsgeräte vorbeibringen. Ehrenamtliche versuchen dann, diese zu reparieren, was Müll vermeidet. Das Prinzip hat im Landkreis Nachahmer gefunden. Bianca Tröge, die in Kitzingen ein Kreativcafé betreibt, möchte die Aktion in die Kreisstadt bringen.
Altmain als wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Ein weiteres Projekt von Hartner und ihrem Team ist die Gestaltung der Mainlände im Bereich der Stadt Volkach. Nach dem gewonnenen Bürgerentscheid gegen das Stelzenhotel vor rund eineinhalb Jahren soll zwischen dem Campingplatz und dem Wohnmobilstellplatz am Main wieder ein bisschen mehr Natur zurückgewonnen werden. So könne laut Hartner mehr Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen werden. Des Weiteren strebe der Bund Naturschutz laut der Umweltschützerin weitere ökologische Maßnahmen zur Aufwertung des Altmains an. Die rund zwölf Kilometer lange Strecke zwischen Astheim und Gerlachshausen ist als Natur- und Vogelschutzgebiet ausgezeichnet und seit langem nicht mehr für Fracht- und Passagierschiffe zu befahren. Dadurch werden viele Tiere und Pflanzen nicht gestört. Laut Hartner mache die Arbeit im Verein sehr viel Spaß, auch wenn sie nicht immer leicht und erfolgreich sei.