Sturmschäden: Neue Kirchturmspitze kommt im Sommer
Autor: Michael Mößlein
Stadelschwarzach, Sonntag, 10. März 2019
"Fabienne" hat in Stadelschwarzach im September schwere Schäden angerichtet. Eine Großbaustelle ist jetzt abgeschlossen. Auch für den Kirchturm gibt es gute Nachrichten.
Vor knapp einem halben Jahr hat Sturmtief "Fabienne" am frühen Abend des 23. Septembers Stadelschwarzach mit voller Wucht getroffen. Die Schäden, die Windböen im Ort angerichtet haben, waren gewaltig. Rund 50 Gebäude waren betroffen . Fast wie durch ein Wunder gab es keine Verletzten.
Bundesweit für Aufsehen sorgten zwei Szenen aus Stadelschwarzach: Mitten im Altort hatte die rund 400 Jahre alte St.-Bartholomäus-Kirche ihre Kirchturmspitze verloren, der Wind hatte den Dachstuhl auf ein Nachbargrundstück geweht. Und am Ortsrand Richtung Laub hatte der Wind vier große Hochspannungsmasten umgeknickt wie Streichhölzer.
Dächer zeigen noch die Spuren des Sturms
Seitdem hat sich in Stadelschwarzach viel getan. Die Einwohner hatten noch am Abend des Unglückstags begonnen, die dringendsten Schäden zu beseitigen. Wer sich im Ort genauer umschaut, der sieht die vielen, kaum vernarbten Wunden, etwa die hellen Flecken in den Dachflächen, wo die neu eingesetzten Ziegeln sich von den alten abheben. Auch rund um die Pfarrkirche liegen vereinzelt noch Scherben herabgefallener Biberschwanzziegel. Und auf der Rückseite liegt der Schutt eines im Sturm eingestürzten Nebengebäudes.
Die größte aller verbliebenen Wunden sieht derjenige, der seinen Kopf in den Nacken legt: St. Bartholomäus ist noch immer ohne Turmhelm. Doch nicht mehr lange, so hofft Pfarrer Peter Göttke von der Pfarreiengemeinschaft Kirchschönbach-Stadelschwarzach-Wiesentheid, dann wird der Wiederaufbau der Turmspitze beginnen. "Es wird wohl im Sommer losgehen", sagt Göttke – wenn es Handwerker gibt.
Die Arbeiten am Kirchturm verlangen Fachleute
Mit "Mitte des Jahres" rechnet auch Architekt Georg Böswald-von Brunn aus Rottendorf (Lkr. Würzburg). Bis Ende März dürfte der Baubehörde die Eingabe vorliegen. Dann sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden, wobei der Architekt hofft, für die Zimmermannsarbeiten zeitnah Firmen zu finden, die Kapazitäten offen haben. Denn so eine Kirchturmspitze wiederherzustellen, das verlangt spezielle Fachkenntnisse, die nicht jede Firma anbietet.
Diashows:
![]() |
![]() |
![]() |
Doch nach welchen Plänen entsteht denn die neue Spitze, der der Fortgewehten möglichst haargenau gleichen soll? Schließlich sind von der früheren Turmspitze keine Baupläne überliefert , berichtet Pfarrer Göttke. Der Architekt behilft sich mit Fotos des Originals, von denen sich die Höhenverhältnisse des Kirchturms samt Dach im Vergleich zum Langhaus gut ableiten lassen. Um das Traggerüst der Turmspitze wiederherzustellen, begutachtet er andere Kirchtürme aus der Zeit, in der der Stadelschwarzacher Kirchturm entstand. Denn die Art und Weise, wie Fürstbischof Julius Echter (1545-1617) Kirchtürme in seinem Bistum errichten ließ, ist grundsätzlich sehr ähnlich, schildert der Architekt, und zum Glück nicht sonderlich kompliziert. Wegen ihrer Form tragen die Türme mit vier steilen Dachseiten auch eine gemeinsame Bezeichnung: Echter-Spitzhelme.
Pfarrer: Modernes Turmdach wäre "spannend"
Dass die neue Turmspitze eine Kopie der vorherigen wird, ist Linie eine Vorgabe des Landesamts für Denkmalpflege, berichtet der Pfarrer: "Eine Alternative wurde nicht zugelassen." Dabei hätte er einen modernen Abschluss, etwa in Form des flachen Notdachs mit dem aufgesetzten 1,5 Meter hohen Kreuzes , das der Turm derzeit trägt, ebenfalls "spannend" gefunden.