Druckartikel: Nur noch ein paar Klicks vom Kino entfernt

Nur noch ein paar Klicks vom Kino entfernt


Autor: Julia Volkamer

Kitzingen, Donnerstag, 10. Januar 2013

Die Dreharbeiten sind abgeschlossen, die groben Schnittarbeiten auch - jetzt geht es für Regisseur Helmut Podschun an den Feinschliff. Und im März soll sein neuer Film "Therapie zwecklos" dann endlich auf die große Leinwand kommen.
Am Computer schneidet Helmut Podschun das Material für seinen dritten Film "Therapie zwecklos" zusammen. Fotos: Julia Riegler


,Outtakes' gibt es natürlich auch - das sind die Szenen, in denen mindestens einer der Schauspieler grinsen muss oder seinen Text vergisst oder beides. Wenn dann das ganze Team zu lachen beginnt und die Kamera den Boden filmt, ist klar: Das mussten sie nochmal machen - oder zwei Mal, vielleicht sogar drei Mal. Kein Wunder, dass seit dem Drehstart im März etliche Stunden an Filmmaterial zusammengekommen sind. Die galt es nun, zu ordnen und zu schneiden und in passender Weise aneinanderzureihen - und dafür hat Regisseur Helmut Podschun fast noch länger gebraucht als für den Dreh selbst.

Inzwischen schaut die grafische Darstellung auf dem Computerbildschirm aber schon fast lückenlos aus. Bild für Bild, Szene für Szene, Einstellung für Einstellung erscheint nebeneinander angeordnet in einem Extra-Fenster, darunter ist die Tonspur illustriert und oben läuft der Film in Vergrößerung mit.

Helmut Podschun hat jeden einzelnen Bestandteil angefasst, an die richtige Stelle gerückt, "harte Schnitte" sowie Aus- und Einblendungen eingestellt. Das Programm, mit dem er arbeitet, ist ein professionelles Schnittprogramm, nicht ganz billig, aber der Film soll ja gut werden.

Kitzingen als Kulisse

"Therapie zwecklos" heißt das dritte Werk des passionierten Hobby-Filmers aus Hohenfeld. Es wird sich in vielerlei Hinsicht von den Vorgängern "Hammer & Schlegel" (2005) und "Liebe und mehr" (2010) absetzen. Erstmals arbeitete das Team um Regisseur Podschun und die Hauptdarsteller Claudia Möller und Oliver Rauball mit einem Kamerakran, der ganz neue Einstellungen erlaubte. Während beim Erstling, einer Krimikomödie, noch mit Video aufgezeichnet und per Einzelbildschnitt nachbearbeitet wurde, kam schon beim zweiten Film mit Kitzinger Kulisse die digitale Technik zum Zug. "So richtig zufrieden waren wir damit aber immer noch nicht", sagt Helmut Podschun - wenngleich die Reaktionen überwältigend waren.

Mit "Therapie zwecklos" will Helmut Podschun aber noch einen Schritt weitergehen. "Man ist schon glücklich, dass es den Leuten gefällt, was man macht. Aber die Ansprüche an sich selbst sind andere - vor allem, wenn man ganz genau weiß, dass es besser geht."

Da spricht er auch seine Schauspieler an. Neben einigen Darstellern, die schon in den Vorgänger-Filmen vor der Kamera standen, sind auch im dritten viele bekannte Gesichter dabei - von Lothar Fuchs über Katharina Wolf bis hin zu Walter Vierrether. Sie alle sind zwar schon fast Profis, aber eben auch ausgemachte Spaßvögel - kein Wunder, dass es so manchen witzigen Outtake gibt...



Die Dreharbeiten


Und dann küssen sie sich. Innig, vertraut, leidenschaftlich. Oliver und Claudia schauen sich verliebt in die Augen, wollen sich am liebsten gar nicht mehr loslassen - und Olivers Frau Barbara muss das alles mit anschauen.
Aber sie grinst dabei, findet das alles überhaupt nicht schlimm. Weil es nur gespielt ist. Oliver Rauber und Claudia Möller sind die Hauptdarsteller des neuen Kitzingen-Films von Hobby-Drehbuchautor, -Regisseur und -Kameramann Helmut Podschun. "Therapie zwecklos" heißt sein zweites Werk, "Therapie unnötig" das Motto von Barbara und Oliver.

"Man ist da schon professionell und weiß, dass die Gefühle nicht wirklich echt sind", erklärt Barbara. Zwischen ihr und der Filmpartnerin ihres Mannes gibt es keinerlei Probleme, im Gegenteil. Sie verstehe sich wirklich gut mit Claudia, so wie mit allen Darstellern, die für das neue Projekt des Hohenfelder Filmliebhabers Podschun gecastet wurden.

Rollen auf den Leib geschrieben

Besser gesagt, die Rollen haben sich fast von selbst besetzt. Dabei entstand die Geschichte des Films auf komplett anderem Weg als noch das Erstlingswerk "Liebe und mehr...". Damals hatte Helmut Podschun seine Schauspieler bereits zusammen und schrieb ihnen ihre Rolle auf den Leib. Aus verschiedenen Handlungssträngen wurde dann die Story geknüpft - ein eher unkonventionelles Vorgehen.

"Dieses Mal haben wir beschlossen, uns erst eine richtig tolle Geschichte zu überlegen und dann die Rollen mit unseren Schauspielern zu besetzen. Etwa ein Jahr hat es gedauert, bis das Drehbuch stand. "Es gab bessere und schlechtere Zeiten", erinnert sich Claudia, die sich erstmals zusammen mit ihrem Lebensgefährten Helmut Podschun im Schreiben probierte.

Mit Erfolg, wie Hauptdarsteller Oliver findet. Seine Figur, der Paartherapeut Dr. Robert Johnson, hat einige gescheiterte Beziehungen hinter sich und erst einmal genug von den Frauen - im wahren Leben könnte ihm das nicht passieren. Schließlich führt er mit Barbara, die im Film eine kleinere Rolle als beste Freundin der Eventmanagerin Jaqueline ausfüllt, eine glückliche Ehe und hat zudem noch eine Tochter. Gerade deswegen macht es ihm aber so viel Spaß, in "Therapie zwecklos" mitzuspielen. "Es ist doch interessant, in andere Rollen zu schlüpfen und sich so immer wieder neu zu erfinden", erklärt der Versicherungsvertreter. Das hat er auch schon als Mitglied der Theatergruppe Sickershausen getan.

Häppchenweise Text

Auch dabei hatte er großen Spaß, auch wenn das Schauspielern auf der Bühne etwas ganz anderes ist. "Beim Film muss man nicht den ganzen Text auf einmal können, sondern immer nur Auszüge", weiß auch Claudia, die des Öfteren schon mit der Häckerbühne auftrat. "Außerdem läuft nicht alles stringent von vorne bis zum Schluss ab." Die Szenen werden nicht der Reihe nach gedreht, sondern wild durcheinander.

Darum ist es auch wichtig, dass der Regisseur an jedem Drehtag und vor jedem Szenendreh noch einmal in Erinnerung ruft, an welcher Stelle des Films die Szene steht. Dementsprechend müssen die Schauspieler dann auch agieren.
Und das ist vor einer Kamera generell gar nicht so einfach. "Im Theater ist alles übertrieben und fast schon ein bisschen aufgesetzt - das geht im Film gar nicht", erklärt Claudia, was die große Herausforderung für einen Filmschauspieler ist. Natürlich muss es rüberkommen und echt - egal, ob es sich um einen Streit, einen Alkoholrausch oder eben um eine Kuss handelt.

Bis zum Sommer wird gedreht, danach macht sich Helmut Podschun an den Schnitt, und im Frühjahr 2013 soll "Therapie zwecklos" auf der großen Leinwand im Mainfrankenpark gespielt werden. Bis dahin stehen dem Team noch einige ausgebuchte Samstage und Wochenenden ins Haus - schließlich sind alle Schauspieler auch noch berufstätig, Geld verdienen sie mit dem "No-budget-Film" nicht. Das gilt auch für die Statisten, die nach wie vor gerne gesehen und gesucht sind.