Sie verstehen die Benediktsregeln
Autor: Marina Zimmermann
Schwanberg, Sonntag, 26. Mai 2013
Wie soll sich ein Mönch des Benediktinerordens verhalten? Das zeigen Künstlerin Ruth Wild und Abt Theodor Hausmann derzeit auf dem Schwanberg.
"Für das lebendige Gespräch mit Menschen ist kein Weg zu weit", sagt Abt Theodor Hausmann mit einem Augenzwinkern - denn er kommt gerade erst aus Rom zurück und begrüßt trotzdem mit einem warmen Lächeln die Gäste zur Eröffnung der Ausstellung "Der Benediktsregel begegnen" im Geistlichen Zentrum auf dem Schwanberg. Zusammen mit der Künstlerin Ruth Wild hatte er ein besonderes Buchprojekt ins Leben gerufen. Anlass war die 1000-Jahr-Feier der Benediktinerabtei St. Stephan in Augsburg gewesen. Zehn verschiedene Buchausgaben hatte die studierte Grafik-Designerin und Kalligraphin aus Augsburg mit den Regeln der Benediktiner verbunden.
"Wie sanfter Regen"
Ruth Wild experimentiert gerne mit der Schrift. Sie besaß schon alte Bücher, "die ich auf Flohmärkten gefunden hatte". Diese wurden von ihr mit den Benediktregeln übermalt.
Die Besucher blättern in den Büchern mit viel Respekt und stets die dazu nötige Hand in einem weißen Handschuh versteckt. Verschiedene Materialien aus verschiedenen Epochen sind mit Vorsicht zu berühren.
Pfarrer Joachim Pennig kommt aus Münnerstadt und erinnert sich bei der Betrachtung einer Ausgabe an die "bibliologe Methode der schwarzen und weißen Schrift". "Die schwarze Schrift kann man deutlich lesen", erklärt er, "die weiße liegt dazwischen und muss erfühlt werden."
Abt Theodor freut sich auf die Begegnung der Welten, die sich "oben auf dem Berg in der Kommunität und unten am Fluss in der Abtei" den Benedikstregeln nähern werden. "Sie müssen Wege gehen", forderte er die zahlreichen Gäste auf, "um in allen zehn Büchern zu blättern, zu lesen und darüber nachzudenken." Schmunzelnd fährt er fort, dass "es keine asphaltierte Autobahn" sei, "eher eine Passstrasse, die sich sich über den Berg windet - wie hier, wenn man den Schwanberg hochfährt - und langsam zu Gott führt."
Margrit Sulzer, eine Religionspädagogin aus Veitsbronn, hatte sich gerade erst mit der Kunst der Kalligraphie befasst und vertiefte sich in die Betrachtung der Werke "mit Neugier und großem Interesse". Abt Theodor hatte wirklich alle Anwesenden mit seiner ruhigen, besinnlichen Rede berührt. Niemand ging am Ende ohne einen nachdenklichen Blick oder ein staunendes Wort nach Hause.
Für die musikalische Unterhaltung sorgten die Teilnehmer der laufenden Tagung "Veni sancte spiritus - Pfingstgesänge des Gregorianischen Chorals".
Erklärung Die Benediktsregel ist eine vom hl. Benedikt von Nursia im 6. Jahrhundert verfasste Mönchsregel; seit dem Mittelalter ist sie die Grundlage des Ordens der Benediktiner und versteht sich als Anleitung für Anfänger im klösterlichen Leben.
Ausstellung "Der Benediktsregel begegnen" läuft noch bis zum 28. Juli im Geistlichen Zentrum Schwanberg und in der Abtei Münsterschwarzach.
Kurs Unter der Leitung von Ruth Wild wird vom 28. bis 30. Juni im Geistlichen Zentrum Schwanberg ein Kalligraphie-Kurs stattfinden. Er dient nicht nur der Einführung in die künstlerische Kalligraphie, sondern zeigt auch die verschiedenen Techniken mit denen man "die Benediktregel kalligraphisch umsetzen kann."
Anmelden kann man sich bis 15. Juni per Mail an rezeption @schwanberg.de oder unter Tel. 09323/32128.