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Robbie Williams soll Kitzinger Steinmeyer-Orgel retten


Autor: Gerhard Bauer

Kitzingen, Mittwoch, 16. Januar 2013

Auch Orgeln werden alt. Die Steinmeyer-Orgel in der Stadtkirche muss erneuert werden. Und das kostet ganz schön viel Geld. Deswegen organisiert der Dekanatskantor Konzerte - und die kommen ziemlich gut an.
Dekanatskantor Carl Friedrich Meyer am Spieltisch der Steinmeyer-Orgel . Fotos: G. Bauer


Sie ist in die Jahre gekommen. Auch wenn man es ihr auf den ersten Blick gar nicht ansieht. Doch die mächtige Steinmeyer-Orgel steht seit mehr als 50 Jahren in der Stadtkirche.

Die Orgel ist das dritte Instrument, das in dem Gotteshaus Gottesdienste liturgisch begleitet. Nach der Auflösung des Ursulinerinnen-Klosters 1809 wurde die damalige Orgel an die Kirche St. Stephan in Würzburg verkauft; dort verbrannte sie beim Bombenangriff vom 16. März 1945. Als 1817 die evangelische Kirchengemeinde die Kirche des fränkische Baumeisters Antonio Petrini als eigenes Gotteshaus übernahm, brachte sie die Orgel von St. Michael in Etwashausen aus dem Jahre 1748 mit. Die versah ihren Dienst bis 1883, dann beschaffte die Kirchengemeinde eine Orgel des angesehenen Orgelbauers Steinmeyer in Öttingen.

Kurz nachdem sie 1916 renoviert worden war, mussten ihre Prospektpfeifen als kriegswichtiges Material abgeliefert werden.

Sie wurden provisorisch durch Pfeifen aus Zinkblech ersetzt. Diese Orgel fiel keine 30 Jahre später dem Bombenangriff vom 23. Februar 1945 zum Opfer und musste schwer beschädigt abgerissen werden.

Einweihung im Jahr 1958

Zum Wiederaufbau entschlossen sich die Kirchenvorstände, ein wirklich großes Instrument mit 58 klingenden Registern einzubauen. Der erste Teil wurde 1951 eingeweiht, der Orgelbau in der Stadtkirche wurde 1958 abgeschlossen und am 13. Jahrestag der Zerstörung am 23. Februar 1958 eingeweiht.

Inzwischen ist auch diese neue Steinmeyer-Orgel in die Jahre gekommen. Sie wurde seit ihrer Fertigstellung nicht mehr gewartet, gleichwohl bescheinigt Dekanatskantor Carl Friedrich Meyer dem imposanten Instrument eine sehr gut erhaltene Substanz. Daher genüge eine Generalsanierung, bei der die Orgel bis in alle Einzelteile zerlegt, gereinigt und - teilweise auf den heutigen technischen Stand gebracht - wieder zusammengebaut wird.
"Sehr viel mehr als eine Generalsanierung ist auch nicht möglich, da die Orgel unter Denkmalschutz steht", erklärt Meyer. Die Orgel sei zwar nicht sehr betagt, doch baue man Orgeln heute anders. Die Orgelbauepoche der 1950er Jahre sei abgeschlossen.

Im Zuge der Sanierung soll die Orgel einen Sequenzer zur digitalen Klangspeicherung bekommen; derzeit können nur drei Programme mechanisch gespeichert werden. Da das Instrument bereits mit einer elektropneumatischen Übertragung vom Spieltisch zum Instrument arbeitet, ist der Einbau der zusätzlichen Ausstattung vergleichsweise einfach.

Wichtig sei der Erhalt des Klangbildes der Steinmeyer-Orgel. Es seien zwar keine großen Schäden vorhanden, doch hätten sich viele Kleinigkeiten angehäuft, auch wenn sie nicht jedem Zuhörer sofort auffallen. "Eine Generalsanierung ist daher kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit", betont Meyer. "Das Instrument muss auch neu gestimmt werden."

Die Sanierung soll im Frühjahr 2014 angegangen werden. Bis dahin muss die Kirchengemeinde Geld sammeln, um das auf 250 000 Euro geschätzte Vorhaben stemmen zu können. Bis dahin wird ein Orgelsachverständiger die Schäden aufnehmen und ein Leistungsverzeichnis erstellen. Dann sollen drei Orgelbauunternehmen um Gebote angeschrieben werden.

Das Unternehmen Steinmeyer in Öttingen, das die Orgel einst gebaut hat, hat seine Tätigkeit 2001 nach 154 Jahren eingestellt. Meyer rechnet mit einer Bauzeit von rund einem halben Jahr.
Bis dahin veranstaltet die Paul-Eber-Kantorei immer wieder Benefizkonzerte, um das Geld für die Sanierung zusammenzubekommen. Auftakt ist am Sonntag, 20. Januar, mit dem Konzert "Orgel rockt", bei dem der Organist Patrick Glaser für Kirchenorgel arrangierte Werke von Robbie Williams, Vangelis, Beatles und anderen spielen wird. Der Eintritt ist frei.