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Stromsparen in der Wiesentheider Kläranlage


Autor: Sabine Berthold

Wiesentheid, Freitag, 12. Juli 2013

Rund 200 000 Euro hat der Umbau der Kläranlage gekostet, ein Jahr hat er in gedauert und nun läuft wieder alles optimal. Davon konnten sich die Gemeinderäte von Wiesentheid am Donnerstag bei einer Ortsbesichtigung überzeugen.
Seine Anlagen fest im Griff hat Hugo Deppisch. Bei einem Ortstermin erklärte er den Wiesentheider Gemeinderäten - im Bild Bürgermeister Werner Knaier und Heinrich Wörner - was sich seit dem Umbau in der Kläranlage verändert hat. Foto: Berthold


Klärwärter Hugo Deppisch führte die Räte durch sein Reich. Wie in einem Whirlpool werden die Abwässer in den beiden Belebungsbeckenbecken nicht mehr durch umherfahrende Arme, sondern durch ein Belüftungssystem am Boden des Beckens in Bewegung gehalten. "Der Sauerstoff wird stoßweise und nur so lange wie es nötig ist eingeblasen, also bis die Sauerstoffsättigung erreicht ist. Dann schaltet die Anlage automatisch ab. Das spart enorm viel Strom", erklärt er. Wo früher noch 600 bis 720 Kilowatt Strom pro Tag verbraucht wurden, reichen jetzt zwischen 30 und 420 Kilowatt - durchschnittlich gerade mal ein Drittel. "Das spart im Jahr ganze 50 000 bis 60 000 Kilowatt", hatte Bürgermeister Werner Knaier gleich Zahlen parat.

Die Rohrleitungen für das Gebläse wurden auf kurzen Wegen neu verlegt, die Rohre praktischer Weise als zusätzliches Geländer um das Becken gelegt.

Die Anlage hat die Gesamtnote A erhalten bei den Prüfungen, was bedeutet, das wenig Abwasserabgaben gezahlt werden müssen.

Die anfallenden 2500 Kubikmeter Klärschlamm werden jährlich in der Landwirtschaft ausgebracht. Einzig die meterlangen Schnecken, die das ankommende Wasser mit all dem Abfall über den Rechen nach oben befördern, müssen regelmäßig ausgetauscht werden. "Das liegt am vielen Sand, den wir im Abwasser haben", ergänzt Deppisch. Und über die Klöße, die oft nach dem Wochendende im Zulauf landen, ärgert er sich. "Das zieht die Ratten an", warnt er seine Mitbürger, Lebensmittel nicht über das Kanalsystem zu entsorgen.

Bei dem letzten Hochwasser hat die neue Anlage ihre Bewährungsprobe schon bestanden. Mit 70 Liter pro Sekunde hat die Anlage "null Probleme", wie der Klärwärter stolz verkündete. Kommen große Wassermengen an, wird ein Vorbecken, das normalerweise leer ist, als Puffer geflutet. Zusammen mit dem Aufstaukanal fasst es dann 5000 Kubikmeter.

Auch die Frage Michael Rückels, wie schnell nach einem Unfall Gefahrstoffe aufgehalten werden können, konnteDeppisch beantworten. "Ein solchen Fall hatten wir bereits. Innerhalb einer halben Stunde war die Anlage dicht, der auslaufende Diesel wurde im Vorbecken aufgehalten und konnte gebunden werden."

Auch die Natur kann sich an der Wiesentheider Kläranlage freuen. Als letzte Station im System der Kläranlage läuft das Wasser durch ein Biotop.