Druckartikel: Traum vom Neubau ist zerstört

Traum vom Neubau ist zerstört


Autor: Peter Pfannes

Escherndorf, Dienstag, 16. Oktober 2012

Deutlicher hätte die Abstimmung kaum sein können: Mit 17 Gegenstimmen entscheidet sich der Volkacher Stadtrat gegen den Neubau eines Souterraingebäudes in Escherndorf. Die Konzentration liegt jetzt auf der Neugestaltung des Dorfplatzes.
Noch ist der Dorfplatz in Escherndorf Großbaustelle. Im Untergrund wird nach wertvollen Relikten aus vergangenen Tagen gesucht. Sobald die Kirche saniert ist, wird mit der Neugestaltung des Dorfplatzes begonnen.  Fotos: Peter Pfannes


Enttäuschte Gesichter gab es am Montagabend in der Volkacher Stadtratssitzung bei den beiden Escherndorfer Stadträten Katrin Blendel (CSU) und Herbert Römmelt (FWG). Gegen ihre beiden Stimmen lehnte das Gremium den Neubau eines Souterraingebäudes für die Dorfgemeinschaft ihres Heimatortes einhellig ab. 17:2 lautete das deutliche Votum des Gremiums, das zahlreiche Escherndorfer Zuhörer zur Kenntnis nehmen mussten. Sichtlich gefrustet traten sie nach Abschluss des Tagesordnungspunktes die Heimreise an.
Nach dem Abriss des alten Schul- und Rathauses in der Ortsmitte von Escherndorf soll jetzt nur der Dorfplatz vor der Kirche neu gestaltet werden, so das Votum im Rat. Nach Abzug öffentlicher Zuwendungen belastet diese Maßnahme den Stadtsäckel mit 125 000 Euro. Ein neues Gemeinschaftsgebäude hätte der Stadt trotz erheblicher Zuschüsse vom Amt für Ländliche Entwicklung (250 000 Euro) und von der Pfarrgemeinde (86 000 Euro) unter dem Strich noch stolze 436 000 Euro gekostet. Die hohen Gesamtkosten für das Souterraingebäude (772 000 Euro) und die Befürchtung, dass es Folgekosten in Form von weiteren Anträgen aus anderen Ortsteilen geben könnte, gaben den Ausschlag für die Entscheidung, die nach gut einstündiger Diskussionsrunde fiel.
Sehr sachlich und ohne große Emotionen wurden die Argumente vorgetragen, die Zuhörerschaft verhielt sich mucksmäuschenstill.

Seinen Escherndorfer Mitbürgern dankte Römmelt nach der Entscheidung: "Es freut mich, dass die Leute ruhig geblieben sind."
"Das Thema beschäftigt den Stadtrat schon seit 20 Jahren", sagte Bürgermeister Peter Kornell (FWG) eingangs. Durch den finanziellen Ausstieg der Diözese Würzburg aus den gemeinsamen Planungen für ein neues zweigeschossiges Gebäude habe sich vor einigen Monaten eine neue Situation ergeben. Ein eingeschossiges Gebäude sei des Ortsbilds wegen nicht tragbar gewesen. In einem Arbeitskreis entstand die pfiffige Idee für ein Souterraingebäude unter dem neu zu gestaltenden Dorfplatz.
Die Vorplanungen für das moderne, 50 Quadratmeter große Dorfzentrum (plus Toilettenanlage) finanzierte die Stadt. Bei einem Ortstermin wurde ein Provisorium vor der Kirche errichtet, bei dem die Ratsmitglieder einen Eindruck vom Ausmaß des Gebäudes erhielten. "38 000 Euro würde die Diözese Würzburg für das Projekt beisteuern", gab Kornell das Ergebnis gemeinsamer Gespräche bekannt. Im Gegenzug unterstützt die Stadt die Pfarrgemeinde mit rund 80 000 Euro bei der anstehenden Außensanierung der Pfarrkirche.
In der Diskussionsrunde meldete sich Katrin Blendel zu Wort: "Wir brauchen das Gemeindehaus, denn das alte Rathaus war unser Zuhause." Damit sprach sie der Dorfgemeinschaft aus dem Herzen. Nach ihrer Ansicht sei das neue Souterraingebäude "mitten im Ort, barrierefrei und gut fürs Ortsbild". Zwar könnten Handwerker im Ort beim Innenausbau mithelfen, eine große finanzielle Eigenleistung der Bürger sei aber nicht möglich. "Wir müssen ja schon unsere Kirchenrenovierung stemmen", argumentierte Blendel. Ihr Escherndorfer Ratskollege Herbert Römmelt setzte sich ebenfalls für ein Gebäude unter dem Dorfplatz ein: "Escherndorf braucht diesen Raum dringend, um vital zu bleiben." Er bat seine Ratskollegen "nicht aufs Geld zu schauen" und für das Souterraingebäude abzustimmen.
Blendel und Römmelt fanden in der Ratsrunde allerdings keine Befürworter. "Das ist doch viel zu teuer und für das Ortsbild wäre ein freier Platz von Vorteil", bemerkte Robert Amling (FWG). Er befürchtet hohe Folgekosten, denn "anderen Stadtteilen müsste man das gleiche Recht zugestehen". Durchaus Gefallen an dem modernen Gebäude hat Dieter Söllner (SPD) gefunden, "wären da nicht die hohen Kosten für eine sehr kleine Fläche". "Ein Privatmann würde niemals so viel Geld pro Quadratmeter Nutzfläche investieren", sagte er. Heiko Bäuerlein (CSU) meinte: "Mir gefällt ein abgestufter Platz besser." Auch Bürgermeister Kornell sprach sich gegen das Souterraingebäude aus. Kosten und Nutzen stünden in keinem Verhältnis. Er schlug vor, als Gemeinschaftshaus andere vorhandene Räumlichkeiten im Dorf zu nutzen wie beispielsweise den Saal der Gasthaus Krone eG.
Nachdem das Souterraingebäude mehrheitlich abgelehnt war, brachte das Gremium in einem zweiten Beschluss einstimmig die Neugestaltung des Platzes vor der Kirche auf den Weg. Der Dorfplatz kostet 390 000 Euro. Davon übernehmen das Amt für Ländliche Entwicklung voraussichtlich 195 000 Euro und die Pfarrgemeinde 70 000 Euro. Der Zeitplan sieht vor, dass zunächst die Planung fertiggestellt wird. Sobald die Kirchenrenovierung abgeschlossen ist, soll mit der Gestaltung des Dorfplatzes begonnen werden. Dabei werden der Dorfbrunnen und die Kreuzigungsgruppe versetzt.