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Mit dem Schatz im Spatz durch Schwarzach


Autor: Diana Fuchs

Schwarzach, Mittwoch, 19. Juni 2013

Wenn die Oldtimer-Freunde Christa und Horst Högner eines ihrer betagten Schmuckstücke ausführen, haben sie jede Menge Spaß - und immer eine Ersatz-Zündkerze dabei.


Er leuchtet Rot wie frischer Klatschmohn. Und wie er glänzt! Der "Spatz" im Eingangsbereich der Kfz-Werkstatt Auto Högner in Schwarzach zieht alle Blicke auf sich. Horst Högner konnte schon vor gut
30 Jahren die Augen nicht von dem 10,2 PS starken Automobil der Victoria-Werke aus Nürnberg, Baujahr 1956, lassen. Eine große Leidenschaft begann.

Horst Högner und seiner Frau Christa haben die Kleinwägen längst vergangener Zeiten ins Herz geschlossen. Der heute 68-Jährige hatte das rote "Vögelchen" damals von einem Bekannten übernommen und voller Tatendrang restauriert. Seine Leidenschaft kühlte über all die Jahre kein Grad ab und spiegelt sich in einem auch heute noch blitzblanken Motorraum wider. Högners roter Flitzer ist einer der ältesten noch fahrbereiten "Spatzen" weltweit.

Kfz-Meister Högner, der sich unter anderem auf die Restaurierung von Oldtimern spezialisiert hat, kann sich noch gut an die erste Ausfahrt mit seiner Christa im "Spatz" erinnern - nach Veitshöchheim ging die Fahrt, an Muttertag vor 30 Jahren. Dort wurde der kleine Flitzer sogleich umringt von einer Traube busreisender Touristen, die ganz fasziniert schauten. "Der Fahrer hat uns zugewunken und gerufen: 'Hilfe, ich bring' die Leute nicht mehr in den Bus zurück!'", erzählt Christa Högner lachend.

Dass sie von interessierten Passanten angesprochen werden, wenn sie mit einem ihrer allesamt fahrbereiten Oldtimer unterwegs sind, passiert den Högners nicht selten. Verleihen würde Horst Högner seine Schätze an Fremde jedoch nicht, dafür sind sie ihm zu sehr ans Herz gewachsen. Und so ist die Zahl seiner Oldies mit den Jahren immer weiter angewachsen. Mittlerweile gehören neben dem Spatz noch ein NSU-Prinz, ein MG und mehrere Oldtimer der Marke Renault zur Sammlung, etwa ein orangeroter 17 TS oder Högners letzter Neuzugang, ein weißer Dauphine. "Größer darf der Fuhrpark eigentlich nicht mehr werden", meint der zweifache Vater und Opa. Jeder Oldie braucht schließlich einen Garagenplatz und außerdem ist es Högner wichtig, dass die Autos regelmäßig gefahren werden.

Das kostet ganz schön viel Zeit. Fast jedes Wochenende ist Horst Högner gemeinsam mit seiner Frau unterwegs - zum Glück teilt Christa die Begeisterung für die Fahrzeuge. Dann wird auf Märkten nach Ersatzteilen gesucht oder eines der zahlreichen Oldtimer-Treffen besucht - "Oldtimer-Freunde sind meistens richtig nette Leute". Manchmal nehmen die Högners auch weitere Strecken auf sich: "Dann fahren wir im Wohnmobil und der Oldtimer wird auf dem Anhänger mitgenommen."

Nach einem solchen Ausflug - gerne mit dem Kitzinger Automobilclub AMC, dem Högner seit Jahrzehnten angehört - müssen die Autos sorgfältig gereinigt und poliert werden. Der 68-Jährige tut das gern und akribisch. "Wie geleckt" sehen die betagten Schätze aus. Der Besitzer nennt sie manchmal ganz burschikos "alte Karren". Aber weil er dabei liebevoll über den Lack streichelt, klingt das wie ein Kosewort.

Auch unter der Woche ist Högner nach Feierabend fast immer damit beschäftigt, an den Fahrzeugen zu schrauben und zu tüfteln. "Die alten Autos haben den Vorteil, dass sie noch einfacher zu reparieren sind als neuere Modelle, in denen viel Elektronik verbaut ist." Und auch wenn er im Alltag in einen bequemen Renault Scénic steigt, möchte er das Fahrgefühl im Oldtimer nicht missen. "Wenn man die Macken kennt, kann man die Autos gut fahren." Ein Abschleppseil und eine Ersatz-Zündkerze liegen immer griffbereit im kleinen Kofferraum.

Kein schönerer Platz

Im "Spatz" ist man bei 80 Stundenkilometern Spitze eher gemächlich unterwegs. Der Tank fasst nur 30 Liter, sodass ein Reservekanister zur Grundausstattung gehört. Einsteigen muss man mit einem beherzten Schritt über die Bordwand - Türen hat das "Spätzle" nämlich keine. Und ziemlich eng ist es beim Fahren auch. Doch wer das Leuchten in Horst Högners braunen Augen sieht, wenn er mit seiner Christa im Arm auf der Sitzbank hinter dem Lenkrad Platz nimmt, der spürt: Für die Högners gibt es keinen schöneren Platz. Diesen zu erhalten, das lohnt alle Mühen.
Den Spatz hergeben? Die Högners schauen einander an und schütteln gleichzeitig den Kopf: "Nein, das könnten wir nicht."

Ausflug nach Frankfurt:
Oldtimer-Parade Der Automobilclub (AMC) Kitzingen lädt alle Freunde historischer Fahrzeuge zu monatlichen Ausfahrten nach dem Motto "gemeinsam fränkische Landschaften genießen"ein. Am Donnerstag, 20. Juni, geht´s von Sulzfeld aus über Kitzingen, Wiesenbronn, Castell und Oberscheinfeld "Zur fröhlichen Einkehr" nach Frankfurt (Franken).

Roadbook Wer sich um 19 Uhr auf dem Mainparkplatz in Sulzfeld einfindet, bekommt ein "Roadbook" mit vorgeschlagenem Streckenverlauf.