Druckartikel: Saison für frische Früchtchen

Saison für frische Früchtchen


Autor: Carmen Schmitt

Kitzingen, Montag, 22. Juli 2013

Bei den Obstbauern im Landkreis herrscht gerade Hochsaison. Beeren aller Art werden jetzt reif. Dabei stand es im Frühjahr noch gar nicht gut um das Obst.
Walter Greiners Äpfel brauchen noch ein paar Wochen. Die Beeren sind jetzt erntereif. Fotos: Carmen Schmitt


Die Äste des Kirschbaums hängen tief. Pralle Früchte baumeln inmitten der langen Blätter. Zwischen den Himbeersträuchern auf dem Feld von Walter Greiner in Neuses am Berg riecht es süß. Erntearbeiter pflücken die Beeren von den stacheligen Sträuchern und setzen sie in Holzkisten. Im Juli werden die meisten heimischen Früchte in Franken reif. Auch im Landkreis ist das Angebot nie größer als in diesen Wochen. Obwohl das Wetter während der Blütezeit nicht gerade günstig für die Obstbauern war.


Zu kühl für die Befruchtung

Zehn bis zwölf Tage ist Walter Greiner später dran als sonst, meint er. Während der Blütezeit war das Wetter nicht optimal. Von April bis Mitte Mai war es für die Bestäubung und die Befruchtung recht kühl, erklärt Thomas Riehl. Er ist Geschäftsführer des Vereins der Fränkischen Obstbauern und Berater für Obstbauern in Unter- und Oberfranken beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Nur zwei bis drei Tage bleiben der einzelnen Blüte, um befruchtet zu werden. Sind dann wenige Insekten unterwegs, kann es heikel werden.
Die Obstbauern sind hauptsächlich abhängig vom Wetter. "Wir können nur hoffen, dass Sonne und Regen zur richtigen Zeit kommen", sagt Walter Greiner aus Neuses. Man lerne im Laufe der Jahre, mit der Ungewissheit umzugehen. Der Obstbauer hat über einen Teil seiner Bäume Netze gespannt. Für den Fall, dass es hagelt. Er hofft aber, dass er die nicht braucht.

Der 66-Jährige führt den Familienbetrieb mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. 1963 hat sein Vater die ersten Apfelbäume gesetzt. 25 verschiedene Sorten sind es mittlerweile. Birnen, Zwetschen, Beeren und Kühlhäuser sind seitdem auch noch dazu gekommen. Auf zwölf Hektar baut er Obst an. Auch eine Brennerei ist auf dem Hof in Neuses. Obst bestimmt seinen Lebensablauf, erzählt er. "Obstbau ist mehr als nur ein paar Bäume zu pflanzen. Da steckt schon viel dahinter."


Leckeres Obst aus der Region

Zwischen den Kirschbäumen auf der Obstplantage tönen Kanonenschläge. Dicht hintereinander, dann wieder eine Pause. "Wegen den Vögeln", sagt Walter Greiner. Nur eine Kleinigkeit, mit der er seine Ernte schützen will. Ein wichtiger Schritt für die Bauern ist die sogenannte Handausdünnung. Die kleinen Früchte werden absortiert, damit das "Blatt-Frucht-Verhältnis" stimmt, erklärt Thomas Riehl. Davon ist auch die Größe und die Qualität der Früchte abhängig. Eine Frucht zu 40 Blätter sei ein optimales Verhältnis. Wie das Obst schmeckt, kommt auch darauf an, wo es wächst. Das Klima hat großen Einfluss auf die Frucht: Ein Apfel der gleichen Sorte schmeckt aus Südtirol oder dem Alten Land anders als aus Franken, meint Riehl. Gerade hier in der Region gebe es genau die richtigen Bedingungen für den Obstanbau. Die meisten der Betriebe im Landkreis vermarkten ihr Obst direkt und selbst: Sie verkaufen ihre Produkte auf dem Wochenmarkt, beliefern Super- oder Großmärkte - oder bieten sie im eigenen Hofladen an.


Durchschnittliche Ernte

Wie der Obsthof Weiglein im Wiesentheider Ortsteil Geesdorf. Dort gibt es im Hofladen Äpfel, Johannis-, Stachelbeeren, Mirabellen oder Kirschen. Auch flüssig als Likör oder Obstbrand. Gerade erntet die Familie die letzten Süßkirschen in dieser Saison. Davon gab es ohnehin nicht viele, wegen dem schlechten Wetter in der Blütezeit, sagt Andrea Weiglein. Trotzdem ist sie mit der Ernte bisher zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr war die Ausbeute sogar besser, da war es noch kälter als heuer, meint sie.

Walter Greiner erwartet keine Rekordernte, aber eine durchschnittliche. Wenn dann keine Früchte mehr an den Bäumen und Sträuchern hängen, geht für den Obstbauern die Hauptarbeit erst los: sortieren, verpacken, vermarkten, Baumschnitt. Und ab dem nächsten Frühjahr alles wieder von vorne.

Einen Saisonkalender für Obst finden Sie unter www.regional-saisonal.de