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Outlet in Rottendorf wird immer größer


Autor: Karina Brock

, Mittwoch, 12. Sept. 2012

Ab Oktober gibt es vier weitere Anbieter - unter anderem von Mode und Schuhen - in Rottendorf - direkt an Grenze zum Landkreis Kitzingen.
Neue Geschäfte für das Outlet in Rottendorf kommen im Oktober - nicht alle finden das gut.


Vor den Toren der Stadt brauen sich für den Kitzinger Einzelhandel unschöne Aussichten zusammen: Das Outletcenter des Modeher-stellers s. Oliver in Rottendorf legt um vier neue Anbieter zu. Ab Oktober kann man dann bei insgesamt zwölf Markenherstellern Waren zu reduzierten Preisen einkaufen.

"Schön ist das nicht gerade für uns", sagt Manfred Beck, Kreisvorsitzender des Einzelhandelsverbands und Inhaber von Bellissimo Schuhe & Mode am Kitzinger Marktplatz. Er hat aber seine ganz eigenen Vorstellungen, wie man im innerstädtischen Bereich trotz der Zunahme von Outlets bestehen kann: "Wir müssen durch Qualität und Service punkten - weil mit billig, billig können wir ohnehin nicht mithalten." Die Mieten in der Stadt seien teurer und durch oft mehrstöckige Geschäfte werde auch mehr Personal benötigt als in großen, ebenerdigen Einkaufszentren. "Wenn wir versuchen, mit den Preisen mitzuhalten, geht es irgendwann nicht mehr weiter - und das Outlet halten wir damit trotzdem nicht auf." Hochwertige Ware, die bessere Bedienung und die Geschäfte vor Ort - das seien die richtigen Antworten auf solche Einkaufszentren auf der grünen Wiese.

Innenstädte erhalten und zukunftsfähig machen


Weniger gelassen sieht die Entwicklung der unterfränkische Bezirksgeschäftsführer Volker Wedde."Wir betrachten das schleichende Wachstum im Outlet-Center Rottendorf mit großer Sorge." Nicht ohne Grund: Schon jetzt zählt das im April 2011 eröffnete Shopping-Center täglich bis zu 2500 Kunden. "Wir haben nichts gegen einen Fabrikverkauf von s. Oliver, wohl aber gegen darüber hinausgehende Sortimente mit innerstädtischem Charakter", machte Wedde jetzt in einem Schreiben an den Rottendorfer Bürgermeister Rainer Fuchs (Freie Wähler) deutlich. Neben der Weltmarke mit Hauptsitz in Rottendorf und deren Tochterfirma Comma bieten unweit der B 8 am Ortsrand von Rottendorf das Schuhunternehmen Tamaris, der Wäschehersteller Schiesser, der Outdoor Ausrüster McTrek, der Modehersteller Gerry Weber, die Schokoladenfabrik Art of Chocolate und die Kneipp-Werke ihre Produkte an.

Auch das Niedernberger Unternehmen Depot hat sich dort angesiedelt. Ab kommenden Monat gibt es Zuwachs durch die Nobelmarken Pierre Cardin und Betty Barclay sowie den Schuhhersteller Salamander. Außerdem eröffnet der Einrichter Möbelum eine Filiale. Da das Unternehmen ebenso wie s. Oliver in Rottendorf seinen Hauptsitz hat, darf es größer bauen als die nicht ortsansässigen Marken. "Die sind alle unter 800 Quadratmetern geblieben und fallen deshalb nicht unter die Regeln des großflächigen Einzelhandels", versichert Fuchs. Rechtlich sei deshalb nichts zu beanstanden.

Dem kann auch der Einzelhandelsverband nicht widersprechen, sieht aber in der geltenden Gesetzeslage eine gefährliche Lücke. "Erkannt wird dies in der Regel erst, wenn die Schattenseiten sichtbar werden", prognostiziert Wedde.

Er verweist auf das politische Ziel, Innenstädte und Ortszentren als langfristigen Mehrwert für die Bevölkerung zu erhalten und zukunftsfähig zu entwickeln. Das sei aber nicht realisierbar, wenn die Innenstädte durch die Peripherie unter Druck gerieten.

Kunden haben die Macht


Diesen Druck zu lindern, haben aber vor allem die Kunden in der Hand, sagt Manfred Beck."Die Verbraucher können das durch ihr Einkaufsverhalten beeinflussen. Wenn sie immer zu den Outlets fahren, brauchen sie sich nicht wundern, wenn die Städte immer leerer werden." Das Internet tue das Übrige - denn auch dort wird immer mehr bestellt.

Beck räumt aber auch ein, dass es gewisse Sparten gibt, die innerstädtisch sicher nicht überleben werden: Lebensmittelgeschäfte oder Anbieter von Elektronik zum Beispiel. "Keiner schleppt seinen Wocheneinkauf oder einen neuen Fernseher quer durch die Stadt. Da zieht es die Leute natürlich dahin, wo sie die Parkplätze direkt vor der Tür haben." Und nur vom vergessenen Päckchen Butter, dem Zehnerpack Batterien oder dem Joghurt zur Mittagspause könne kein Laden existieren. Bei anderen Branchen wie Mode, Blumen oder Büchern wüssten die Kunden den guten Service, die Beratung und die hochwertige Qualität in der Innenstadt jedoch durchaus zu schätzen. "Viele kommen zurück", sagt Beck und hofft darauf, dass dieser Trend anhält. "Die Outlets sind eine Entwicklung, die wir nicht aufhalten können. Wir müssen damit leben."

Im Fall Rottendorf müssen die Einzelhändler allerdings nicht mit weiterer Konkurrenz rechnen. "Im Ortsbereich sind alle Grundstücksreserven ausgeschöpft", heißt es aus dem Rathaus. Was das umtriebige Ortsoberhaupt Fuchs aber nicht von der Expansion abhalten wird. Er will an der B 22 neben dem Mainfrankenpark neue Gewerbeflächen schaffen: für Handwerker, Kleinunternehmen und Logistik - aber ohne Einzelhandel.