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Umgang mit dem PC fördert Intelligenz von Kindern


Autor: Pat Christ

Würzburg, Samstag, 29. Dezember 2012

Ein Würzburger Psychologe entwickelt virtuelle Lernmaterialien für Kinder. Wer die Aufgaben von Elfe und Mathis löst, schult seine Beobachtungsgabe und das logische Denken.
Die beiden Computerfiguren Elfe und Mathis nehmen Kinder auf eine spannende Denkspielreise mit. Foto: Pat Christ


Die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten: Immer früher und immer intensiver kommen Kinder in Kontakt mit Computer & Co. Das bereitet Eltern Sorgen.


Zu wenig wird jedoch gesehen, wie gut Computer Kinder fördern können, sagt Wolfgang Lenhard vom Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie der Universität Würzburg.

Ein von ihm entwickeltes PC-Game, das unter dem Titel "Denkspiele mit Elfe und Mathis" auf den Markt kann, macht Kinder nachweislich schlauer.

Die Spiellust auszuleben und als Beigabe ohne Anstrengung IQ-Punkte gewinnen, kann das funktionieren? Ja, es kann, zeigte Lenhard, der die "Denkspiele mit Elfe und Mathis" zwei Jahre lang zusammen mit seiner Frau, der Lernpsychologin Alexandra Lenhard, und dem emeritierten Kölner Erziehungswissenschaftler Karl Josef Klauer entwickelte. "Wir betten verschiedene Aufgaben in eine Schatzsuche ein", erklärt der Psychologe. Währen die Kinder nach dem Schatz fahnden, müssen sie Rätsel lösen, die ihre Beobachtungsgabe und ihr logisches Denken schulen. Dass sie dabei Intelligenzpunkte hinzugewinnen, fand Lenhard bei Untersuchungen mit fränkischen Schülern heraus.


Lehrer sollten Kindern nicht nur beibringen, kritisch mit Chat, Newsgroups und dem Handy umzugehen, appelliert der 38-jährige Psychologe. Sie sollten genauso dafür ausgebildet werden, gezielt neue Medien zur Förderung der Schüler einzusetzen.

Von den aufrührerischen Thesen eines Manfred Spitzer, der in zahlreichen Vorträgen vor "Digitaler Demenz" warnt, distanziert sich der Forscher von der Würzburger Universität nachdrücklich. Denn seinen Untersuchungen zufolge profitieren Kinder von virtuellen Lernmaterialien, ohne dass ihnen dabei Schaden zugefügt würde. Spitzers oft vagen Behauptungen stellt Lenhard belastbare Daten aus seinen Evaluationen gegenüber. Demnach sind die Effekte des von ihm mit entwickelten Denkspiels vor allem bei Förderschülern sowie bei Grundschülern mit Defiziten groß. Wichtig beim Lernen sei dabei, dass die 120 Aufgaben gemeinsam gelöst werden: "Drei bis vier Kinder sitzen vor dem Computer. Bei jeder Aufgabe überlegen sie zusammen, wie die richtige Lösung lautet."


Besser als auf dem Papier

Dass ausgeklügelte Denkspiele Kinder klüger machen können, leuchtet ein. Doch ist es wirklich besser, sie am Computer zu spielen? Reichen die zwischen 1989 und 1993 von Karl Josef Klauer herausgegebenen Denktrainings auf Papier nicht aus? Auch sie sind gut, beweisen zahlreiche Studien. "Doch unsere Untersuchungen zeigen, dass das Denktraining am Computer noch besser ist", so Lenhard. Dies liege wahrscheinlich daran, dass die Reise durch das Elfenland von den Kindern als spannend erlebt wird. Ihre Motivation, die Rätsel zu lösen und dem "Blauen Diamanten der Weisheit" näher zu kommen, bleibe über Wochen hinweg hoch.

Die Aufgaben erweisen sich während der langen Reise durchs Elfenland als immer kniffeliger. Geht es bei einer der ersten Aufgaben noch darum, zu erkennen, dass die Farbe "Gelb" das gemeinsame Merkmal verschiedener Objekte ist, steigert sich der Schwierigkeitsgrad bei einer Aufgabe mit fünf Gläsern deutlich. Die stehen folgendermaßen in einer Reihe: Die drei ersten Gläser sind gefüllt, die beiden letzten leer. Zwei Gläser stehen falsch. Welche könnten das sein? Bei einer falschen Antwort meldet sich der von Karl Josef Klauer eingesprochene alte Osarion zu Wort. Bei der richtigen Lösung lobt Elfe.

Dass das Computerspiel 99 Euro kostet, hat nichts mit Geldmacherei zu tun, sagt Lenhard. Die Investitionskosten für das Spiel, das von nur drei Menschen entwickelt wurde, waren hoch. Und bei Hogreve, wo es vertrieben wird, handele es sich um einen kleinen Verlag. "Das Spiel ist auch weniger für Familien gedacht", so Lenhard. Adressaten seien Kindertagesstätten, Schulen und Therapeuten. Das Interesse an der Computerversion der bewährten Klauerschen Denkspiele ist groß, 500 Kopien wurden inzwischen verkauft. Was Lenhard motiviert, an der Uni Würzburg weitere Trainings auf Computerbasis zu entwickeln - auch wenn die Skepsis mancherorts groß ist.


In der internationalen Gesamtschau fällt Deutschland in Sachen "Computereinsatz in der Schule" weit ab, bedauert der Psychologe.

Lenhard: "In keinem anderen Land der OECD ist man so zurückhaltend wie bei uns."


Den richtigen Umgang lehren

Natürlich sei die Angst berechtigt, dass Kinder durch mediale Gewalt oder zu exzessivem Medienkonsum geschädigt werden könnten: "Doch auch Straßen sind wegen der Autos gefährlich. Dennoch kann man Kindern nicht verbieten, auf die Straße zu gehen." Man könne ihnen nur das richtige Verhalten im Verkehr beibringen. So wie man auf neue Medien bezogen Kindern lehren müsste, sinnvoll mit Computer, Playstation und Handy umzugehen.