Schwitzen fürs Podest
Autor: Julia Volkamer
, Samstag, 01. Sept. 2012
Daniela Neumann kletterte in kurzer Zeit ganz noch oben - und wurde in Kroatien Vize-Weltmeisterin.
Ein bisschen geschafft sieht sie schon aus - aber sie ist auch glücklich. Die schwarz-rot-goldene Fahne um die Schultern und ihre Urkunde in der Hand steht Daniela Neumann auf dem Podest. Gerade ist sie Vize-Weltmeisterin im Kickboxen geworden - und die ganze Crew aus Unterfranken springt um sie herum, will ihr gratulieren, sie ganz fest drücken. Dass die Sportkollegen zwischen zwölf und 15 Jahre alt sind, stört da überhaupt nicht. Sie alle sind Kickboxer, und unheimlich stolz auf das, was sie bei der Weltmeisterschaft im kroatischen Varazdin geschafft haben.
Daniela Neumann hat auch Tage nach der Siegerehrung die Bilder noch vor Augen. Die
Geesdorferin ist sozusagen Quereinsteigerin in den Kampfsport, kam erst durch ihren Sohn (wieder) in Kontakt mit Kickboxen. Innerhalb von nur drei Jahren hat sie sich bis ganz nach oben gekämpft - mit Disziplin, Selbstvertrauen und Selbstbehauptung.
Drei Säulen des Kickboxen
Das sind die drei wichtigsten Säulen des Kickboxen, das verschiedene Bestandteile des Karate, des Taekwondo und des Boxens vereint. Was vordergründig nach Schlägerei und Prügel aussieht, setzt vor allem eines voraus: mentale Stärke.
Das weiß auch Georg Müller, Betreiber der gleichnamigen Kampfsportschulen in den Landkreisen Schweinfurt und Kitzingen und überzeugter Kampfsportler. Er findet es sehr schade, dass die Sportart dermaßen an den Rand gedrängt und damit zu Unrecht verkannt wird. "Man wird garantiert nicht erleben, dass ein Kampfsportler in eine Prügelei verwickelt ist - und wenn doch, dann nur, um sich zu verteidigen."
Respekt und Disziplin gehören nämlich genauso zum Kickboxen wie Schnelligkeit, Ausdauer und Muskelkraft. Darüber hinaus ziehen sich diese Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Kampfsportler-Dasein auch wie ein Faden durch den Alltag. "Ein Stück weit hat sich mein Leben schon verändert, nachdem ich mit dem Kickboxen angefangen habe", erinnert sich Daniela Neumann. Nicht unbedingt deswegen, weil Sohnemann Markus erst einmal wenig Begeisterung für das neue, gemeinsame Hobby zeigte, sogar ein bisschen sauer auf sie war. Sie geht heute mit einer anderen Sichtweise an Dinge heran, handelt besonnen und durchdacht.
Als Bundestrainerin unterwegs
Vor allem auch, wenn sie sich als Trainerin mit dem Nachwuchs beschäftigt. In diesem Amt hat sie die deutsche Auswahl in ihrer Obhut, reist durch das ganze Land und auch weit über die Grenzen hinaus. Finanzielle Unterstützung bekommt sie dafür nicht. "Es geht zum Großteil aus der eigenen Tasche", erzählt die 44-Jährige, möchte die Aufgabe aber auch nicht mehr missen. Insgesamt fühlt sie sich in ihrer Disziplin unheimlich gut aufgehoben. "Ich habe schnell festgestellt, dass ich gut wegstecken, aber auch gut austeilen kann" - die besten Voraussetzungen für eine Karriere im Kickboxsport. Auch ihr Umfeld hat sich inzwischen an ihr neues Hobby gewöhnt - und war sehr stolz auf die außergewöhnliche Leistung.