Merz, Seehofer und das Ende der Koalition
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Wiesentheid, Donnerstag, 01. November 2018
In Wiesentheid analysieren mit Christian Ude und Günther Beckstein zwei Polit-Größen die aktuelle politische Lage – und wurden deutlich.
Mit dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) und dem langjährigen Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hatte die Sparkasse Mainfranken zwei politische Größen und Kenner der aktuellen politischen Szene zu einem Abend eingeladen. Die beiden Spitzenpolitiker diskutierten mit Moderator Bernd Zehnter über die aktuelle politische Lage. Das Geldinstitut hatte anstelle ihrer bisherigen Unternehmer-Gespräche dieses Format gewählt, um Kunden und Besucher anzusprechen.
Ein Hauch von Markus Lanz
Der Abend wirkte ein wenig wie die vorgezogene Talkrunde von Markus Lanz im ZDF. Nicht in der Fernsehsendung sondern auf der Bühne der Steigerwaldhalle saßen die beiden bekannten einstigen Funktionsträger. Moderator Zehnter hatte die Lanz-Rolle übernommen, den Herren jeweils Steilvorlagen zu liefern, damit sie neben allgemeinen Analysen vielleicht auch mal aus dem Nähkästchen plaudern. Richtig locken ließen sich CSU-Mann Günther Beckstein und SPD-Größe Christian Ude ab und an schon.
Beckstein für Merz
So etwa bei der Frage, wen Günther Beckstein am liebsten als neuen CDU-Chef sehen würde, ließ er einen raus. Friedrich Merz würde er präferieren, dieser stünde etwas außerhalb und sei „nicht in dieser Polit-Blase in Berlin gefangen“. „Merz hat noch einen Funken Verstand, das würde den Verstand in Berlin verdoppeln“, so Beckstein.
Die Ude-Prognose
Am Ende, als der Moderator kurze Antworten wünschte, prognostizierte Christian Ude, dass Horst Seehofer nur noch bis Jahresende Innenminister sei. Günther Beckstein mochte sich da nicht festlegen. Er hatte jedoch seine Zweifel, ob die Große Koalition über 2019 hinaus bestehen werde, wegen der Sollbruchstelle im Koalitionsvertrag.
Launig und informativ
Es wurde ein launiger, informativer Abend, weil der einstige Bayerische Ministerpräsident und der langjährige Münchner Oberbürgermeister Persönlichkeiten sind, denen man zuhört. Und eben auch kritisch mit den Amtsträgern und Nachfolgern ins Gericht gingen.
Nicht gut kam bei beiden die Große Koalition weg. Deren Auseinandersetzungen der letzten Monate in den eigenen Reihen seien „dem Erscheinungsbild einer Regierung nicht förderlich“ gewesen seien, sagte Günther Beckstein. Christian Ude nannte es zum Thema Seehofer-Merkel „teilweise grotesk“ und „vollkommen daneben“, wenn man keine Lösung für Probleme habe, dann einen Konflikt mit der Kanzlerin auszutragen. Unter diesen Zwist hätten CSU und SPD gelitten.
Kritik am eigenen Lager
Beide sparten bei ihrem Lager, wie auch bei der Gegenseite nicht mit Kritik. So meinte Beckstein, dass es nicht bei jedem ankomme, wenn man von CSU-Seiten aus immer wieder betone, man sei die besten und die klügsten. „Die Leute wollen Selbstbewusstsein, aber nicht in dem Ton.“ Beim Wahlkampf habe man verpasst, die Frage, wie man Klimaschutz und Umweltschutz künftig mit der Wirtschaft verbinden könne. Das halte er künftig, so Beckstein, für ein zentrales Thema.