Trend: Glückliche Hühner im eigenen Garten
Autor: Julia Lucia
Volkach, Mittwoch, 17. April 2019
Der Trend geht zum Huhn. Eindeutig. Immer mehr halten sich das Federvieh im Garten. Kein Problem, auch in einem Wohnbaugebiet – wäre da nicht der krähende Hahn.
"Ich wollt, ich wär' ein Huhn, ich hätt' nicht viel zu tun", sangen die Comedian Harmonists 1936. Das mag vielleicht für Hühner gelten, aber nicht für ihre Halter. Ute Freibott kennt sich da aus. 14 Hennen hält die Volkacherin im Garten bei ihrem Elternhaus. Eine Stunde am Tag ist sie mindestens bei den Tieren, auf die sie ein Loblied singt: "Sind dankbar, pflegeleicht und gar nicht dumm." Das Leben mit Hühnern, die ähnlich wie Schweine Allesfresser sind, ist für Freibott nur konsequent. "Unser Grundgedanke ist, dass wir den Kreislauf schließen", erklärt sie. "Alle unsere Reste kriegen die Hühner. Auf Kartoffelschalen sind sie ganz scharf."
Doch auch italienisch wird gern vom Federvieh gefressen. Pasta mit Tomatensoße steht bei den Hühnern der Dr.-Karlheinz-Spielmann-Schule Iphofen ganz hoch im Kurs. Das verrät Lehrerin Nina Sahlmüller, die die Idee für die Schulhühner hatte. Seit vergangenem Jahr rennen Araucanas , Brahmas , Schwedische Blumenhühner , Cochins und noch etliche andere Rassen in einem Gehege auf dem Schulgelände umher. Viele haben buschige Federn an den Läufen. "Die mag ich einfach", sagt Sahlmüller, die auch privat Hühner hält, und lacht. Mit den vielen unterschiedlichen Tieren möchte sie den Kindern die Vielfalt zeigen, aber auch etwas gegen das Sterben seltener Rassen unternehmen. 20 Hühner gackern, flattern und scharren in Iphofen – und krähen, denn auch Hähne stolzieren umher.
1#googleAds#100x100Auf einen Hahn verzichtet Ute Freibott. Seit 20 Jahren halten die Freibotts Hühner in der Sommeracher Straße, kein reines Wohngebiet, doch den Nachbarn zuliebe, haben sie keinen Hahn in der Schar. Die 63-Jährige weiß warum. Als sie Kind war, hatten in der Nachbarschaft nicht nur ihre Eltern Hühner. Fing ein Hahn an zu krähen, schrien die anderen mit. "Das war ganz schön laut und meistens ziemlich früh", erinnert sie sich.
Auch ohne Hahn glücklich
Für glückliche Hühner ist ein Hahn nicht unbedingt nötig. Das erklärt Stefanie Kümmel, Fachberaterin für Geflügelhaltung bei der Geflügelzucht in Kitzingen in einem Seminar für angehende Hühnerhalter. "Hähne sind nicht leise und Hühner legen immer Eier", sagt sie. Bei Freilandhühnern passt der Hahn auf seine Hennen auf und schützt sie. "Ist kein Hahn da, gibt es ein dominantes Huhn", sagt die Fachfrau. "Es legt keine Eier mehr und es wächst sogar eine Art Kamm."
Diashows:
![]() |
![]() |
![]() |
Rein rechtlich darf ein Hahn in der Schar dabei sein, erklärt Claus Schmiedel, ebenfalls Fachberater für Geflügel. Doch gleich kommt das große Aber: "Als Faustregel hat sich durchgesetzt, dass zwischen abends 19 Uhr bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr kein Weckruf erschallen soll." Da er aber keinen Tipp hat, wie Hühnerhalter das Kikeriki in dieser Zeit verhindern können, rät der Fachmann dazu, mit den Nachbarn zu reden und im Zweifel lieber keinen Hahn zu halten. "Glücklich sind die Hühner trotzdem." Auf Eier aus dem eigenen Garten muss aber auch bei skeptischen Nachbarn keiner verzichten, da Geflügel als Kleintiere gelten und Kleintierhaltung im Wohngebiet erlaubt ist.
Etwa 500 private Hühnerhalter aus dem Landkreis sind beim Kitzinger Veterinäramt gemeldet. Hühner, auch wenn es nur zwei sind, müssen gemeldet werden. "Schutz, Untersuchungen und Informationen bei Vogelgrippe" sind hier Schmiedels Stichwörte. Außerdem müssen die Tiere gegen die NewCastle-Krankheit, auch als atypische Geflügelpest bekannt, geimpft werden. Nicht zu vergessen, der Tierschutz. Es ist genau festgelegt, wie viele Hühner pro Quadratmeter gehalten werden dürfen, wie viel Platz im Stall sein muss und wie sie geschlachtet werden müssen. Viel Theorie, die Kümmel und Schmiedel in Seminaren vermitteln. Doch viele Nachfragen bei der Geflügelzucht zeigen: Das Interesse an Eiern von eigenen Hühnern wächst.
Bis zu zehn Eier holt Freibott täglich aus den Nestern. Meistens sind ihre Enkel dabei, die mit Leidenschaft die Hennen füttern. Aufgeregt flattert ein Huhn durch den Garten. Enkelin Clara rennt ihm mit dem Besen hinterher, scheucht es Richtung Stall. Nur kurz dürfen die Hühner aus ihrem eingezäunten Gehege und im Garten nach Würmern und Larven picken. "Wo Hühner sind, ist danach alles platt", erklärt Freibott lachend. Ihr ist wichtig, dass die fünf Enkel mit Tieren aufwachsen und die Vielfalt der Natur sehen. "Nur zum Kuscheln sind die Hühner nichts."


