Der letzte Rödelseer Schritt zur Meisterschaft
Autor: Benny Krumpholz
Rödelsee, Freitag, 12. April 2013
Für die Rödelseer Herren und ihr Umfeld kann Samstagabend ein Traum Wirklichkeit werden. Mit einem Erfolg in Lohr können sie gegen 21 Uhr den Titel und den Aufstieg in die 3. Liga feiern.
TSV Lohr - TSV Rödelsee (24:31; Samstag, 19.30 Uhr, Spessarttorhalle Lohr).
Samstag, 13. April 2013, könnte ein historischer Tag für den Sport im Landkreis Kitzingen werden. Historisch vor allem für den Handballsport. 1998 machte sich ein Verein in einem kleinen Dorf auf, den Handball in der hiesigen Region wieder populär zu machen.
1998, einige Jahre nachdem die TG Kitzingen ihre großen Erfolge über mehrere Jahre in der Bayerischen Oberliga feiern konnte und einen regelrechten Handballboom im Landkreis auslöste, am Ende dann allerdings auch den Abstieg in die Niederungen des Handballs verdauen musste, fasste Wilfried Demel aus Rödelsee einen Entschluss. "Die erste Mannschaft des TSV stand ebenfalls vor dem Zusammenfall. Mein Vater hat sich damals entschieden, zwei Slowaken nach Rödelsee zu holen.
"Diese Entwicklung mit Dusan ging über all die Jahre - sogar bis heute - nicht immer ohne Nebengeräusche ab. ´Bezahlte Spieler, Söldner, Ausländer´- das waren Stichwörter, die uns in den mehr als 15 Jahren immer wieder begleiteten", so Demel junior über die Störfaktoren, die in den letzten Jahren immer wieder, vor allem bei Misserfolg auftauchten. "Es war jetzt aber in den vergangenen Jahren nicht so, dass wir auf Biegen und Brechen bezahlte Spieler nach Rödelsee geholt haben, um schnell Regionalliga zu spielen. Finanzielle Risiken wurden nie eingegangen, Positionen, auf denen wir eigene Talente hatten, wurden nie durch Ausländer besetzt. Vielmehr haben sich aber die eigenen Spieler auch mit Hilfe der Neuzugänge und der immer selben Trainerphilosophie von Dusan weiterentwickelt", hält der Manager dagegen.
Das 1600-Seelen-Dorf kann sich dabei vor allem finanziell nicht mit den großen Städten wie Landshut, Erlangen oder auch Lohr messen. "Es ist daher auch klar, dass wir nicht jedes Jahr Spieler wie Andreas Paul aus der eigenen Jugend nachbekommen. Da ist unser Einzugsgebiet im Vergleich zu anderen doch viel zu klein."
Dennoch stieg mit den Jahren nicht nur die Attraktivität des TSV bei jüngeren Spielern, sondern auch "Altstars" wie Weltmeister Jouri Karpouk oder aktuell WM-Torschützenkönig Miki Tonar konnte der TSV für sich gewinnen. "Wir können stolz sein, dass sich solche Akteure bei uns wohl fühlen und gerne bei uns auflaufen", so Demel mit Stolz in der Stimme.
Tobias Demel selbst befindet sich vor dem großen Showdown in gemischter Gefühlslage. "Nervös bin ich eigentlich noch nicht, aber angespannt und vorfreudig schon auf jeden Fall." Er erwartet vom Duell mit dem unterfränkischen Rivalen in Lohr alles, was ein Spitzenspiel ausmacht. "Eine super Stimmung, heiße Emotionen und erbitterter Kampf. Ob es spielerisch ein Leckerbissen wird, bleibt abzuwarten."
Da die Mannschaft von Suchy das Hinspiel mit sieben Toren Unterschied für sich entscheiden konnte, müsste Lohr mit acht Toren Vorsprung gewinnen, um den direkten Vergleich für sich zu entscheiden. Eine sehr offensive Spielweise kann deshalb erwartet werden. "Sie werden sich sicherlich etwas einfallen lassen, um uns zu überraschen und zu fordern. Sie werden alles in die Waagschale werfen. Eventuell auch psychologisch versuchen, uns aus dem Tritt zu bringen", blickt der 34-Jährige auf das Spiel voraus.
Dennoch ändert sich an den üblichen Prämissen für die Mannschaft nichts. "Wir gehen in jedes Spiel mit der Vorgabe eines Sieges. Auch wenn wir nicht so vermessen sind, zu glauben, dass wir nicht auch verlieren können, beschäftigen wir uns im Vorfeld nicht mit Rechenspielen. Wir spielen auf Sieg", gibt er sich selbstbewusst.
Und wenn der Erfolgsfall dann eintritt? Im Falle eines Triumphes falle dann "sehr viel Druck und Anspannung von Spielern und Verantwortlichen ab. Ich denke, dass eine sehr ausgelassene Stimmung herrschen wird." Die offizielle Saisonabschluss- oder Meisterfeier wird es dann erst nach dem letzten Heimspiel gegen Landshut geben.
Eine Feier, an der auch Wilfried Demel mit Genuss teilnehmen würde, denn "der Aufstieg wäre eine Krönung des Lebenswerks meines Vaters", hofft Tobias auf den Teil Sportgeschichte, den sein TSV Rödelsee am Samstag, 13. April 2013, schreiben kann.