Druckartikel: Bastian Herbert will in Deutschlands Spitze bleiben

Bastian Herbert will in Deutschlands Spitze bleiben


Autor: Gerd Ludwig

Kitzingen, Freitag, 25. Januar 2013

Ist 2013 Bastians Herberts (Entscheidungs-) Jahr? Der Januar ist noch nicht vorbei, da kam der Spieler des TV Etwashausen bei den Hungarian Mini Cadet Open ins Achtelfinale. Kurz darauf gewann der gerade Zwölfjährige beim Future Cup mit Bayerns U12-Auswahl Silber.
Voller Konzentration auf Zelluloidball und seine Karriere: Bastian Herbert, zwölfjähriges Nachwuchstalent des TV Etwashausen. Foto: Gerd Ludwig


Ein Plastikeimer mit Bällen steht auf der Platte, auf der anderen Seite Bastian Herbert, Etwashausens großes Nachwuchstalent, am 15. Januar erst zwölf geworden. Er schmettert, zieht, unterschneidet die Bälle. Sein Gegenüber, der dreifache Deutsche Meister und Ex-Nationalspieler Cornel Borsos, ist 40 Jahre älter. Montags übt Herbert in der Florian-Geyer-Halle zwei Stunden mit dem Verbandstrainer des Bayerischen Tischtennis-Verbandes (BTTV).

"In meiner Zeit als Jugendspieler waren die Anforderungen bei weitem nicht so hoch", erinnert sich der ehemalige Bundesliga-Akteur. Als er mit Neun mit dem Tischtennis begonnen habe, trainierte er einmal pro Woche. Erst mit 13 habe er so richtig angefangen. Vier Mal in der Woche heißt es dagegen für Bastian Herbert, der sich schon als Fünfjähriger für den kleinen Zelluloidball begeisterte, ran an den Tisch. Dazu kommt je ein Spiel in der 1.

Bezirksliga Jungen und bei den Herren in der 3. Bezirksliga.

Seit der Rückrunde tritt Herbert dort im vorderen Paarkreuz an. Gegen routinierte Erwachsene. "Ich blocke dagegen und schmettere", ist sein Rezept, mit den Älteren mitzuhalten. Die bestätigen, dass er clever sei und mit Köpfchen spiele. Mit Elf schlug er einmal in der Herren-Landesliga auf. Aufgeregt sei Basti da gewesen, das habe sich aber gelegt. Er fühlt sich bei den Großen und beim Nachwuchs wohl. "Das macht Spaß."

Internationale Atmosphäre spüren

Letztes Jahr gewann er, mit einer Wild-Card ausgestattet, den Talent-Cup der 24 besten deutschen Spieler des Jahrgangs 2001. "Mein absolutes Highlight." 2013 blickt Herbert bereits auf zwei erfolgreiche Wochenenden zurück. Mit dem bayerischen Team - "maßgeblich am Erfolg beteiligt" (Borsos) - und im Einzel im Achtelfinale der Hungarian Mini Cadet Open. Eine Woche später: Silber mit der bayerischen U12-Auswahl beim Future Cup in Worms. "Ungarn hat mir besser gefallen, dort kannte ich die Gegner noch nicht so", sagt Bastian Herbert. Sein Verbandstrainer nickt: "Wir fahren dorthin, damit er die internationale Atmosphäre kennen lernt." Man müsse dem frühzeitig gewachsen sein. Als Jugendlicher sei es schwer, dies noch aufzuholen.

Cornel Borsos ist überzeugt von seinem Schützling: "In einem starken Jahrgang 2001 ist er die Nummer zwei in Bayern. Auch auf nationaler Ebene steht Bastian in der absoluten Spitze. Gerade vorletztes Wochenende hat er gezeigt, dass er da mithalten kann." Der Trainer gibt zu bedenken, dass die Messlatte sehr hoch hänge. "Die Anforderungen sind relativ anspruchsvoll, das betrifft immer jüngere Spieler." Die asiatische und osteuropäische Konkurrenz gebe den Takt vor, der Deutsche Tischtennis-Bund müsse mitziehen. "Mit dem jetzigen Trainingspensum kann sich der Basti vielleicht noch ein Jahr über Wasser halten. Dann wird es langsam schwer." 2013 - ein Jahr der Entscheidung?!

"Bastian muss sich Gedanken machen, wie weit er es im Tischtennis bringen will. Ob er weiter die Erlebnisse haben will, die dieser Sport bietet",stellt Borsos die Gretchenfrage. "Ein cooler Sport - da weiß ich, was ich kann", beschreibt das Talent. Er habe noch nie gedacht, dass es zu viel sei. Vater Thomas ergänzt: "Der lässt nichts aus, das finde ich toll. Er ist nicht der Typ, dass er so etwas wegschmeißt." Und die Schule, schließlich muss in der 6. Klasse Realschule einiges bewältigt werden. Das klappt, sind sich Vater und Sohn einig. "Schule und Leistungssport bekomme den Schülern gut", sagt auch der Coach. Wenn es mal nicht so gut laufe, würde das Training selbst in der Nationalmannschaft etwas runtergefahren. Er empfiehlt Bastian, in der Schule intensiv zu lernen, dass solche Sorgen ihn nicht im Alltag belasten. Das würde sich auch wieder im Sport auswirken.

Spieler und Eltern entscheiden

Borsos schreibt der Familie Herbert ins Stammbuch: "Letzten Endes ist das die Sache von Spielern und Eltern, sich zusammen Gedanken zu machen, welche Ziele sie anstreben und wie viel Zeit sie investieren wollen. Wir vom Verband können nur sagen: Wenn du dieses Ziel erreichen willst, musst du das Pensum bringen." Der BTTV versuche, im Rahmen seiner Möglichkeiten, zu unterstützen und die Trainingsbedingungen zu schaffen. Und mit Blick auf den Nachwuchsspieler: "Wenn ich sage, ich will in die Nationalmannschaft, dann muss ich auch fünf Mal die Woche vernünftig trainieren. Will ich es überhaupt und kann ich das auch?"

Bastians Ehrgeiz ist ungebrochen. Er will bei den Sichtungen vorne dabei sein, ist sich aber bewusst, dass es bei den Schülern B schwer werden wird. Außerdem müsse er auf Verbandsgeheiß Schüler A-Turniere bestreiten, obwohl er altersmäßig bei den B-Schülern eingestuft ist. Vater Thomas wünscht sich, dass sein Filius in die Bundesrangliste der Schüler B kommt. Voraussetzung sei aber ein Bayerischer Titel. "Er hat viel Talent und ich würde mich freuen, wenn er dabeibleibt", sagt sein Trainer.

"Spätestens in einem halben, dreiviertel Jahr müssen wir überlegen, wie wir weitermachen. Sonst wird es schwer, im Jahrgang 2001 diesen Status in der absoluten deutschen Spitze zu halten." Eines ist sicher, der Eimer mit den Zelluloidbällen wartet dann noch viel öfter auf Bastian Herbert. Mit ihm der Trainer - und der Erfolg...