Druckartikel: Priester hat das "Wort zum Sonntag" abgekupfert

Priester hat das "Wort zum Sonntag" abgekupfert


Autor: Franz Barthel

Würzburg, Sonntag, 10. März 2013

Ein katholischer Priester des Bistums Würzburg hat fremde Texte, unter anderem das "Wort zum Sonntag" im ARD-Fernsehen, unter seinem Namen in einer Kolumne einer Aschaffenburger Tageszeitung veröffentlicht.
Symbolbild


Den Plagiatsfall hat vor kurzem eine evangelische Pfarrerin der Pfälzischen Landeskirche durch Zufall im Internet aufgedeckt und daraufhin die Zeitung und den "Autor" angeschrieben. Was sie am 28. Juni 2003 im "Wort zum Sonntag" der ARD gesprochen hatte, sei im Mai 2008 weitgehend identisch unter dem Namen des Aschaffenburg Priesters in der Wochenend-Ausgabe der Zeitung erschienen, in der seit Jahrzehnten abwechselnd katholische und evangelische Pfarrer die Kolumne "Kreuzwort" schreiben.

Bei den Nachforschungen stellte sich heraus, dass in der Kolumne zwei weitere Beiträge des Pfarrers ebenfalls von anderen Autoren stammten; einen vierten Fall soll er daraufhin selbst gemeldet haben. Abgeschrieben worden ist demnach ein weiteres "Wort zum Sonntag" einer evangelischen Theologin zum Auftakt der Olympischen Sommerspiele 2008, ein Beitrag aus der Textsammlung eines österreichischen Pfarrers, die der ins Internet gestellt hatte, und einer aus der Predigtsammlung des Pfarrers Stefan Mai aus Gerolzhofen.

Arbeitsbelastung als Grund?

Der beim Plagiat ertappte Priester (49) hat im Gespräch mit der Zeitung, die das "Kreuzwort" veröffentlicht, erklärt, er habe 2008 aufgrund großer beruflicher Belastung eine Fachkraft gebeten, für ihn das "Kreuzwort" für die Zeitung zu schreiben. Überprüft habe er diese Texte nicht mehr, was er inzwischen als groben Verstoß gegen seine Sorgfaltspflicht versteht. Allerdings sei es nicht seine Absicht gewesen, Menschen zu täuschen. Er hat sich bei den Zeitungslesern entschuldigt.

Der Pfarrer war in Aschaffenburg Chef der katholischen Bildungseinrichtung Martinushaus und zuletzt auch katholischer Stadtdekan, seit 2011 ist er geistlicher Rektor beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken in Bonn.