Marika Heinlein strahlt, wenn sie an Spartathlon denkt

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Beste Aussichten am Meer: Marika Heinlein hat ihr Herz an den Spartathlon in Griechenland verloren. Foto: Christiane Kaup
Beste Aussichten am Meer: Marika Heinlein hat ihr Herz an den Spartathlon in Griechenland verloren. Foto: Christiane Kaup
Um den Kreislauf in Bewegung zu halten, kniet Marika Heinlein vor einer Verpflegungsstation beim Spartathlon. Foto: Christiane Kaup
Um den Kreislauf in Bewegung zu halten, kniet Marika Heinlein vor einer Verpflegungsstation beim Spartathlon. Foto: Christiane Kaup
 
Marika Heinlein (vorne, Mitte) und die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2012. Foto: Heike Horschig
Marika Heinlein (vorne, Mitte) und die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2012. Foto: Heike Horschig
 
Über Griechenlands Straßen. Foto: Christiane Kaup
Über Griechenlands Straßen. Foto: Christiane Kaup
 
Über Griechenlands Straßen. Foto: Christiane Kaup
Über Griechenlands Straßen. Foto: Christiane Kaup
 
Marika Heinlein. Foto: Gerd Ludwig
Marika Heinlein. Foto: Gerd Ludwig
 

Sie musste zwar den Spartathlon abbrechen, lernte so aber ganz neue Seiten des Extremlaufs kennen. Marika Heinlein hat ein bewegtes Jahr 2012 hinter sich - ob aller Widrigkeiten bezeichnet sie es als "gut". 2013 geht´ s wieder zum Herzenslauf und zur WM.

Zierlich sitzt Marika Heinlein in den neuen Räumen ihrer Buchhandlung am Computer. Eine Frau, die nicht begeistert ist von der winterlichen Kälte - um ihr ein Porträtbild vor dem Haus in der Wiesentheider Schönbornstraße abzuringen, gehört eine Portion Überredungskunst. Die Hitze ist ihr Ding - die Hitze beim Extremlauf.
Ihre Augen beginnen zu glühen, wenn es um den Spartathlon geht. 246 Kilometer von Athen nach Sparta.

Per pedes, fast eineinhalb Tage lang. "Seitdem ich das erste Mal dort war, habe ich mein Herz an den Lauf verloren." Anno 2008 absolvierte sie diese Distanz in 31:39 Stunden - Dritte aller Damen. Vier Mal finishte sie in den Jahren 2007 bis 2010. Zwischen 33:30 und 34:30 Stunden ihre restlichen Zeiten. 2011 die Kehrseite der Medaille - der Kopf machte nicht mit. Marika Heinlein musste aussteigen - "da war ich mental nicht fit", sagte sie.
Als die Wiesentheider Extremläuferin Ende September 2011 nach Griechenland gefahren sei, wussten sie und ihr Mann noch nicht, wohin sie mit ihrer Buchhandlung ziehen sollten. Ein ehemaliger Bauernhof mitten in Wiesentheid ist nun ihr neues Domizil.

Der Körper streikt

2012 - der Körper streikte. Bei ihrem sechsten Spartathlon musste sie wieder auf der Strecke passen. "Da habe ich gemerkt, dass der Mensch keine Maschine ist. Es geht doch nicht alles von alleine, wie man es gerne möchte", die Erkenntnis der gerade 50-Jährigen im Jahr 2012. Dennoch sei es ein gutes Jahr gewesen. Vierter mit der Deutschen Nationalmannschaft bei der 24-Stunden-Weltmeisterschaft, Bronze bei der Europameisterschaft. Deutsche Vizemeisterin im 24-Stunden-Lauf trotz eines Infektes. Bis auf eben den Spartathlon. "Ich habe mich fit gefühlt", beschreibt Marika Heinlein. "Anfangs habe ich nichts gemerkt. Nach 60 Kilometern war die Kraft weg." Bei Korinth (Kilometer 81) lag sie über der Richtzeit - das Aus. "Schlimm für mich", schließlich sei es Heinleins Hauptereignis in jeder Saison.

Großer Respekt vor dem Spartathlon

Sie ist eine von vielen, die es nicht schafften. Nur 72 von 350 kamen 2012 an, viel weniger als in den letzten Jahren, sagt Marika Heinlein. "Mit Respekt geht da jeder hin, auch ich." Bruno, ihr Mann, Coach und Betreuer, nickt: "Der Mythos Spartathlon ist dadurch natürlich gestiegen."

Die Extremläuferin sieht das Positive: "Alles war gelöster und familiärer. Der Zusammenhalt noch größer. Sonst war es ähnlich, aber diesmal war das Gefühl weit intensiver." Und Bruno Heinlein betont, diesmal sei beim Mittagessen, zu dem der Bürgermeister von Sparta danach immer einlade, richtig ausgelassen gefeiert worden. Die Japaner hätten auf den Tischen getanzt. "Und es hat doppelt so lange wie sonst gedauert", ergänzt Marika. "Gemeinsames Leid schweißt eben auch zusammen." Für sie sei es eine wichtige Erfahrung, aber sie müsse diese nicht noch einmal machen. "Heuer ist mein siebter Spartathlon und mein fünftes Wunschfinish", lautet die eigene Vorgabe des Energiebündels mit der rosa Brille.

Vom Band nach draußen

Zurzeit läuft Marika bereits über 100 Kilometer pro Woche. Meist noch auf dem Band, bei einem Schnitt mit zehn bis elf Kilometern und leichter Steigung. "Morgens ist es dunkel, kalt und noch vereist." Jetzt fange sie aber wieder an, vor der Arbeit draußen zu laufen, am Wochenende geht's sowieso an die frische Luft. Schließlich fliegen die Heinleins schon Donnerstagfrüh zu einem Sechs-Stunden-Lauf nach Schweden, der am Samstag, 9. März startet. Mitte April geht es nach Kienbaum zur "Deutschen" über 100 Kilometer - "ein Trainingslauf", so die 50-Jährige. Ihr Laufpensum pro Woche werde sie bis dahin auf 200 Kilometer steigern.

Im Mai zur Weltmeisterschaft

Denn schließlich steht am 11./12. Mai mit der Deutschen Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft im 24 Stunden-Lauf in Steenbergen/Niederlande auf dem Programm: "Sportlich für mich das Wichtigste." Hier stellt sie sich ganz in den Dienst der Mannschaft: "Oberstes Ziel ist, dass ich auf Sicherheit laufe und bis zum Ende durchhalte - für das Team. In erster Linie laufe ich für die Mannschaft, bis zum Schluss." Natürlich will Marika Heinlein hier die Qualifikation für die WM 2014 schaffen - mindestens 205 Kilometer - am liebsten eine persönliche Bestleistung. Die Einladung für heuer hat sie vor kurzem erhalten. Einmal unter den Top Ten abzuschließen, wäre ihr Wunsch. Aber da müsse sie um die 220 Kilometer laufen. Alles sei abhängig von der Tagesform und wer antritt.
Nach der WM hört sie wieder auf ihr Herz. "Diesmal kann ich mich fast ein halbes Jahr auf den Spartathlon vorbereiten." 2012 sei die Weltmeisterschaft nur zweieinhalb Wochen vor dem Lauf in Griechenland angesetzt gewesen. "Anscheinend steckte mir die WM noch in den Knochen."
Ein paar Sommerläufe zum Spaß und dann ab spätestens Juli volle Konzentration auf den Spartakuslauf, lautet ihre weitere Zielsetzung. Noch die 100 Kilometer in Leipzig und vier Marathons als weitere Vorbereitung. Verniedlichend spricht sie auch von "Marathönchen".
"Die Deutsche 24-Stunden-Meisterschaft am 8. September lasse ich aus", will Marika Heinlein nicht noch einmal ein Scheitern bei ihrer Herzensangelegenheit riskieren.
Die Extremläuferin hofft jetzt schon in der noch kalten Jahreszeit auf einen echt heißen Sommer. "Dann kann ich richtig die Hitze trainieren." Und diesmal muss auch der Steigerwald verstärkt dran glauben. "Ich werde da ein paar mehr ´Berge´ absolvieren als sonst", schließlich gilt es in Griechenland rund 4000 Höhenmeter zu überwinden. Die größte Steigung ist übrigens der Sangas Pass, der in finsterster Nacht überquert werden muss. Das Wort finster muss absolut wörtlich genommen werden, nur Positionslichter an den Bäumen weisen den Weg. Marika Heinlein ist das allerdings recht, besitzt sie doch Höhenangst. Selbst diese kann sie nicht davon abbringen, am Freitag, 27. September, mit großer Begeisterung in Athen an den Start zu gehen. Die Vorfreude ist bereits zu spüren, in der Buchhandlung, am Computer, auf dem Monitor flimmern die Bilder vom Spartathlon. "Ich fühle mich unbeschreiblich - sofort, als wäre ich schon dort - ich habe einfach da mein Herz verloren." Das werde sich nie ändern, bekennt Marika Heinlein. Solange sie es kann, werde sie dort starten - und verweist auf Alfred Schippels, ihr Vorbild. "Der hat mit 75 Jahren noch gefinished." Bis dahin kann sie noch oft ihr Herz erhören.