Mit Büchertasche ins Casablanca-Kino
Autor: Julia Volkamer
Ochsenfurt, Freitag, 15. März 2013
In der letzten Woche erlebten 118.000 Schüler in ganz Bayern Unterricht der etwas anderen Art: Er wurde kurzerhand in den Kinosaal verlegt. Von dieser Idee sind aber längst nicht nur die Jugendlichen begeistert - auch Lehrer, Eltern und Kinobetreiber freuen sich über die Abwechslung im Alltag.
Es gibt sogar Applaus. Und die LaOla. Für einen Film, der sich vordergründig um einen Fußballtorwart und seine Sammelkarte dreht. Aber die zehn- bis 13-jährigen Jungs und Mädels, die sich in die samtroten Kinosessel fläzen, wissen ganz genau, dass "The Liverpool Goalie" eigentlich ganz andere Themen transportiert: das Erwachsenwerden, Mobbing in der Schule, der Einfluss der Medien und die erste Liebe. Schließlich haben Gerhard Wolff und seine Lehrerkollegen von der Mittelschule Ochsenfurt ihre Schüler gut auf den Film vorbereitet - und auch jetzt, wo sie ihn alle gesehen haben, wird noch intensiv darüber gesprochen.
Das ist der Sinn der Schulkinowochen, die unter anderem vom Bayerischen Kultusministerium gefördert wird und unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck steht. Sie zeigen, dass Film und Bildung sich nicht widersprechen.
Themen vor- und nachbereiten
So lächelt mancher junge Kinobesucher wissend, als der 13-jährige Jo fast daran verzweifelt, dass ihm in seiner Fußballkartensammlung noch der Torhüter des FC Liverpool fehlt. Oder sie runzeln die Stirn, weil er lieber die Hausaufgaben für den zwei Köpfe größeren Klassenkameraden Tim-Erik macht, als sich mit schmerzhaften Kopfnüssen quälen zu lassen. Und sie bekommen einen verklärten Blick, als er das erste Mal seinen Schwarm Mari anspricht - das gilt vornehmlich für die Mädchen im Saal...
Die Schüler erkennen die Probleme und Schwierigkeiten, von denen "The Liverpool Goalie" erzählt. Darum unterstützt der Förderverein der Mittelschule mit dem Vorsitzenden Peter Schäfer die interessierten Klassen gerne mit einem Obolus. "Wir möchten den Kindern gerne etwas bieten, gerade wenn es um das Thema Kultur geht", sagt Schäfer. Der Förderverein habe auch schon Lesungen und Vorträge organisiert und wolle die Kinder so mit ganz vielseitigen Angeboten begeistern - auch wenn es immer schwieriger werden, engagierte Mitglieder für den Verein zu finden.
Schwierigkeiten, die Schulen aus der Region für die Schulkinowochen zu begeistern, haben Stefanie Schäffer und das Casablanca-Team nicht. Seit sieben Jahren gehört es zu den Kinos in Bayern, die an der Aktion teilnehmen. "Hier wird Pädagogik und Unterhaltung verbunden", lobt sie das Programm, das immer mehr Schulen gerne annehmen - und das die Kinobetreiber gerne unterstützen. Gerade das Casablanca sieht sich als prädestiniert für ein solches Angebot - das es im übrigen auch mit nicht-deutschsprachigen Filmen gibt. "Wir haben schließlich auch ein Stück weit eine Verantwortung dem hochwertigen Film gegenüber", erklärt sie. Als kleines Programmkino müsse man andere Ziele haben als ein großes Cineplex. "Wir machen hier Kultur", sagt Stefanie Schäfer - und findet, dass die Schüler gerne etwas davon mitbekommen dürfen.