Druckartikel: Solchen Nachwuchs braucht die Feuerwehr

Solchen Nachwuchs braucht die Feuerwehr


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Donnerstag, 17. Oktober 2013

"Gewitterhexe" sagt der Kommandant zu ihr. Natürlich nur aus Spaß. Katharina Hagelstein hat wirklich nichts Hexenhaftes an sich, im Gegenteil. Die 25-jährige Repperndorferin bewegt sich nicht auf einem Besen fort, sondern lieber im Feuerwehrauto. Und statt Zaubersprüche zu murmeln, packt sie lieber an.
Da muss sie durch: Bevor sie den Helm aufsetzt, zieht sich Katharina Hagelstein als zusätzlichen Schutz eine flammhemmende, hochtemperaturbeständige Haube über den Kopf.  Fotos: Diana Fuchs


Zarter Körper hin oder her: Katharina Hagelstein gehört zu den 21 Feuerwehrleuten, die den Lehrgang "Atemschutzgeräteträger" bei der FFW Kitzingen nicht nur über-, sondern mit Erfolg bestanden haben, und zwar in Theorie und Praxis. Zwar hat sie vielleicht nicht so viel Kraft wie mancher Mann, "aber dafür kann ich leichter durch Engstellen robben".

Zu 18 Männern aus der Stadt Kitzingen und deren Ortsteilen sowie aus Albertshofen, Buchbrunn und Biebelried haben sich für den Lehrgang auch drei junge Damen gesellt - alle drei aus Repperndorf. Eine davon ist Elektrotechnik-Ingenieurin Katharina Hagelstein, die in ihrer Freizeit gern Volleyball spielt und der das Feuerwehrmotto "Retten, Löschen, Schützen, Bergen" immer mehr in Fleisch und Blut übergeht.

Was daran so faszinierend ist? "Ich wollte schon als junger Teenie zur Feuerwehr und war immer total beeindruckt, wenn ich Feuerwehrleute gesehen habe", erzählt Katharina. Doch weil von den anderen Mädels keines so begeistert war wie sie, dauerte es noch ein paar Jahre, bis sich der Wunsch erfüllte. "Mit 18 bin ich dann endlich beigetreten."

Was Katharina bei der FFW hält, ist klar: "Die Gemeinschaft, die Freunde, die ich hier habe, die Tatsache, dass die Arbeit viel Spaß macht und wichtig ist."

Noch hatte die Repperndorferin, die kürzlich nach Kitzingen gezogen ist, keinen lebensgefährlichen Einsatz. Aber sie weiß: Ein solcher wird kommen. Katharina will dann bestens gerüstet sein. Deshalb hat sie sechs Abende und einen ganzen Samstag "geopfert" und den Atemschutzgeräteträger-Kurs mitgemacht.

"Ich bin auf jeden der 21 Leute stolz, die den Lehrgang mitgemacht haben, denn der ist eine Riesenherausforderung und auch eine große Belastung für den Körper", macht Markus Ungerer deutlich. Allein das Atemschutzgerät wiegt etwa 16 Kilogramm. Der Kitzinger Feuerwehr-Kommandant freut sich besonders über die Teilnehmer aus der Verwaltungsgemeinschaft, denn auf lange Sicht möchte Ungerer, dass die Feuerwehren rund um Kitzingen enger zusammenrücken und Atemschutz-Einsätze gemeinsam meistern.

Langsam wird es ernst

In der Prüfung müssen die Atemschutzgeräteträger unter anderem durch enge Röhren kriechen und auf steile Leitern - in voller Montur natürlich. "Wir haben während des Lehrgangs einmal bei der Firma Fehrer geübt. Dort mussten wir durch enge Maschinen krabbeln", erzählt Katharina.

Ob sie da nie Schiss oder Panik bekommen hat? Katharina wählt ihre Worte mit Bedacht: "Man kommt schon in Situationen, in denen man denkt, jetzt kann ich nicht mehr. Dann hilft es, tief durchzuatmen." Kommandant Ungerer nickt: "Einfach mal stehen bleiben und zweimal tief durchschnaufen - das ist mein Rat an alle, die Panik spüren. Das bringt Blutdruck und Puls runter." Das gelte übrigens für alle Stresssituationen im Leben.

Katharina Hagelstein weiß genau, dass sie mit der bestandenen Prüfung nicht automatisch ein Profi ist. "Ich muss noch mehr Routine kriegen." Der Kommandant sieht das genauso: "Der Nachwuchs wird langsam von erfahrenen Feuerwehrleuten an den Ernstfall herangeführt." Ungerer vergleicht das mit dem Führerschein: "Nach der Prüfung kommt erst mal das begleitete Fahren."

Apropos begleiten: Die 21 Floriansjünger satteln sogar noch einen drauf und lernen derzeit, wie man Wärme- und Chemikalienschutzbekleidung richtig anwendet. Am Mittwoch, 23. Oktober, erhalten sie ihre Zeugnisse. Und dann wird gefeiert - sozusagen als Entschädigung für die blauen Flecken, die sich die "Gewitterhexe" und ihre 20 Kollegen während des anstrengenden Lehrgangs geholt haben.



INFO:


3580 Menschen sind derzeit in den Landkreiswehren aktiv



Wehren:
Im Kreis Kitzingen gibt es 103 Freiwillige Feuerwehren. Dazu kommen drei Werksfeuerwehren (Fehrer, Frankenguss, Abtei Münsterschwarzach) und eine nicht staatlich anerkannte Betriebswehr (Bären-Schmidt).

Aktive: Insgesamt leisten 3580 Menschen aktiven FFW-Dienst (3175 Männer und 405 Frauen). Im Jahr 2011 waren es noch 3757 Aktive.

Rückgang: Kreisbrandrat Roland Eckert ist froh über Ausbildungsinitiativen wie diejenige in Kitzingen. Denn: "Leider ist bei den Aktiven ein zwar leichter, aber immerhin vorhandener Abwärtstrend erkennbar." Um dem entgegenzuwirken, lege der Landkreis das Augenmerk auf eine effektive Jugendarbeit. ldk