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Räuber muss auf sein Urteil warten


Autor: Franz Barthel

Würzburg, Donnerstag, 31. Januar 2013

Auf seine 22. Verurteilung muss ein wegen schwerem Raub angeklagter 49-Jähriger aus Rumänien noch einige Zeit warten: Der Prozess, der am Donnerstag zu Ende gehen sollte, ist geplatzt, weil ein Gutachter kurzfristig erkrankte.
Symbolbild: FT-Archiv


Der Angeklagte hatte am ersten Verhandlungstag zugegeben, dass er, mit Sturmhaube maskiert, einen 69-jährigen allein lebenden Rentner in seinem Haus überfallen und ihm 800 Euro abgenommen hat. Dazu hatte der Mann einen Elektroschocker eingesetzt, den Rentner mit einem Messer bedroht und ihn, bevor er den Tatort verließ, mit Kabelbinder gefesselt.

Elektroschocker "von miserabler Qualität"

Der psychiatrische Gutachter sollte Stellung nehmen zu der Frage, welchen Einfluss der langjährige Drogenkonsum des Angeklagten auf die Tat hatte. Die Zwangspause soll nun, so das Gericht, auch dazu genutzt werden, durch das Bayerische Landeskriminalamt den bei dem Überfall benutzten Elektroschocker zu überprüfen. Der Angeklagte hatte behauptet, das Gerät stamme aus Rumänien, sei daher von miserabler Qualität und habe den Rentner nicht ernsthaft verletzten können.

Obwohl die Tat bereits eineinhalb Jahre zurückliegt, leidet der Rentner immer noch erheblich unter den psychischen Folgen. Er schlafe schlecht, berichtete der Zeuge vor Gericht, und springe häufig, wenn es in dem alten Haus mit vielen Holzbalken irgendwo "knarzt", aus dem Bett, weil er meint, es sei wieder jemand im Haus. Dann durchsuche er bis in den Keller hinunter alle Räume, leuchte mit der Taschenlampe in alle Ecken, bevor er sich wieder ins Bett legt, aber natürlich nicht schlafen kann.

Alte Leute bei einem Überfall zu verletzen findet der Angeklagte "abscheulich"

Der Räuber, der sein Opfer vom Sehen kannte, hatte sich in dessen Haus an der Hauptstraße in Höchberg bei Würzburg eingeschlichen, als der Rentner die Zwetschengenernte aus seinem Garten in Eimern ins Haus trug und dabei nicht jedes Mal die Haustüre auf- und abschloss. Der Angeklagte hatte am ersten Prozess-Tag sein Opfer zu beruhigen versucht: Er habe ihm nichts antun wollen, sondern nur Geld benötigt für den Kauf von Drogen. Bei einem Überfall, wie man es im Fernsehen häufig zeigt, alte Leute zu verletzen, finde er "abscheulich".