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Straßenausbau ist in Sulzfeld nicht erwünscht


Autor: Tom Müller

Sulzfeld am Main, Mittwoch, 15. Mai 2013

Die Staatsstraße 2270 zwischen Segnitz und Sulzfeld soll ausgebaut werden. Der Gemeinderat und die Bürger von Sulzfeld lehnen die Pläne ab. Mit einem Forderungsplan hofft man, das Schlimmste zu verhindern.


"Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien?" Wer die Asterix-Geschichten kennt, weiß wie es weitergeht. "Ein kleines Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten." Die Geschichte findet auch in unserer Zeit ihre Parallele. Im aktuellen Fall steht die Gemeinde Sulzfeld stellvertretend für die schlauen Gallier und das Staatliche Bauamt in Würzburg für die Römer. Das Streitobjekt ist der Ausbau der kurvenreichen Staatsstraße 2270 zwischen Segnitz und Sulzfeld.
"Durch den Ausbau der Straße geht nicht nur ein idyllischer Maintalabschnitt verloren, sondern die neue Straßenführung wird zu einer besonders übersichtlichen Rennstrecke mit deutlich höheren Fahrgeschwindigkeiten", heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde.

Der Satz fasst im Wesentlichen die Kritik sowohl des Gemeinderats als auch einer Gruppe streitbarer Bürger zusammen, die mit großem Interesse an der Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag teilnahmen. Sie führen noch weitere Argumente gegen den Ausbau der 3,6 Kilometer langen Strecke an: "Es wurden Unsummen ausgegeben, um die Mainlände zu einem Erholungsgebiet zu gestalten", betont Astrid Franssen aus der Gruppe der Bürger, die gegen das auf 5,6 Millionen Euro geschätzte Straßenprojekt zu Felde zieht. "Für uns, die wir im dicht bebauten Altort wohnen, ist das unser Garten. Wenn erst einmal der Schwerlastverkehr durchbrettert, ist der Erholungswert dahin." Weitere Probleme werden bereits am Ortseingang befürchtet. "Die Freiwillige Feuerwehr wird künftig nur noch zur Staatsstraße hin ausrücken", gibt Bürgermeister Gerhard Schenkel zu Bedenken. "Wenn von Segnitz aus jemand mit 100 Sachen auf den Ort zufährt, entsteht ein unkalkulierbares Gefahrenpotential."

Diplomatie gefragt

Selten waren sich Bürger und Gemeinderat so einig wie in diesem Fall. Schenkel mahnt aber zur Mäßigung: "Wenn wir jetzt frontal auf die Barrikaden gehen, erreichen wir im schlimmsten Fall vielleicht gar nichts." Hier liegt die größte Angst der Straßengegner. Mit anderen Worten: Was kümmert die Römer, die eine Straße bauen wollen, die Wünsche und Befürchtungen eines kleinen Dorfes? Schenkel will im Gespräch mit dem Staatlichen Bauamt daher Diplomatie walten lassen.
Mit einem Sieben-Punkte-Forderungskatalog entsandte ihn der Gemeinderat in den Kampf mit den "Römern". Punkt 1 dieser Forderung formuliert die Ablehnung des Ausbaus in der geplanten Form. Eine Fahrbahnbreite von 5,50 Metern für täglich 3000 Pkw und 60 Lkw wird als ausreichend erachtet. Des Weiteren wird angeregt, den Ausbau am derzeitigen Baustand der Straße zu orientieren. Lediglich zwei bis drei Kurven müssten geringfügig geschliffen werden, um die Straße ohne große Veränderung in der vorgesehenen Trasse zu halten. Die Geschwindigkeit auf der Strecke solle auf 80 km/h begrenzt werden. Um die Geschwindigkeit am Ortseingang sicher zu drosseln, müsse ein Kreisverkehr gebaut werden. Dieser böte Lkw und Bussen auch die Möglichkeit, im Ortsbereich elegant wenden zu können. Im gesamten Streckenabschnitt des Wasserschutzgebiets wird ferner ein Verbot für Gefahrenguttransporte gefordert.
"Wenn die Planung erst mal steht, wird sie irgendwann sicher realisiert", begründet Bürgermeister Schenkel die frühzeitige Opposition gegen die Ausbaupläne. Noch fährt schließlich kein römischer Kampfwagen bzw. ein staatlicher Bagger vor Sulzfelds Stadtmauer vor. Bis dato steht ein Vorentwurf, der technisch und wirtschaftlich geprüft werde. Als frühestmöglicher Baubeginn gilt 2021.
Den Bürgern freilich wäre eine ganz andere Lösung am liebsten. "Überall werden Umgehungsstraßen gebaut", gibt Astrid Franssen zu bedenken, "und wir debattieren hier über eine Hauptverkehrsader, die noch mehr Verkehr in den Ort hineindrückt." Es darf damit gerechnet werden, dass die Debatte an Schärfe zunehmen wird.