Nach Großbrand: Keine Zeit zum Verzagen
Autor: Timo Lechner
Mainbernheim, Freitag, 13. Mai 2016
Tag 5 nach dem großen Brand: Der Zykloopenhof im Mainbernheimer Brunnenwasenweg (Lkr. Kitzingen) liegt in Trümmern. Aber Famile Zäh gibt nicht auf.
Tag 5 nach dem großen Brand. Der Zykloopenhof im Mainbernheimer Brunnenwasenweg liegt in Trümmern. Absperrband flattert im Wind vor verkohlten Fassadenresten, verkokeltem Holz und Türmen von Schutt. Die rund 30 Pferde, die im Gehöft leben, sind mittlerweile in provisorischen Zelten untergebracht und stehen auf der Koppel. Und Besitzer Johannes Zäh? Der schließt heute eine Versicherung ab. „Für die vielen Helfer, die zu uns auf den Hof kommen“, sagt der 33-Jährige.
In der Tat ist die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung, dem Freundeskreis und den Geschäftspartnern des Reiterhofes mit seinem Pferdeshop groß in diesen Tagen. Gleich am Montag waren rund 50 Leute vor Ort, die eilig georderte Unterstellmöglichkeiten für die Pferde aufbauten, deren Besitzer ihre Tiere auf dem Zykloopenhof am Mainbernheimer Stadtrand versorgen und versorgen lassen.
Und jeden Tag lassen sich andere Unermüdliche auf dem Hof blicken, packen mit an. Vom großen Stall, der einst Kühe beherbergte und vor einigen Jahren mit Buchten für die Pferde umgebaut wurde, ist nichts mehr da. Ebenso wenig wie von der Photovoltaikanlage auf dem Dach, Teile der Ausläufe und vom Shop, in dem Johannes Zäh mit Ehefrau Nadine erst im vergangenen Jahr den „Paso-Shop“ mit Utensilien rund um die Tiere einrichtete.
„Ich bin froh, dass wir noch leben“, sagt sie, immer noch aufgewühlt von den Ereignissen am Sonntag, als sie das Feuer entdeckte und ihren Mann und die auf dem Hof lebende Schwiegermutter alarmierte. Da hatte ein Autofahrer gegen 14.15 Uhr schon Rauch von der B 8 aus gesehen und die Feuerwehr gerufen. Rasch waren mehrere Streifen der Kitzinger Polizei, der örtlichen Wehren, des Rettungsdienstes samt Notarzt und Notfallseelsorger und des THW vor Ort. Neben der rettungs- und sanitätsdienstlichen Hilfeleistung war auch die Verpflegung der Einsatzkräfte Aufgabe der 34 Rotkreuzler. Beim Eintreffen der Wehr brannte die Scheune lichterloh.
Die Floriansjünger kamen am Sonntag keinen Moment zu früh. Der Carport zwischen Scheune und Wohnhaus ist ebenso verbrannt, darunter steht noch der Torso eines Autos. Die Eingangstüre zum Haus ist ebenfalls mit dem Feuer in Berührung gekommen. Es hätte nicht mehr lange gedauert, dann wäre den Zähs auch das Dach über dem Kopf abgefackelt.
Erst am Dienstagabend zog die Wehr aus Mainbernheim ihren Löschwagen ab. Den ganzen Tag zuvor waren immer wieder Glutnester gefunden worden, hie und da fing es an zu glimmen. Acht Mann hatten die Brandwache in der Nacht auf Montag übernommen.Funktionieren – das ist derzeit die Prämisse der Zähs. Da ist keine Zeit zum Selbstmitleid, wenn Tiere versorgt und die Helfer koordiniert werden müssen. Und noch keine Zeit zum Verarbeiten des Schocks. Funktioniert hat am Sonntag auch Johannes Zäh. Glücklicherweise standen die meisten Pferde draußen auf den Koppeln. Nur eines nicht. Das befreite Zäh, todesmutig darf man sagen.
Von diesem Einsatz wird er noch eine Weile gezeichnet sein. Die komplette rechte Seite seines Gesichts und Körpers wurde angesengt, den Arm trägt er im Verband. „Ich sehe doch aus wie ein knuspriges Schäufele“, scherzt der Landwirt und im Hauptberuf Kitzinger Stadtgärtner. Galgenhumor, wie man ihn wohl braucht, um angesichts einer nahezu vernichteten Existenz wieder Mut zu schöpfen.


