Mit zehn Übungen zum goldenen Sportabzeichen

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Starterklappe, Maßband, Stoppuhr, Bälle, Kugeln : Alles haben Rudolf Kerkel und sein Team bereit, wenn die diesjährige Sportabzeichensaison beginnt. Foto: Gerd Ludwig
Starterklappe, Maßband, Stoppuhr, Bälle, Kugeln : Alles haben Rudolf Kerkel und sein Team bereit, wenn die diesjährige Sportabzeichensaison beginnt. Foto: Gerd Ludwig

Nur noch vier Leistungsgruppen und kein "Bayerisches" mehr: So funktioniert das "neue" Sportabzeichen.

Das Bayerische Sportleistungsabzeichen ist Geschichte, ab 2013 gibt es nur das Deutsche Sportabzeichen - und das zum 100-jährigen Bestehen des Wettbewerbs. "Bayern war bundesweit das einzige Land, das noch ein eigenes Sportabzeichen organisiert hat, nun hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) uns angeglichen", sagt Rudolf Kerkel, Chef der Prüfer des Kitzinger Stadtverbands für Leibesübungen.

Das Deutsche Sportabzeichen ist nun in drei Leistungsstufen aufgeteilt, für Männer und Frauen in der Art gleich, für die Damen aber mit geringeren Anforderungen. Bisher konnte der Sportler beim 'Bayerischen' je nach Leistung Bronze, Silber und Gold erreichen, während man beim Deutschen Sportabzeichen nach Häufigkeit diese Graduierungen erhielt. "Jetzt kann der Sportler je nach erzielter Leistung dies holen.
Damit hat man die Lücke, die durch das Wegfallen des ´Bayerischen´ entstanden ist, ein bisschen geschlossen", sagt Kerkel.

So glücklich seien die Prüfer aber nicht, früher hätten die Akteure mehr Leistungsanforderungen erfüllen müssen. "Zehn Übungen, wenn sie beide Sportabzeichen erwerben wollten", betont Kerkel.

Neu ist, dass es nur noch vier Leistungsgruppen statt bisher fünf gibt: Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft. Die vierte Gruppe bilden die so genannten Koordinationsübungen - hier werden unterschiedliche Bewegungsabläufe vom Körper verlangt, wie bei Hoch- und Weitsprung oder Schleuderball. Weggefallen ist das Schwimmen: "Da geht mir aber die Logik ab, denn der Sportler muss trotzdem seine Schwimmfähigkeit nachweisen. Entweder Schwimmen (bei Ausdauer und Schnelligkeit) oder aber Bestätigungen wie Fahrtenschwimmer, Grundschein etc. vorlegen", sagt der Kitzinger. Auch ginge eine Viertelstunde Dauerschwimmen. In der Übergangsphase würden zudem die Leistungen von 2012 für die nächsten drei Jahre als Schwimmnachweis gelten.

Kuriositäten

"Man muss nicht über alles meckern, was geändert worden ist. Es sind durchaus positive Dinge dabei. Aber auch Kuriositäten": Eine weitere sind für Kerkel die Laufstrecken für das reifere Alter. "Früher konnte man beim Deutschen Sportabzeichen 3000 m oder 5000 m laufen. Ab einem gewissen Alter waren die 5000 m wegen der Belastung der Gelenke gar nicht mehr in der Leistungstabelle enthalten. Wenn man jetzt die Leistungstabelle anschaut, darf eine 90-jährige Frau auch noch zehn Kilometer laufen", erzählt der Sportabzeichen-Boss.

Auch bei der Koordination habe man früher gesagt, dass der Sportler ab einem gewissen Alter den Standweitsprung absolvieren solle und nicht mehr den normalen Weitsprung, wegen der Belastung der Gelenke. "Jetzt haben sie den Zonenweitsprung für die Älteren erfunden. Vier Mal muss der Sportler springen, die Hälfte auch noch mit dem ungeübten Sprungbein", das belaste doch auch die Gelenke.Gut findet Rudolf Kerkel, die Veränderung der Altersgruppe 18-32. "Während diese früher nur eine einzige und die erste Gruppe bei den Erwachsenen bildete, sind dort nun Zwischenstufen eingegliedert. Gut gelöst." Denn es mache keinen Sinn, einem 18- und einem 30-Jährigen die gleichen Leistungen abzufordern. Wie Kerkel berichtet, sind die Altersgruppen bis zu 90 Jahren erweitert worden. Manche Koordinationsübung (Standweitsprung) firmiert jetzt als Kraftübung oder umgekehrt (Schleuderball). Die Sportarten seien größtenteils geblieben, einige neue hinzugekommen.

Testjahr 2013

Und wie wird alles Neue bei den Sportlern ankommen? "Ich bin mit meinen Prüfern einer Meinung, dass wir uns im ersten Jahr darauf konzentrieren, was wir bisher gemacht haben. Da wissen wir, dass wir es können - von der Leistung und der Abwicklung. Dann schauen wir weiter. Da lassen wir uns nicht reinreden", sagt Rudolf Kerkel. Auch der Verband in München bezeichne mittlerweile das Jahr 2013 als Testjahr: "Da sieht man doch, dass das alles mit heißer Nadel gestrickt worden ist." Nach deren eigener Aussage habe der Hauptverantwortliche und seine Stellvertreterin noch nie ein Sportabzeichen gemacht, sieht Kerkel einen Kritikpunkt. Aber er denkt auch positiv. "Gut, dass man weiterhin Varianten bei den Übungen hat." Und er betont sein Hauptanliegen: "Wichtig ist uns, dass es keinen eklantanten Bruch in der Teilnehmerzahl gibt."


Vier Leistungsgruppen statt bisher fünf: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination.

Ausdauer 3000 m Lauf, 10 km Lauf, 7,5 km Walking/Nordic Walking, 800 - 200 Meter Schwimmen (je nach Alter), 20 km Radfahren.

Kraft Medizinballwurf, Kugelstoßen (je nach Alter 4 bis 2 kg), Steinstoßen, Standweitsprung, Gerätturnen.

Schnelligkeit Laufen (je nach Alter 100 - 30 m), 200 m Radfahren, Gerätturnen.

Koordination Hochsprung, Weitsprung, Zonenweitsprung, Schleuderballwurf, Seilspringen, Gerätturnen.

Gleiche Disziplinen für Männer und Frauen, aber für die Frauen sind die Leistungsanforderungen geringer.

Altersgruppen In der 1. Altersgruppe der Aktiven - früher 18-32 Jahre - gibt es jetzt Zwischenstufen.

Bisher errungene Sportabzeichen entweder das Bayerische oder Deutsche Sportabzeichen (nicht beide) zählen. Beispielweise, wenn man bisher 29 Bayerische abgelegt hat und macht 2013 das Deutsche, erhält man die Plakette mit der Zahl 30. Es zählt nicht mehr die Leistung (früher Bronze, Silber und Gold beim Deutschen), sondern nur die Häufigkeit.

Ausgleich einer schlechteren Leistung mit einer Sonderleistung gibt es nicht mehr, sondern es werden Punkte für Bronze-, Silber- und Goldleistungen vergeben. Gold 3 Punkte, Silber 2, Bronze 1 Punkt. Die erzielten Punkte der vier Leistungsgruppen werden zusammengezählt: 12 und 11 Gold, 10-8 Silber, 7-4 Bronze. In jeder Gruppe muss mindestens 1 Punkt erreicht werden.

Training und Abnahme

Leichtathletik im Kitzinger Sickergrund (mittwochs, 18-20 Uhr):

29. Mai, 5. Juni, 12. Juni, 19. Juni, 26. Juni, 3. Juli, 10. Juli, 17. Juli, 24. Juli, 31. Juli, 4. September, 11. September, 18. September, 25. September.

Schwimmen im Aqua-sole-Hallenbad (sonntags, 7.30 Uhr):
2. Juni. 16. Juni, 7. Juli, 21. Juli, 1. September, 8. September.

Radfahren ab Schwimmbad-Parkplatz Kitzingen (sonntags 8 Uhr):
30. Juni, 28. Juli, 25. August, 29. September.

Weitere Auskünfte bei Rudolf Kerkel (09321/33498).