Museenvielfalt in der Region
Autor: Carmen Schmitt
Kitzingen, Montag, 27. Mai 2013
Bei dem Wetter bleiben die meisten lieber drinnen. Wer trotzdem etwas erleben will, geht ins Museum.
In der Schule hat sich Thomas Siegmund noch gar nicht für Geschichte interessiert. Heute leitet der 54-Jährige ein Museum: Das Museum für Stadt- und Familiengeschichte in Marktsteft. "Das Marktstefter Museum ist kein übliches Heimatmuseum", sagt Thomas Siegmund. Ein "lebendiges Museum" sollte entstehen, als die Ausstellung vor zehn Jahren geplant wurde. "Es ist wichtig, dass alle Sinne angesprochen werden." Deshalb können die Besucher in den Räumen nicht nur sehen, sondern auch riechen, hören und fühlen.
Museen im Landkreis
Ob Fastnacht-, Fahrrad-, Gewürz oder Handwerksmuseum - fast 30 Museen hat der Landkreis zu bieten. Von Biebelried bis Geiselwind und von Volkach bis Martinsheim wird es Museumsgängern nicht allzu bald langweilig.
Im Marktstefter Museum dreht sich alles um die Stadt Marktsteft und die Geschichte der Familie Keerl.
Als Thomas Siegmund 1992 nach Marktsteft zog, hatte es ihm zunächst gar nicht gefallen. Bis er durch die Gassen schlenderte, genauer hinschaute und die "1000 Ecken" in dem Ort entdeckte, "die einfach bemerkenswert sind." Wie ein Dornröschen sei ihm Marktsteft vorgekommen, das wachgeküsst werden will.
Ausstellung statt Speicher
Bis 1999 wurden die Stücke der heutigen Marktstefter Ausstellung im Kitzinger Museum gezeigt und gelagert. Die ersten Pläne für das Museum entstanden, als sich die Marktstefter an die Renovierung ihrer Kirchenburg machten. Seit 2004 sind die Ausstellungsräume dort, wo bis ins 17. Jahrhundert Getreide und Wein eingelagert wurden. Später waren hier Wohnungen und Geschäfte wie Metzgerei und Bäckerei, die Schule und das Pfarrhaus. Danach auch das Rathaus, das heute noch in der Kirchenburg ist wie das Museum.
In den fünf Museumsräumen und dem Rathausturm macht der Besucher eine Reise in die Vergangenheit. Einige Dutzend Holzstufen führen hinauf in den Rathausturm. Schläger und Trunkenbolde saßen dort oben in der Zelle ein.
Thomas Siegmund spricht mit ruhiger und klarer Stimme. Er kann zu jedem Stück etwas erzählen. Wie zu dem Riechfläschchen, das in einer Vitrine im zweiten Zimmer mit dem Thema "Familienleben" steht. An einer Duftorgel können die Besucher schnuppern, wie der Inhalt der kleinen Flaschen damals gerochen haben muss. Die Frauen hatten sie stets bei sich, um wieder zu sich zu kommen, war das Mieder einmal zu eng geschnürt.
Nicht nur die Sinne sollen in dem Museum angesprochen werden. Zu dem Konzept zählt auch das Prinzip "damals und heute": Die ausgestellte Puppenküche aus dem 19. Jahrhundert sollte die jungen Mädchen frühzeitig mit den Aufgaben der Hausfrau vertraut machen. Zum Spielen war die nicht gedacht, erklärt Siegmund: "Die Puppenküche hatte einen pädagogischen Hintergrund." Mit einer Küche und Spielfiguren aus Plastik können die kleinen Museumsbesucher dann doch spielen und mit der aus der vergangenen Zeit vergleichen.
Ehrenamtlich für die Geschichte
Mit acht anderen Freiwilligen arbeitet Thomas Siegmund im Museum - ehrenamtlich. "Menschen sind wie Zahnräder, die ineinander greifen. Wir hängen eigentlich alle irgendwie zusammen", erklärt er seine Faszination für die Geschichte.
Von der Familie Keerl lebt zwar niemand mehr in Marktsteft. Alle paar Jahre kommen sie aber nach Unterfranken "zurück zu den Wurzeln" zum Familientreffen.