Traditionelle Fastnacht: Sieben Dinge, die einen Narren ausmachen
Autor: Alice Natter
Kitzingen, Samstag, 13. Februar 2021
Herrjeh! Faschingswochenende – aber ohne Brauchtum? Das Deutsche Fastnachtmuseum in Kitzingen öffnet für uns seine Sammlung. Hier sieben besonders hübsche Stücke.
Die Teufelsmaske
Im Alpenraum war um 1900 mit dieser Maske jemand teuflisch unterwegs. Gerade in den Alpen fanden dämonische Masken vielfach Verbreitung, nicht zuletzt, um traditionell den Winter auszutreiben. Die Fastnachtszeit stand für die Herrschaft der teuflischen Gegenwelt im Gegensatz zur frommen Heilswelt der vorösterlichen Fastenzeit. Nicht überraschend also, dass Teufelsmasken zu den ältesten Maskentypen zählen – die früheste überlieferte stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist aus Keramik. Im Mittelalter hatte man sich beim Maskieren häufig auf das Schwärzen oder Weißen des Gesichts beschränkt.
Die Bauta
Weshalb bei der venezianischen Bauta, die im 18. Jahrhundert im Karneval so beliebt war, wohl der untere Teil so stark hervorspringt? Weil dank der ausgeprägten Kinnpartie problemlos das Essen und Sprechen möglich war. Mit schwarzem Umhang, Seidenkapuze und der weißen Maske, die das Gesicht fast ganz verdeckte, konnte man unerkannt umherstreifen.
Besonders in Venedig, wo das Denunziantentum blühte, erfreute sich die Bauta größter Beliebtheit. Die Behörden sahen sich 1608 genötigt, das Tragen außerhalb der Karnevalszeit zu verbieten. Als Napoleon 1797 Venedig eroberte, erlosch die Karnevalstradition. Und die Wiederbelebung ab 1976? Wohl angeregt durch Federico Fellinis Film „Casanova“.
Die Marotte
Ob dieses Zepter einmal im Gepäck von Hugenotten steckte, die vom späten 17. Jahrhundert an der Einladung des Großen Kurfürsten nach Brandenburg gefolgt waren? Jedenfalls deutet das Etikett mit dem Schriftzug „Paris“, das bei der Restaurierung entdeckt wurde, auf eine französische Herkunft hin. Und auf das frühe 18. Jahrhundert. Auf welchem Weg die Marotte aber einst aus Paris nach Sachsen kam? Ungewiss.
Sicher ist: Ins Deutsche Fastnachtmuseum nach Kitzingen kam sie als Geschenk von Horst Blawitzky aus Dresden. Und unter der Schwarz-Weiß-Bemalung fanden die Restauratoren die Farben Rot, Gold und Grün. Als „Narrenzepter“ zeigen Marotten seit dem ausgehenden Mittelalter, wer zur Fastnacht die Herrschaft innehatte. Gott und andere Menschen ignorierend, trug der Narr den Stab mit seinem Konterfei vor sich her. Und das schöne Wörtchen für Schrullen, seltsame Angewohnheiten und wunderliche Neigungen – es stammt auch von diesem Narrenzepter.
Der Orden
Das ist er, der Orden „Wider den tierischen Ernst“, auf dem ein Vogel mit Narrenkappe auf einen Tschako, also die Staatsmacht, pfeift. Sein Ursprung: ein Urteil in Aachen im Jahr 1950. James Arthur Dugdale, der britische Militärstaatsanwalt, hatte die vorzeitige Entlassung eines Verurteilten angeordnet, damit der den Karneval nicht hinter Gittern verbringen musste.
Höchst erfreut würdigte der Aachener Karneval Verein den Begnadiger mit einem Orden für „Humor und Menschlichkeit im Amt“. Bei einer einmaligen Auszeichnung sollte es nicht bleiben. Die Liste der Ordensritter ist lang und prominent, indes sind unter ihnen bislang nur sieben Frauen. Den 72. Orden erhält Iris Berben – allerdings erst 2022.