Druckartikel: Straßensanierung in Volkach sorgt für Ärger

Straßensanierung in Volkach sorgt für Ärger


Autor: Peter Pfannes

Volkach, Mittwoch, 10. Juli 2013

Die Erneuerung der Dr. Eugen-Schön-Straße bleibt ein bitterer Zankapfel zwischen den Anwohnern und der Stadt Volkach. Der zeitliche Verzug ist nur ein Problem.
Großbaustelle: Die Dr. Eugen-Schön-Straße in Volkach. Foto: Pfannes


Im Vorfeld der Maßnahme sprachen sich die Anlieger gegen eine umfangreiche Sanierung aus. Der Stadtrat entschied sich aufgrund der hohen staatlichen Zuschüsse trotzdem für diese Variante. Nach dem Baustart vor ein paar Wochen sind die Anrainer erneut erzürnt. Sie sind mit dem aktuellen Baufortschritt unzufrieden. "Die Baustelle wird von den Anwohnern mit kritischen Augen beobachtet" informierte Bürgermeister Peter Kornell (FWG) am Montagabend im Stadtrat. Weil laut Kornell "oft Mist erzählt wird", lud er Planer Arno Weimann vom Ingenieurbüro Weimann Baur Consult aus Dettelbach in die Sitzung ein, um über den aktuellen Sachstand und den Bauzeitenplan zu berichten.

Natürlich waren auch die treuen Baustellenbeobachter zahlreich in der Sitzung erschienen, um ihrem angestauten Ärger freien Lauf zu lassen.

Bevor die Debatte beginnen konnte, musste Kornell zunächst einen jugendlichen Zuhörer darauf aufmerksam machen, dass das Mitschneiden der Sitzung auf Tonträger nicht erlaubt ist. Herbert Römmelt (FWG) hatte Sebastian Kreuzer aus der Dr. Eugen-Schön-Straße dabei beobachtet, wie er sein Diktiergerät gen Gremium richtete. Der junge Mann versprach, die Aufnahme unverzüglich zu löschen.

"Es ist augenscheinlich, dass wir etwas im Bauverzug sind", gestand Arno Weimann ein und versuchte etwas Schärfe aus den Diskussionen der letzten Tage zu nehmen. Rund zwei Wochen seien die Baufirmen hinten dran. Mitte August sollen die Bauarbeiten im Bauabschnitt I, der vom Oberen Markt kommend bis zur Einmündung der Obervolkacher Straße an der Apotheke geht, fertig sein. Als Gründe für die Verzögerungen nannte Weimann die starken Regenfälle. Außerdem seien den Bauarbeitern alte, unbekannte Kabelleitungen in die Quere gekommen, deren Herkunft untersucht werden musste. Schwierig habe sich ferner die Suche nach den genauen Standorten der Hausanschlüsse gestaltet.

Peter Graf Finck von Finckenstein, der sich bei der Diskussion um die Bauvarianten im Vorfeld als Sprecher der Anwohner hervortat, und Paul Martin wussten weitere Gründe. Weil die Markierungen für die alten Abwasserkanäle auf der Fahrbahn und auf den Gehwegen nicht angebracht waren, hätte die Baufirma teilweise an den falschen Stellen bis zu drei Meter tiefe Löcher gegraben. "Das hat zu Mehraufwand und damit zu mehr Kosten geführt", so Finckenstein. Die hohen Ausgaben für das Projekt sind dem Anrainer schon lange ein Dorn im Auge. Mit Adlersaugen inspiziert er seit Baubeginn die Baustelle. "Ich befürchte, dass die Kosten von 1,5 Millionen Euro nicht ausreichen" prophezeite Finckenstein.

Bei der Frage nach möglichen Altlasten fühlt sich der Beschwerdeführer vom Ingenieurbüro "verkauft". Jetzt müssten Teerkontaminationen teuer entsorgt werden.

Schwere Zeit für die Geschäfte

Eine schwierige Situation für sein Sportgeschäft erlebt derzeit anscheinend auch Thomas Stöckert, der durch die Sperrung der Dr. Eugen-Schön-Straße und die Baustelle erheblich in seinem Geschäftsbetrieb beeinträchtigt ist. Ihm ist die Einhaltung des Zeitenplans besonders wichtig und er zeigte sich im Stadtrat enttäuscht vom Planer. "Herr Weimann, Sie nehmen Zeitverzögerungen billigend in Kauf", sagte er. Der Gewerbetreibende empfand es als "sehr bedauerlich, dass unsere Behelfseinfahrt mit einer Verzögerung von eineinhalb Monaten jetzt erst eingerichtet wurde, trotz schriftlicher Zusage, dass während der gesamten Bauphase diese Einfahrt zur Verfügung steht" Der Umstand, dass die ausführende Baufirma Mitte August auch noch zwei Wochen Betriebsferien nimmt und Weimann davon nichts gewusst haben will, brachte Stöckert in Rage.

Planer Weimann machte die Anwesenden darauf aufmerksam, dass er als Bauaufsicht nicht in den Bauablauf einer Baufirma eingreifen darf. "Sonst bin ich haftbar." Der veranschlagte Kostenplan werde momentan eingehalten. Wenig Verständnis für den Ingenieur empfand Stadtrat Franz Heilmann (CSU): "Da waren teilweise nur zwei Leute auf der Baustelle. Die Bauaufsicht muss den Baufirmen mehr auf die Finger schauen." Kornell versuchte indes den Streit zu schlichten: "Man sollte uns nicht unterstellen, dass wir absichtlich Mist machen. Wir tun alles nach bestem Wissen und Gewissen."

Im Blick nach vorne verdrängte nach gut einer Stunde wieder die Sachlichkeit die Emotionen. Im zweiten Bauabschnitt wird die Dr. Eugen-Schön-Straße von der Einmündung der Obervolkacher Straße bis zur Schubert-Straße ab Ende August erneuert. "Die Lage der Kanäle sollte beim weiteren Baufortschritt schon vorher genau untersucht werden", schlug Anwohner Paul Martin vor.

Bei der Beleuchtung will sich der Stadtrat auf das Notwendige beschränken, um Kosten zu sparen. Ausreichend ausgeleuchtet wird der neue Fußgängerüberweg an der Apotheke. Auf Kornells Frage, ob die Baufirma Leerrohre für künftiges ultraschnelles Internet in die Häuser legen soll, kam aus den Zuhörerreihen kein positives Feedback. Auch wenn Dieter Söllner (SPD) sich befürwortend dazu äußerte - "das zahlt sich langfristig aus und steigert den Wert ihrer Häuser" - wollte keiner der anwesenden Anwohner die dafür notwendigen 1000 Euro aufbringen.

Bestückt werden die Anwesen auf alle Fälle mit neuen Stromanschlüssen. Die Überlandzentrale Lülsfeld reißt die alten Leitungen heraus und erneuert sie.