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Überraschendes im Gewächshaus


Autor: Elli Stühler

Albertshofen, Montag, 29. Juli 2013

Beim Flurgang in Albertshofen erfahren mehr als 70 Gäste allerhand Neuigkeiten im Gemüseanbau. Wie nützlich Hummeln sind, wussten vorher die Wenigsten.
Hummelkartons stehen in den Gewächshäusern unter den Tomaten. Die Hummeln werden zur Bestäubung eingesetzt.  Fotos: es


Wie gebannt schaut der kleine Leonard Tygges in den Karton mit Hummeln. Drei Hummelvölker tummeln sich darinnen. Jedes Volk besteht aus einer reproduktiven Königin, mindestens 120 Arbeiterinnen und Brut in verschiedenen Entwicklungsstadien. Sie werden zur Bestäubung der Tomaten im Treibhaus eingesetzt. Während des Bestäubens versetzen sie die Blüten in Schwingungen und sorgen somit für eine intensive Bestäubung der Tomaten.
Integrierter Pflanzenschutz, die Besichtigung einer Stab-steckmaschine für Gurken, die Besichtigung verschiedener Gartenbaubetriebe und der Gartenbauzentrale Main-Donau: Die mehr als 70 Teilnehmer des traditionellen Flurganges der Gartenbaugruppe Albertshofen bekamen intensive Einblicke in die Welt der Gärtner. Alle nahmen auf den zwei bereitstehenden Traktoren mit Anhängern Platz und es begann eine zweistündige Fahrt durch die Albertshöfer Gemarkung.


Sybille Tygges, Beraterin beim Erzeugerring Main-Dreieck, erläuterte die aktuellen Herausforderungen beim Nützlingseinsatz im Tomatenanbau unter Glas. Durch die starke Vermehrung der "Weißen Fliege" im Sommer greift man inzwischen nicht mehr zu Spritzmitteln, sondern setzt Raubwanzen und Schlupfwespen zur Bekämpfung ein. "Die Schlupfwespen sind zwar relativ teuer, doch sie lassen sich schnell ausbringen, man hat keine Wartezeiten, keine Rückstände und vor allem kein Gesundheitsrisiko", erklärte Tygges. "Man spricht hier von integriertem Pflanzenschutz."
Der Einsatz der Hummeln bringt den Gärtnern einen höheren Ertrag, gleichmäßigere Tomaten und einen weiteren Vorteil: Hummeln sind selbst bei schlechten Wetterverhältnissen aktiv und das ganze Jahr verfügbar. "Die Albertshöfer Gärtner, sind echte Minimalisten in Sachen Pflanzenschutz", bestätigt Sybille Tygges und schmunzelt.
Die erste Gurkensämaschine und Stabsteckmaschine Albertshofens steht seit drei Wochen im Betrieb von "Jungpflanzen-Ger-nert". Wie mit Geisterhand werden die Steinwolltöpfe mit Wasser getränkt, die Gurkensamen werden automatisch in die vorgestanzten Löcher eingelegt, dann werden die Töpfe mit einem Stab versehen, damit die Gurken beim Wachsen Halt finden - und nach der Aufnahme der fertigen Töpfe auf eine Rückemaschine geht`s los in die vorgesehene Parzelle des Treibhauses zum Wachsen.

Zeit- und Personaleinsparung

"Ein großer Schritt zur Arbeitseinsparung von Personal", erzählt Seniorchef Gerd Ger-nert. Es sei zwar eine Investition von 300 000 Euro, doch der Betrieb erfordere solche Anlagen. Die Folge: Von den vier deutschen Arbeitskräften, die im Frühjahr eingestellt wurden, ist nur noch eine Person da.
"Diese Maschine spart bei der Anfertigung von Steinwolltöpfen 50 Prozent Zeit ein und produziert in Spitzenzeiten in der Stunde 18 000 Gurkenpflanzen", berichtet Gernert. Von der Anzucht bis zur Auslieferung brauchen die Gurken 22 Tage. "Bei der jährlichen Herstellung von Gurkenpflanzen im siebenstelligen Bereich ist diese Stabsteckmaschine bestimmt kein Luxus", meint Gerd Gernert.
Die Gartenbauzentrale Main-Donau (GMD) ist der größte bayerische Erzeugerbetrieb mit 47 000 bis 50 000 Tonnen Gemüse-Umsatz. "Im letzten Jahr haben wir 20 Millionen Euro Umsatz geschafft", erzählt stolz der Vorstandsvorsitzende Heinz Wenkheimer. " Uns kommt es nicht darauf an, das billigste Produkt auf den Markt zu bringen, sondern das Beste! Unser Qualitätsmanagement erfüllt sämtliche Vorschriften und seit neuestem haben wir ein Markenzeichen zum Schutz der geographischen Herkunft - lauter rot-weiße Kartons!"
Im Moment warten in einer neuen Halle der GMD 120 000 duftende Kräuter-Töpfe auf ihren Verkauf in dieser Woche. "Sechzehn verschiedene Sorten sind dabei im Angebot", informiert der Betriebsinhaber von "Küchenkraut und Gartenkunst", Jan Will. Problematisch ist für ihn nur im Moment das Gießen der Kräuter. Diese wachsen bei den tropischen Temperaturen noch viel schneller als sonst. Zehn Wochen - je nach Sorte - brauchen sie vom Erzeuger zum Kunden.
"Insgesamt verlassen jährlich 1,5 Millionen Kräuter- und Gewürzpflanzen den Betrieb. Von Arnika bis Zitronengras sind es ungefähr 120 verschiedene Sorten", erzählt Will.



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