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Kitzinger Bergrenner setzt auf Risiko


Autor: Tobias Schneider

Kitzingen, Donnerstag, 04. Oktober 2012

Die Entscheidung fällt am Wochenende: Klaus Hoffmann hat beste Karten auf den Gesamt-Triumph in der Bergrenn-Meisterschaft. Der Vorsprung ist komfortabel, doch der Kitzinger setzt auf Risiko. Weil es nicht anders geht. Sagt er.
Noch haben sie gut lachen, doch am Wochenende herrscht pure Anspannung: Nicht nur bei Klaus Hoffmann (l.), auch bei Chef-Mechaniker Reinhold Reich.  Foto: Tobias Schneider


Klaus Hoffmann ruht in sich. Noch. "Ich blende das derzeit alles aus", sagt der Buchbrunner, grinst und nippt erstmal am Kaffee: "All das versuche ich gar nicht an mich ran zu lassen." Wenn Hoffmann von "das" spricht, meint er Mickhausen, das Saisonfinale, die gewaltige Erwartungshaltung - und nicht zuletzt diesen schwäbischen Motorsport-Wahnsinn im Allgemeinen.

Mickhausen, das bedeutet bis zu 25.000 Zuschauer, Höchstgeschwindigkeiten von 235 Stundenkilometern. Mickhausen ist ein Spiel mit dem Feuer. Und Hoffmann sitzt mittendrin, in seinem Opel Astra V8 DTM, als Gesamtführender in der größten und schnellsten Klasse der Veranstaltung. "Mickhausen ist einem Saisonfinale gebührend", sagt Hoffmann: "Es ist aber auch eine der gefährlichsten Strecken. Das wird keine Kaffeefahrt."
Klaus Hoffmann hat - unter Einberechnung der Streichpunkte - 23 Zähler Vorsprung auf den Zweiten, Herbert Stolz.

Vier Wertungsläufe finden in Mickhausen statt, 15 Punkte erhält der jeweils Erste. Das zeigt: Hoffmanns Polster ist zwar komfortabel, in Sicherheit wiegen kann er sich aber nicht. Und Zurückhaltung ist auch nichts, was Klaus Hoffmann liegt. Am Berg sowieso nicht. "Man muss ans Limit gehen, um die Grenzen auszuloten. Auf Sicherheit fahre ich nicht. Es zählt jeder Lauf und ich will zeigen, was ich kann."

Ruhe dank Erfahrung


Klaus Hoffmann spricht, wenige Tage vor dem Showdown, nicht nur von Ruhe. Er wirkt auch so: Entspannt, gelöst und locker. Eine Gelassenheit, die auf Erfahrung beruht. Beim letzten Rennen in Eichenbühl drehte er sich im Training, landete in der Leitplanke, das Team schraubte die ganze Nacht durch. Und Hoffmann fuhr im ersten Lauf am Sonntag gleich die Bestzeit: "Die Gewissheit, immer eine gute Zeit fahren zu können, ist ganz wichtig. Selbst bei einem Dreher sage ich mir: keine Panik."

Das Rennwochenende in Mickhausen ist zweigeteilt: Am Samstag finden die Trainingseinheiten der unterschiedlichen Klassen statt, am Sonntag dann die Rennen. 2,2 Kilometer ist die Strecke lang, mit Tausenden Fans auf dem Zuschauerhügel und Leinwänden an der Strecke. Vor einem Jahr wurde Hoffmann in Mickhausen Zweiter, 55 Sekunden hat er etwa für jeden der Läufe benötigt. "Die Strecke liegt mir, der Belag ist autobahnähnlich, bietet aber wenig Grip - gerade wenn es kalt ist."

Schwere Unfälle haben in den Jahren zuvor immer dazugehört, auch Hoffmann hat es schon erwischt. "Nur ein kleiner Crash, aber ich habe auch meine Erfahrungen gemacht. Die Grenze zum Rausrutschen ist recht nah", sagt er. Kein Wunder, bei einer Straßenbreite von etwa sechs Metern und mit 235 Sachen auf dem Tacho: "Jedes Laubblatt und jeder nasse Fleck kann zur Gefahr werden."

Ausfall vermeiden


Trotzdem oder gerade deswegen: Einfach den Fuß vom Gas nehmen, kann Hoffmann nicht. Sein Ziel: In jedem Lauf ankommen, wichtige Punkte sammeln - und bloß kein Ausfall. "Ziel ist es, Herbert Stolz hinter mir zu lassen. Am besten in jedem Lauf", sagt Hoffmann.

Heute ist der Tross in die schwäbische Gemeinde aufgebrochen, das 12-köpfige Mechaniker- und Betreuer-Team sowie die Söhne begleiten Hoffmann. "Die Mechaniker sind meist angespannter als ich", sagt Hoffmann. Doch auch bei ihm wird sich Nervosität breitmachen, wie vor jedem Rennen. "Ein paar Minuten vor dem Start fängt es schon an zu kribbeln", sagt Hoffmann. Dann redet er mit sich selbst, zur Beruhigung, aber auch zum Mut machen. "Ich sag' mir dann immer: So, Klaus. Jetzt fahr' mer des Bergle da nauf." Dann wird der Motor aufheulen, die Reifen quietschen. Und in 55 Sekunden ist's vorbei. Wenn alles klappt.
Einen Liveticker zum Rennen und womöglich auch Livebilder gibt unter http://liveportal.berg-zeitnahme.net/?rennen=aktuell