Museumsnacht macht Geschichte lebendig
Autor: Tom Müller
Dettelbach, Montag, 29. Oktober 2012
Längst Vergangenes und die Moderne ergänzen sich in Dettelbach perfekt. Die Symbiose aus Alt und Neu zeigten drei Dettelbacher Museen im Rahmen der Museumsnacht.
"Nachts muss man ganz besonders hinschauen, um die Dinge zu erkennen", sagt Barbara Dill, Leiterin der Touristinfo im Kultur- und Kommunikationszentrum KuK. "So geht es uns auch im Museum. Erst bei genauem Betrachten erkennen wir Verborgenes." Das war förmlich der Leitspruch für die Reise durch die dritte Dettelbacher Museumsnacht, der Touristen und Einheimische gerne gefolgt sind.
Drei Museen hatten ihre Tore für Nachtwanderer geöffnet: Den Anfang machte das Kunstmuseum Pilger & Wallfahrer im KuK, als zweite Station bot das ehemalige Kirchnerhaus, in dem das Heimatmuseum Haslau untergebracht ist, Einblicke in das Leben aus alter Zeit. Den Abschluss bildete dann das Handwerksmuseum der Kolpingfamilie im Faltertor, in dem an die 1887 gegründete Gastwirtschaft "Sternbräu" erinnert wurde, "der die Dettelbacher auch heute noch emotional verbunden sind", wie Bürgermeisterin Christine Konrad (FW) hinzufügte. Alle drei Museen waren in dieser Nacht besonders beleuchtet und durch einen mit Kerzen illuminierten Weg verbunden.
Nachts im Museum
Was aber treibt Menschen gerade nachts so gern in Museen, die doch auch tagsüber geöffnet sind? "Es ist die besondere Stimmung", erzählt Barbara Dill. "Außerdem sind drei Museen heute Nacht gratis zu besuchen.
Wer sich darauf einließ, erlebte Dettelbach zunächst als Station für Wallfahrer und Pilger. Geschichten von Pilgerreisen aus alter Zeit wurden da lebendig. Dill ging auf die Mirakelbilder und die 70 bezeugten Wunder der Maria von Dettelbach ein, nahm ihre Zuhörer aber auch mit in die heutige Zeit. Stellvertretend dafür stand der Bilderzyklus von Ursula Flach, deren Mutter bereits zur Kreuzberg-Wallfahrt gekommen war.
Aber nicht nur die Ausstellung selbst, sondern auch die Besucher brachten ihre Geschichten mit. Petra Fleißner zum Beispiel war aus Volkach gekommen, um die Museumsnacht zu erleben. "Meine Großmutter hat mir von Kindheit an von der Dettelbacher Wallfahrt erzählt", berichtet sie. Damals lebte die Familie noch in Herzogenaurach, von wo aus sie in späteren Jahren die Tradition der Großmutter weitergeführt hatte. "Ein bis zwei Mal im Jahr sind wir mit den Kindern zu Maria im Sand gepilgert", erzählt sie und schmunzelt. "Heute ist mein Sohn Lehrer in Dettelbach. Da hat der gute Geist meiner Großmutter gewirkt."
Es sind Geschichten wie diese, die den Reiz einer solchen Nacht ausmachen. Im Erlebten und im aktuellen Erleben wird Dettelbach ein "Kraftort", wie Barbara Dill es formulierte. Viel davon wird auch im Heimatmuseum Haslau deutlich. Seit 1983 besteht die Paten- und Partnerschaft zwischen dem Böhmischen Haslau und Dettelbach. Viele Gegenstände im Museum zeugen von diesem für die Textilindustrie so bedeutenden Ort. Dazu gesellen sich aber auch jede Menge Fundstücke, die Dettelbacher Bürger im Lauf der Jahre zusammengetragen haben.
Das heimliche Wahrzeichen
Viel zusammengetragen haben die Dettelbacher auch von einem heimlichen Wahrzeichen der Stadt, dem ehemaligen "Sternbräu". Die Gastwirtschaft hätte in diesem Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum gefeiert, ihr Betrieb wurde aber 1975 eingestellt. Bierkrüge, Aschenbecher, Flaschen und Flaschenöffner, Werbeschilder und viele Bilder aus alter Zeit erinnerten an den Mittelpunkt im Leben der Stadt, an den viele Besucher noch lebhaft zurückdenken konnten.
Wer weniger an den Museumsstücken interessiert war und wen die Kälte nicht abschreckte, der durfte sich auf eine geführte Wanderung durch die Gassen der Stadt machen. "Lange Schatten erzählen in dunkler Nacht", hatten die Touristenführer diese einzigartige Reise bei Kerzenschein genannt und damit eine umfangreiche Gruppe um sich scharen können.
Es war ein stimmungsvoller Abend, der in drei Dettelbacher Gaststätten, der Pizzaria "Da Franco", dem "Gasthof Franziskaner" und dem Restaurant "Himmelstoß" mit einem speziellen Museums-Nacht-Menü einen würdigen Abschluss fand.