Rosemarie Groll steht zwischen den Schulen
Autor: Julia Volkamer
Iphofen, Freitag, 05. Oktober 2012
Rosemarie Groll ist gerne Lehrerin. Und sie ist gerne als mobile Reserve tätig, am liebsten an ihrer Stammschule in Iphofen. Damit nimmt sie eine Sonderstellung ein - so oder so.
Als sie den Schulhof betritt, winken ihr gleich zwei Mädchen aus der dritten Klasse zu. Ein Pärchen, vielleicht 15 Jahre alt, rutscht ein Stück auseinander, schaut herüber und tuschelt. Und eine Gruppe von Erstklässlern stellt kurz das Fußballspielen ein. "Hallo Frau Groll", sagt einer von ihnen. "Bei wem haben sie denn heute Unterricht?" Rosemarie Groll hat zwar gerade keinen Unterricht - aber die Schüler der Dr.-Karlheinz-Spielmann-Schule in Iphofen kennen sie alle. Die Lehrerin arbeitet als Mobile Reserve an Grund- und Mittelschulen und wird dabei in allen Stufen eingesetzt.
Sie selbst ist mit ihrer Stelle mehr als zufrieden. Als Halbtageskraft hat sie zum einen ein geringeres Stundenpensum abzuleisten, und zum anderen war sie in ihrer letzten Reserve-Periode ausschließlich an der Iphöfer Volksschule, ihrer Stammschule, eingesetzt. "Bei uns herrschen sehr gute Arbeitsverhältnisse", erklärt Rosemarie Groll. "Außerdem hat man als Vertretungslehrerin einen Bonus, wenn man den Kindern schon bekannt ist."
Schon in den 80er Jahren und Mitte der 90er arbeitet Rosemarie Groll als mobile Reserve, war unter anderem in Albertshofen, Dettelbach und Kitzingen eingesetzt.
"Grundsätzlich ist eine mobile Reserve-Kraft Lehrkraft an einer bestimmten Schule, von der aus sie wechselnde Aushilfseinsätze wahrnimmt", erklärt Irma Amrehn, Leiterin des Schulamts in Kitzingen.
Doch es geht auch anders. Nicht nur, dass Mobile Reserve-Kräfte im gesamten Schulamtsbezirk und damit an 18 Grund- und acht Mittelschulen eingesetzt werden können. Sie müssen sich oft auch neu einarbeiten in den Lernstoff. Einer Kollegin von Rosemarie Groll wurde für dieses Schuljahr eine sogenannte Jami-Klasse zugeteilt, in der sowohl Erst- als auch Zweitklässler unterrichtet werden - ein Konzept, mit dem sie nicht vertraut war. Fortbildungen helfen dabei, sich auf den Einsatz vorzubereiten.
Das Problem sieht Herbert Römmelt, Schulleiter der Volksschule Volkach und Personalratsvorsitzender beim Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) im Kreis Kitzingen, vor allem im Zeitpunkt der Anstellung.
"Wir sehen die Mobile Reserve als eine segensreiche Einrichtung an", erklärt er. "Aber wir fordern insgesamt einen größeren Personalstock dafür."
Wenn für die "Krankheitsmonate" Lehrkräfte gebraucht werden, hätten die sich oft schon eine andere Schule gesucht. "Man müsste ihnen von Beginn des Schuljahres an gleich eine Stelle anbieten." Grundsätzlich seien Grippewellen aber nur ein Aspekt - der steigende Altersdurchschnitt in den Lehrerzimmern falle da viel schwerer ist Gewicht. "Gut ausgebildete, junge Lehrer wechseln in andere Bundesländer oder zu anderen Schularten", weiß Herbert Römmelt. Genau diese Lehrer fehlten dann in den bayerischen Grund- und Mittelschulen - auch in der mobilen Reserve.
Das weiß auch das Schulamt in Kitzingen. Von der Lehrkraft werde viel Flexibilität verlangt, müsse sie sich doch auf die unterschiedlichsten Jahrgangsstufen und Klassen einstellen, im laufenden Unterrichtsprozess den Anschluss finden und auch für diese Interimszeit die volle Verantwortung für alle unterrichtlichen und pädagogischen Maßnahmen übernehmen. "Wir haben große Achtung vor dieser Leistung und schätzen die Arbeit der mobilen Reserve sehr", sagt Irma Amrehn, ist gleichzeitig aber sicher, dass die Lehrer von dieser "Wanderzeit" auch profitieren können. Sie dauert ja nicht ewig an: Nach einem oder zwei Jahren soll auch die mobile Reserve wieder eine Klassenführung übernehmen.
So sieht es auch Rosemarie Groll. Sie kann sich gut vorstellen, weiterhin als mobile Reserve tätig zu sein - und grundsätzlich als Lehrerin.
"Kinder sind unerschöpflich, kreativ, ehrlich - kurz, einfach das Beste der Gesellschaft", erklärt sie, warum ihr der Job so sehr ans Herz gewachsen ist.
"Inzwischen sehe ich die Arbeit auch nicht mehr so verbissen, gehe lockerer, aber stabil in die Schule. Das kann ich jedem Kollegen nur empfehlen - ob feste Stelle oder mobile Reserve."
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