Norman Struckmann will weiter Klassensiege feiern

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Daumen hoch für die neue Saison 2013. Norman Struckmann will heuer die komplette Bergrennserie durchfahren. Foto: Gerd Ludwig
Daumen hoch für die neue Saison 2013. Norman Struckmann will heuer die komplette Bergrennserie durchfahren. Foto: Gerd Ludwig
Sieger-Pokale sammelte Norman Struckmann 2012 einige. Foto: Gerd Ludwig
Sieger-Pokale sammelte Norman Struckmann 2012 einige. Foto: Gerd Ludwig
 
Norman Struckmann zeigt die vielen Verstrebungen. Diese hat er in seinen Bergrenner geschweißt, um ihn sicherer und stabiler zu machen.
Norman Struckmann zeigt die vielen Verstrebungen. Diese hat er in seinen Bergrenner geschweißt, um ihn sicherer und stabiler zu machen.
 
Im Winter steht er nur in der Halle: Struckmanns Ford Escort Cosworth. Foto: Gerd Ludwig
Im Winter steht er nur in der Halle: Struckmanns Ford Escort Cosworth. Foto: Gerd Ludwig
 
Blick auf die Unterseite des Bergrenners. Foto: Gerd Ludwig
Blick auf die Unterseite des Bergrenners. Foto: Gerd Ludwig
 
Blick ins Cockpit des Ford Escort Cosworth. Foto: Gerd Ludwig
Blick ins Cockpit des Ford Escort Cosworth. Foto: Gerd Ludwig
 
Runter mit der alten Bremsscheibe. Foto: Gerd Ludwig
Runter mit der alten Bremsscheibe. Foto: Gerd Ludwig
 
Gleich wird die neue Bremsscheibe angepasst. Foto: Gerd Ludwig
Gleich wird die neue Bremsscheibe angepasst. Foto: Gerd Ludwig
 
Norman Struckmann mit Rennmütze. Foto: Gerd Ludwig
Norman Struckmann mit Rennmütze. Foto: Gerd Ludwig
 
Norman Struckmann will heuer die komplette Bergrennserie durchfahren. Foto: Gerd Ludwig
Norman Struckmann will heuer die komplette Bergrennserie durchfahren. Foto: Gerd Ludwig
 
Überall muss noch Hand angelegt werden. Foto: Gerd Ludwig
Überall muss noch Hand angelegt werden. Foto: Gerd Ludwig
 

Er hat sich dem Bergrennsport verschrieben: Norman Struckmann (33) vom Automobilclub (AMC) Kitzingen fährt mit voller Motivation immer erfolgreicher Bergrennen und feierte in der letzten Saison Klassensiege. Heuer will er angreifen.

Wenn Schnee auf den Bergkuppen liegt, Kälte und Eis das Land im Griff haben, was macht ein Bergrennfahrer im Winter? - Er schraubt. Tatort Etwashausen, eine ehemalige Werkshalle. Norman Struckmann liftet seinen graublauen Ford Escort Cosworth auf der eigenen Hebebühne nach oben. Die Bremsscheiben des 350 PS starken und 1035 kg schweren Boliden müssen gewechselt werden. Struckmann fährt Bergrennen, nicht mit dem Etat und den Ambitionen seines Kitzinger AMC-Vereinskollegen Klaus Hoffmann, dem aktuellen Deutschen Bergrennmeister. "Dazu ist das Auto zu schwach. Ich konzentriere mich auf den KW-Bergcup und Klassensiege." Das klappte 2012 sehr gut.
Struckmann verbindet einiges mit Hoffmann. Dessen Nichte, Nicole Hartmann, ist die Freundin des 33-Jährigen. "Sie brachte uns die Autos zum Reparieren, als ich beim Bosch-Dienst in Kitzingen arbeitete", sagt Norman Struckmann, mittlerweile Kfz-Techniker-Meister und Betriebswirt des Handwerks.
Seit fünfeinhalb Jahren ist er Bordnetzentwickler bei Leoni für einen deutschen Premium-Hersteller, den auch sein größter Konkurrent, Markus Wüstefeld, fährt. "Der ist mit seinem 190er Mercedes schon eine Hausnummer. Ich will immer weiter an ihn herankommen", beschreibt der Rennfahrer seine Motivation. In seinem umgebauten Ford.
Früher fuhr Hoffmann die gleiche Marke wie sein Vereinskollege, ehe er einen Opel der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft bekam. Struckmann dagegen entwickelt seinen
,Cossi' - wie der Wagen liebevoll bezeichnet wird - weiter.
"Es muss alles finanzierbar sein, für den Rennsport Kredite aufnehmen - das werde ich nicht." Es sei ein Hobby. "2004, 2005 bin ich sporadisch Kart gefahren. Im Winter ´05/06 haben wir das Auto aufgebaut." Aus alten Teilen von Klaus Hoffmann, der damals die Klasse gewechselt hatte, und einer Karosse, mit der sich ein Irländer im Zielbereich des Rennsteigrennens überschlagen hatte. "Die haben wir auf die Richtbank gestellt und wieder fahrbereit gemacht."
Als 27-Jähriger trat Norman Struckmann 2006 dem Automobilclub Kitzingen bei und startete erstmals mit dem runderneuerten Wagen beim vorletzten Saisonrennen. In Eichenbühl. "Das war recht lustig. Vier Mal bin ich im Wertungslauf hochgefahren. Jedes Mal dachte ich, jetzt habe ich es endlich geschafft und dann kam wieder die rote Fahne - Rennen abgebrochen." Doch der Rennpilot sah auch seinen Vorteil: "Vier Mal durfte ich mit dem neuen Auto den Start üben."
Neidisch auf Klaus Hoffmann? - Struckmann schüttelt energisch den Kopf: "Ich gönne es ihm, wie er das gemacht hat und wo er jetzt steht. Das hat er sich in seiner Karriere hart erarbeitet, die er seit 1983 pflegt. Eine beachtliche Leistung." Der Klaus sei damals mit seinem Escort Stück für Stück reingewachsen, ähnlich wie er jetzt.
Außer den verschiedenen Rennklassen sieht Norman Struckmann wenig Unterschiede: "Wir bereiten uns sehr akribisch vor und stimmen uns oft ab. Wir analysieren viel per Video und sind an den Rennwochenenden recht eng beisammen. Ich gehöre mit in das Hoffmann-Team." Kommende Saison habe er Andreas Dietz und Annabell Hartmann - die Tochter seiner Freundin - dabei.
Joshua Minte, ein Ziehsohn Hoffmanns, unterstütze ihn ab und zu bei der Vorbereitung. "Auch der Klaus hat mir schon geholfen, die Übersetzungen zu wechseln - das geht Hand in Hand." Wenn allerdings die Leute nicht da seien, müsse er es alleine machen. "Man kriegt schon es hin, aber wie."
Zwei Klassensiege hat Norman Struckmann, in Gera geboren und 1991 nach Würzburg gekommen, in der Saison 2012 gefeiert. In der Gruppe H, für Fahrzeuge über zwei bis dreieinhalb Liter Hubraum. Zwischen fünf und zehn Konkurrenten galt es zu bezwingen. Sechs Mal startete der nun in Großlangheim Wohnende. Gewonnen hat er in der Schweiz (Oberhallau) und beim Saisonfinale in Mickhausen. Zweiter in Eichenbühl, jeweils Dritter in der Rhön (Hauenstein) und in Glasbach, Vierter in Iberg, lautet seine weitere Bilanz.

Immer professioneller

"Am Anfang war es Gaudi, mal schauen, wie es klappt", beschreibt er. "Dann ist es immer professioneller geworden. Ich wollte sehen, wo ich in dem ganzen Haufen von Bergrennfahrern stehe." Nie hätte er daran gedacht, es hinzuschmeißen. "Wenn man einmal da drin saß, hat man Benzin im Blut."

Mit dem Kart begonnen

Norman Struckmann fing zuerst 2004, 2005 mit dem Kartfahren an, mit rund 35 PS unter dem Hintern. "Ein Heidenspaß, sich mit anderen Fahrern zu messen." Im Gegensatz zum Kart, dort starten alle Fahrer gleichzeitig, ist er nun allein auf der Piste, größter Gegner ist die Uhr. "Purer Nervenkitzel", sagt der 33-Jährige. Das große Interesse der Fans motiviert ihn, auf dem Berg könne er viele neue Leute kennenlernen und Kontakte knüpfen. Sein Ehrgeiz ist es, das Auto zum Rennen auf den Punkt fertig zu bekommen und sich selbst bestmöglich vorzubereiten. "Ich stehe am Start und muss die Geschichte auf den Punkt genau abspulen." Die Streckenkunde sei sehr wichtig. "Ich fahre die Straße mit dem Fahrrad ab und schaue mir gewisse Punkte aus verschiedenen Blickwinkeln an - besonders Kurven und die Beschaffenheit des Asphalts. Wo schalte ich, wo gebe ich Gas." Bei bekannten Strecken greife er auf Notizen vom Vorjahr zurück, welcher Reifendruck, welche Übersetzung.

Eigene Zeiten toppen

Heuer will er richtig angreifen, die eigenen Zeiten toppen. Das funktioniere nur, wenn er das Auto weiterentwickle. Und da hilft sein berufliches Know-How. Vor seiner Meisterschule absolvierte Struckmann Ausbildungen als Kfz-Elektriker und Service-Techniker. Nachdem er die Fahrerzelle mit vielen Verstrebungen stabiler und sicherer gemacht hatte, will er breitere Felgen und Reifen aufziehen. Mehr Grip soll auf die Antriebsachse vorne. Die Elektronik sei indessen über die Jahre gleich geblieben. Nur der Tacho könne nun als Kombi-Instrument die Daten von Drehzahl, Öldruck, Wassertemperatur aufzeichnen.

Komplette Saison durchfahren

Struckmanns Ziel ist, die komplette Saison durchzufahren. Bis zum 20./21. April soll das Auto fertig sein, wenn es am Schottenring (Hessen) an den Start geht. Dann soll die Konkurrenz geärgert werden. Er wünscht sich eine erfolgreiche Saison ohne größere Unfälle und körperliche Blessuren. Bis dahin muss er noch eine Menge schrauben, in der Halle. Schwere Metalltüren gegen leichten Kunststoff austauschen. Draußen stürmt und schneit es. Und Norman Struckmann werkelt am Grundstein für den nächsten Klassensieg.