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Neue Ampelschaltung in Kitzingen erhöhen Verkehrsfluss


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Dienstag, 11. Dezember 2012

Ria Hartmann macht's richtig: Auch wenn die Fußgängerampel umschaltet, bleibt sie nicht stehen. Vier Fachleute haben den Verkehrsfluss an der B 8 optimiert. "Doch jedem kann man's nicht recht machen."


Es ist nasskalt, laut und riecht nach Abgasen. Um den Arbeitsplatz direkt an der B 8 sind die vier Männer nicht zu beneiden. Doch mancher Autofahrer, der sich jüngst durch die verstopfte Stadt quälen musste, reckt den Daumen nach oben und freut sich, weil das Quartett da ist. Die Fachleute für Straßenverkehr und Ampelsteuerungen wollen den nervtötenden Staus den Garaus machen.

Der große Schirm, der am Montagabend an der Ampel B8/ Siegfried-Wilke-Straße aufgespannt war - direkt über dem Steuerungskasten -, zog die Blicke auf sich. Die Männer, die sich dort zu schaffen machten, hatten ein noch größeres Ziel: Den motorisierten Verkehr so durch Kitzingen zu leiten, dass sich auf keiner Spur lange Schlangen bilden.

Warum ist das eigentlich so kompliziert? Dr.

Michael Schenk, Software-Entwickler für optimierte Verkehrsflüsse, legt die Stirn in Falten - und fragt zurück: "Für wen sollen wir die Grüne Welle machen? Wir haben hier die hochbelastete B8, von der aus viel Verkehr in der Stadt abfließt. Nur zehn bis 20 Prozent der Fahrzeuge fahren komplett durch Kitzingen durch, alle anderen biegen irgendwo ab." Überall dort, wo man Abbiegern längere Grünzeiten einräumt, gehe das zu Lasten des Durchfahrtsverkehrs - und umgekehrt.


"Die B8 bräuchte zwei Spuren"

"Zudem ist der Verkehr nicht konstant, sondern stochastisch." Das heißt, hohes Verkehrsaufkommen entsteht zufällig, wellenartig. Dr. Schenk: "Eigentlich bräuchte die B8 zwei Fahrspuren für jede Richtung."

Da aber nur eine Spur vorhanden ist, versuchten die Experten, die Ampelprogramme optimal anzupassen. Stefan Weißkopf, der beim Staatlichen Bauamt Würzburg für den Straßenbau im Kreis Kitzingen zuständig ist, erklärt: Früher lag die Umlaufzeit an der B8-Ampel bei 120 Sekunden. "Das hat für Fußgänger und den Verkehr aus den Nebenrichtungen relativ lange Wartezeiten bedeutet." Deshalb habe man die Intervalle auf 90 Sekunden verkürzt. Zudem wurden eigene Grünphasen für Linksabbieger geschaffen: "Das ist viel sicherer, braucht aber halt auch mehr Zeit."

Die Folge der verringerten B8-Grünzeiten: An der Kreuzung mit der Siegfried-Wilke-Straße/ Jahnstraße staute sich der Verkehr. Teilweise wuchs die Autoschlange auf der B8 bis halb nach Mainbernheim. Kitzingen verstopfte. "Man sieht, wie schnell das System instabil wird, wenn man Nebenstraßen und Fußgängern etwas Gutes tun will", stellt Stefan Weißkopf fest. Gemeinsam erhöhten die Fachleute die Umlaufzeit also wieder.
Gegen 18 Uhr zeigte Weißkopf sich am Montagabend zufrieden: "Man sieht schon eine deutliche Verbesserung", meinte er mit Blick auf den tatsächlich schön fließenden Verkehr. "Ich habe ein gutes Gefühl."


Bei Grünpfeil kein Gegenverkehr

Zu diesem guten Gefühl trägt auch die Tatsache bei, dass der Verkehrsrechner wohl Ende Januar endlich flächendeckend in Betrieb genommen werden kann. Dieses "Gehirn der Straße" soll dann alle Ampeln aufeinander abstimmen und dem jeweiligen Verkehrsaufkommen anpassen, insbesondere auch dem auf der Nordtangente.
Doch zaubern kann auch der Verkehrsrechner nicht: "Das Problem ist: Man kann´s nicht jedem Recht machen", weiß Walter Heussner aus Erfahrung. Der Projektleiter Verkehrsrechner beim Staatlichen Bauamt betont: Ganz ohne Wartezeiten geht´s einfach nicht.

Allerdings lassen sich Letztere gewaltig reduzieren, wenn man ein paar Aspekte berücksichtigt. "Wenn Abbieger einen grünen Pfeil haben, dann kann kein Gegenverkehr kommen. Sie können also zügig abbiegen", betont Stefan Weißkopf.

Auch die Fußgänger sind entscheidende Figuren fürs reibungslose Wechselspiel. Weißkopf: "Die Überwege sind oft recht lang. Wenn die Ampel auf Rot schaltet, während die Leute noch auf der Straße sind, sollen sie einfach weitergehen. Die Fahrzeuge haben dann noch lange genug Rot."

Ziemlich zufrieden verließen die Verkehrsexperten am Montagabend ihren ungemütlichen Arbeitsplatz an der B 8. In nicht allzu ferner Zukunft werden sie sich wohl wieder treffen. Dr. Schenk formuliert es so: "Kitzingen ist halt einer der schwierigen Fälle."

ZAHLEN:
16.500 Fahrzeuge passieren täglich die B 8 in Kitzingen am Knotenpunkt Jahnstraße/B 8/ Siegfried-Wilke-Staße; am E-Center sind es um die 18.000 (Quelle: Bundesverkehrszählung 2010).