Michael Pfeiffer ist jahrgangsbester IHK-Brauer
Autor: Daniela Röllinger
Wiesentheid, Montag, 21. Oktober 2013
Michael Pfeiffer aus Wiesentheid hat die IHK-Abschlussprüfung als Prüfungsbester im Beruf Brauer/Mälzerin ganz Mainfranken abgelegt.
Ob Hauptschule, Realschule oder Abitur ist Horst Jacob egal. Vom Schulabschluss hängt es nicht ab, ob einer ein guter Brauer wird. Interesse an Biologie, Physik und Technik sollte man haben, hygienebewusst sein und mit einer gewissen Sozialkompetenz ausgestattet, findet der langjährige Braumeister der Brauerei Kesselring aus Marktsteft.Voraussetzungen, die Michael Pfeiffer mitgebracht hat. Es hat sich für Kesselring gelohnt, den Wiesentheider als Auszubildenden einzustellen: Er wurde vergangene Woche von der IHK in Würzburg als Prüfungsbester im Beruf Brauer/Mälzer ausgezeichnet.
Dass er Brauermeister werden will, stand für den 22-Jährigen schon länger fest. Bier interessiert ihn weit über den Geschmack hinaus. Schon mit 16, 17 Jahren hat er daheim versucht, Bier zu brauen, erzählt Michael Pfeiffer.
Wer Diplom-Braumeister werden möchte, muss entweder vor Beginn des Studiums ein längeres Praktikum absolvieren oder eine Lehre machen. Michael Pfeiffer entschied sich für die Ausbildung, bewarb sich bei Kesselring. Das Unternehmen bildet seit Jahrzehnten regelmäßig Brauer aus. Auch am 1. September haben wieder zwei Auszubildende in Marktsteft angefangen.
"Brauer und Mälzer ist ein Raritätenberuf", sagt Horst Jacob. Die Statistik der IHK bestätigt das: Sieben junge Menschen in Mainfranken haben 2013 ihre Prüfung in diesem Beruf abgelegt - alle waren erfolgreich. In Bayern gab es 62 Teilnehmer (57 haben bestanden), in Deutschland 179 (169). Zum Vergleich: Die Prüfung zum Industriekaufmann legten bundesweit 11685 Absolventen ab.
Wer glaubt, ein Brauer müsse zwangsläufig sein Leben lang immer nur mit Bier zu tun haben, der irrt. "Wer in die Lebensmittelbranche einsteigen will, für den ist Brauer der ideale Beruf", sagt Peter Himmel. Auch in der Zuckerfabrik zum Beispiel, oder in der Großmolkerei hätten Brauer beste Chancen, bestätigt Horst Jacob, selbst bekannte Winzer hätten eine Brauerlehre absolviert. Wo man mit Lebensmitteln zu tun hat, laufen biologische und physikalische Vorgänge ab, hygienische Vorschriften spielen eine große Rolle. "Da wird genauso mit Säure und Lauge gereinigt wie bei uns", zieht Jacob den Vergleich zur anderen Betrieben.
Der Braumeister weiß genau, wie groß das Spektrum dessen ist, was Brauer können müssen, schließlich sitzt er schon seit fast 30 Jahren im Prüfungsausschuss. Ein Brauer muss sich mit den Rohstoffen auskennen, sie analysieren und beurteilen können. So muss er auch alles über Malz wissen, obwohl fast 99 Prozent aller Brauereien keine eigene Mälzerei mehr haben. Die jungen Leute müssen umfassende EDV-Kenntnisse haben und sich mit Chemie auskennen. Das ist unter anderem wichtig, um Reinigungspläne zu erstellen. "Ein Brauer muss wissen, was dort passiert - und auch, was passieren kann, wenn er etwas nicht macht", erklärt Peter Himmel.
Die Hygiene spielt schließlich bei der Bierherstellung eine besonders wichtige Rolle. Auch da setzt man inzwischen verstärkt auf die Technik. So wurden beispielsweise fast 400.000 Euro in eine Maschine investiert, die prüft, ob die Flaschen gründlich gereinigt wurden und intakt sind. Acht Kameras fotografieren jede Flasche, jeder Defekt und jede Verunreinigung führt zum Ausschluss. "Solche Maschinen müssen die Leute natürlich beherrschen", betont Horst Jacob.
Wie viel in einer Brauerei automatisch läuft, wie aufwändig die Flaschenreinigung ist - auch Michael Pfeiffer hatte sich das im Vorfeld seiner Arbeit in der Brauerei nicht vorstellen können, sagt er. Nach Abschluss der Ausbildung zieht der 22-Jährige eine sehr positive Bilanz: "Brauer zu werden ist auf jeden Fall empfehlenswert", sagt er. Der Beruf sei vielseitig, man lerne, genau und sauber zu arbeiten. "Und die Leute in der Branche sind sehr offen." Logisch also, dass er den nach dem Abi eingeschlagenen Weg zum Braumeister weitergeht. Nur jetzt eben nicht mehr in Marktsteft, sondern im Studium in Weihenstephan.