Druckartikel: Simultankirche: Segen für beide Konfessionen

Simultankirche: Segen für beide Konfessionen


Autor: Gerhard Bauer

Kaltensondheim, Montag, 29. Oktober 2012

Vor 300 Jahren ist die Simultankirche St. Andreas in Kaltensondheim von evangelischen und katholischen Bürgern gemeinsam errichtet worden. Nicht die einzige Besonderheit in dem Gotteshaus.
Vor dem mächtigen Hauptaltar sprechen Pfarrer Franz Schmitt, Generalvikar Karl Hillenbrand, Regionalbischof Christian Schmidt und Pfarrer Thilo Koch den Segen.  Fotos: G. Bauer


Zum Festgottesdienst kam der evangelische Regionalbischof Christian Schmidt aus Ansbach angereist, die katholische Kirche wurde vom Würzburger Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand vertreten. Sie zelebrierten gemeinsam mit Pfarrer Thilo Koch und Pfarrer Franz Schmitt den ökumenischen Festgottesdienst.

"Ich habe als Geistlicher schon viele Gottesdienste erlebt", sagte der Regionalbischof in seiner Predigt. Er habe aber noch nie mit einer Simultankirche zu tun gehabt, die 300 Jahre zu gemeinsamen Gottesdiensten genutzt werde.

Vor 300 Jahren hat das so genannte ,Simultaneum' begonnen, als die Kirche zur Nutzung durch beide Konfessionen errichtet wurde. Das Geschlecht der evangelischen Herren von Seinsheim, als Ortsherren, starb aus, Erben waren die katholischen Schwarzenberg in Scheinfeld, die ihrerseits katholische Bürger ansiedelten. Da sich beide Konfessionen auf eine gemeinsame Kirche einigten, wurden zwei Kircheneingänge, zwei Sakristeien und zwei Altäre gebaut.

"Den Christen ging es schon damals um die Einheit", stellte der Regionalbischof fest. Aufgabe von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat sei es daher, im Glauben einig zu sein und diesen für Frieden und Gerechtigkeit zu stärken.

"Das Simultaneum in Kal-tensondheim ist keine Notlösung, sondern ein Sinnbild für christliche Gemeinschaft", stellte Christian Schmidt fest.

Es gebe nur einen Taufstein, aber es gebe ja auch nur eine Taufe, in der alle mit Gott vereinigt seien.


Absprachen zwischen Christen


In der Festschrift zum Gemeindejubiläum 1990 las Generalvikar Hillenbrand, dass die Ausstattung der Kirche ein ständiger Streitpunkt gewesen sei. Aus seiner eigenen Aushilfstätigkeit vor 30 Jahren im benachbarten Erlach erinnerte er sich an eine Regelung, die er mit dem damaligen evangelischen Amtsbruder für den Teppich am Altar fand. Es sei üblich gewesen, dass evangelische wie katholische Mesner Leuchter, Deckchen und Gerätschaften abräumten. Die beiden Geistlichen einigten sich damals darauf, dass der Teppich von beiden benutzt werden darf. Der Kirchenbau vor 300 Jahren sei sicher durch Druck aus der Bevölkerung entstanden und lasse bis heute erkennen, dass alle am gemeinsamen Glauben gebaut haben.

"Zwei Konfessionen, eine Kirche." Bürgermeisterin Renate Zirndt warf die Frage auf, ob das denn überhaupt funktioniere und gab auch gleich die Antwort: Der Beweis dafür wird bereits seit 300 Jahren geführt und verdiene allen Respekt.

"300 Jahre Simultaneum ist eine lange Zeit", gestand stellvertretender Landrat Wilhelm Sturm und verwies auf seine Heimatgemeinde Hüttenheim, in der das Simultaneum nur 175 Jahre hielt und die Bürger lieber neben der evangelischen Kirchenburgkirche ein weiteres Gotteshaus errichteten. Da es in Deutschland nur 65 Simultankirchen gebe, genieße die Kirche in Kaltensondheim im Landkreis ein Alleinstellungsmerkmal.

In der Emmaus-Gemeinschaft sind die katholischen Pfarreien von Frickenhausen, Erlach, Zeubelried und Kal- tensondheim zusammengeschlossen. "Es war vor 300 Jahren ein mutiger Schritt, aus einer baufälligen Kirche gemeinsam ein neues Gotteshaus zu errichten", würdigte Harald Bode, Dekanatsvertreter in der Landessynode, die Möglichkeit Raum für persönliche Gebete und Trost in Stille zu schaffen.


1579 neu errichtet


Vertrauensmann und Mesner Michael Meyer erinnerte an die Geschichte der Kirche. An Stelle der heutigen Kirche habe einmal eine Marien-Kapelle gestanden, die 1453 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Sie wurde baufällig und ab 1579 neu errichtet und 1586 geweiht. "Aus dieser Zeit stammen die Kanzel und der Taufstein, dessen Becken aus heimischem Sandstein die Jahreszahl 1586 trägt", informierte er.

1702 wurde das Kirchlein erneut wegen Baufälligkeit gesperrt und 1711 eingelegt, Glocken und Orgel blieben jedoch erhalten. Am 21. März 1712 begann der Neubau, die Einweihung war am 20. Dezember des gleichen Jahres. Nur neun Monate Bauzeit seien sicher eine respektable Leistung. Im gleichen Jahr entstanden wahrscheinlich der Hauptaltar mit dem Bildnis des Heiligen Andreas sowie die beiden Seitenaltäre, der Marienaltar und der Kreuzaltar. "Zehn Jahre lang mussten die Gläubigen in die Kirche nach Erlach zum Gottesdienst", erklärte Meyer.

Die Gläubigen beider Konfessionen und ihre Gäste feierten das Jubiläum im Feuerwehrhaus bei Kaffee und Kuchen. Einige der Bürger sprachen ihre Verwunderung, manche sogar Verärgerung darüber aus, dass bis auf vier Mitglieder und Bürgermeisterin Zirndt alle Gemeinderäte der Veranstaltung fern geblieben waren.
Den Festgottesdienst gestalteten der Posaunenchor Fröhstockheim, der ökumenische Chor Erlach und Florian Metzger an der Orgel.