Neuer Nachbar fürs Gusswerk?
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Freitag, 22. Februar 2013
Das Gusswerk produziert nicht nur Eisen- und Aluminiumkomponenten, sondern auch Kohlendioxid. Das könnte bald auch etwas Gutes haben. Wenn eine power-to-Gas-Anlage genehmigt wird.
Manfred Pfnausch hat seinen Anzug angezogen, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und die Krawatte festgezurrt. Jetzt sitzt er vor dem Kitzinger Stadtrat. Die Nervosität ist ihm anzumerken. Aber das ist auch kein Wunder: Es geht um ein großes Projekt. Investitionsvolumen: 15 bis 16 Millionen Euro.
Manfred Pfnausch ist Diplom-Ingenieur. An diesem Donnerstagabend berichtet er von einem Vorhaben, das er bereits seit fünf Jahren verfolgt: Eine power-to-gas-Anlage in Kitzingen. Das nötige Grundstück ist in seinem Besitz. Günstigerweise genau neben dem Gusswerk. Synergien sind für den Betrieb der Anlage nötig. Gespräche zwischen FrankenGuss und Pfnausch laufen bereits.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien birgt ein großes Problem: Wo und wie lässt sich der erzeugte Strom speichern? Die neue Technologie, im Fachjargon Methanisierung, könnte dabei helfen. Vereinfacht ausgedrückt wird dabei Strom aus erneuerbaren Energien in Wasserstoff oder synthetisches Erdgas umgewandelt und im Erdgasnetz gespeichert. Der Vorteil: Auch große Mengen Strom aus erneuerbaren Energien können so langfristig gespeichert werden.
Für die Umwandlung von Strom in synthetisches Erdgas werden Wasserstoff und Kohlendioxid benötigt. Bei FrankenGuss fallen große Mengen an Kohlendioxid an. Über unterirdische Leitungen könnten sie zur power-to-gas-Anlage geleitet werden. Die liegt gleich neben dem Gusswerk, direkt an der Straße nach Großlangheim.
Ein Standort, der wegen der Nähe zum CO2-Lieferanten große Vorteile bietet, aber städtebaulich Probleme aufwirft. Laut Bebauungsplan ist die Fläche von einer Bebauung frei zu halten. Sie liegt außerdem in einer Frischluftschneise. "Das müsste alles noch geprüft werden", sagt Stadtplaner Torsten Fischer. Manfred Pfnausch drängt jedoch auf eine Grundsatzentscheidung. Er muss mit möglichen Investoren, mit Lieferanten und Beratern und nicht zuletzt mit FrankenGuss eine Einigung erzielen. "Solche Gespräche machen keinen Sinn ohne einen Grundsatzbeschluss, ob ich dort überhaupt so eine Anlage bauen darf", sagt er.
Etwa 30 Meter lang und 40 Meter breit würde so eine power-to-gas-Anlage groß sein. Der höchste Turm würde rund zehn Meter in die Höhe ragen. Zwei bis drei Mitarbeiter werden gebraucht. Ansonsten läuft der Prozess automatisch. Stephan Rieke hat mit seiner Firma SolarFuel schon einige solcher Anlagen in Deutschland gebaut. Er ist von dem Prozess und seiner Bedeutung für die künftige Energiewende überzeugt. "Im Sinne der Umwelt ist das eine saubere Lösung", meinte er. Außerdem würde so eine Anlage auch dazu beitragen, den Standort von FrankenGuss zu sichern.
Tatsächlich verfolgt Markus Heckelmann vom Gusswerk die Fortschritte dieser Technologie seit Jahren und hatte mit Manfred Pfnausch schon desöfteren Kontakt. "Wir überlegen, wie diese neue Technologie bei uns sinnvoll eingesetzt werden könnte", sagt er. "Es gibt aber noch überhaupt nichts konkretes." Die Methanisierung befinde sich schließlich noch in der Forschungsphase. Für das Gusswerk könnte eine Lösung, in der Kohlendioxid quasi recycelt wird, allerdings sehr attraktiv sein. Seit 2013 ist das Unternehmen Kohlendioxid-Handelspflichtig.
Laut Manfred Pfnausch bindet eine sechs Megawatt-Methanisierungsanlage, wie sie für Kitzingen konzipiert ist, rund 0,66 Tonnen Kohlendioxid. Bei 4000 Betriebsstunden würde sie so viel Kohlendioxid binden wie 191 Hektar deutscher Wald im Jahr. Sein Vortrag stieß bei den Räten durchaus auf Interesse. Dass bei der Verbrennung von Methan auch wieder Kohlendioxid entsteht, merkte Stadtrat Klaus Heisel (SPD) an, während Klaus Christof (KIK) von einem sinnvollen Vorschlag sprach. Oberbürgermeister Siegfried Müller kündigte eine Grundsatzentscheidung in absehbarer Zeit an. Sollte sich der Stadtrat für die Änderung des Bebauungsplanes und damit für den Bau der Anlage entscheiden, müssten aber Investor und Betreiber benannt werden.
Für Manfred Pfnausch und seine power-to-gas-Anlage ist es noch ein weiter Weg. Das Zwischenfazit nach der ersten Präsentation vor dem Stadtrat fällt aber eher positiv aus: Die Räte lauschten interessiert, der Weg ist nicht verbaut. Ein Grundsatzbeschluss soll zeitnah fallen, hieß es von Seiten der Verwaltung. Allerdings würde sich Stadtplaner Fischer so eine Anlage lieber an einem anderen Ort wünschen: In den Harvey-Barracks: ""Da ist eine Gewerbefläche schon vorhanden."