Mehr als Hitze und Rauch: Im Container lauern viele Gefahren
Autor: Michael Mößlein
Iphofen, Montag, 13. Mai 2019
Feuerwehrleute gehen in einen fast 500 Grad heißen Container, um dort zu üben, was sie bei einem Zimmerbrand erwartet. Was sie dabei lernen, kann einmal ihr Leben retten.
Eine Pizza benötigt im Backofen etwa 250 Grad, um schön knusprig zu werden. Das ist heiß genug, um sich am Blech schmerzhaft die Finger zu verbrennen. Kaum vorstellbar, dass Menschen sich freiwillig in einen Container begeben, in dem es fast doppelt so heiß ist.
Auf dem Parkplatz der Knauf-Halle in Iphofen stand eine Woche lang ein solcher Container. 64 Frauen und Männer von Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis Kitzingen übten darin, wie sie als Atemschutzgeräteträger Zimmerbrände nicht nur effektiv löschen, sondern dabei möglichst gefahrlos vorgehen. Denn Gefahren lauern am Brandherd in großer Menge – die starke Hitze ist nur eine davon.
Im Container brennen Pressspanplatten
Unübersehbar ist der Rauch. Gelbgrau, dann dunkelgrau, fast schwarz steigt er aus dem Stahlcontainer, auch dann noch, als sich die Tür hinter den acht Feuerwehrmännern geschlossen hat. Trainer Marc Herrmann, der sie in den Container begleitet, hat ihnen vorher prophezeit: "Ihr werdet sehen, dass ihr nichts seht." Und tatsächlich: Der Qualm im Container ist schnell so dicht, dass keiner seine Hand vor Augen mehr sieht. Die neun Männer erhalten ihre Luft zum Atmen aus Pressluftflaschen auf ihrem Rücken. Dicke Spezialkleidung schützt sie vor der Hitze. Ein paar Meter vor ihnen, auf einem leicht erhöht stehenden Podest, brennen zwölf Quadratmeter Pressspanplatten. Das ist in etwa die Menge an Holz, wie sie in einem normalen Kleiderschrank verbaut ist.
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Doch das reicht, um den Atemschutzträgern zu zeigen, was sie bei einem Zimmerbrand erwartet. Sie erkennen, wie sich der Brandrauch verändert. Er verdichtet sich nicht nur, aus dem heißen Holz entweichen unsichtbare Gase. Diese bilden eine brennbare Mischung, die sich explosionsartig entzündet, sobald Sauerstoff dazu kommt, etwa, wenn sich eine Tür oder ein Fenster öffnet. Wenn eine Wohnung brennt, kommen zig weitere Brandgase hinzu, beispielsweise aus Kunststoffen. Dieser Cocktail aus Brandgasen kann in Sekundenschnelle ganze Räume – und die Menschen darin – in Flammen setzen.
Der Wasserstrahl kühlt den Rauch
"Hier drinnen kitzeln wir das Feuer nur", beschreibt der Trainer das, was die acht Atemschutzträger im Container der Reihe nach üben. Sie kühlen mit dem Wasser aus dem Strahlrohr den Rauch so weit herab, dass er sich nicht entzünden kann. "Links, rechts, Mitte" – in dieser Reihenfolge sollen sie das Löschwasser in kurzen Sprühstößen verteilen. So hat es Trainer Herrmann vorgegeben. Die Flammen löschen sie absichtlich nicht komplett, um zu erleben, wie schnell das Feuer wieder da ist. "Im Ernstfall machen wir das nicht so", heißt es vom Trainer, "da fangen wir gleich das Arbeiten an."
Der Brandübungscontainer ist das erste Mal im Landkreis Kitzingen, erklärt Sebastian Muth. Als Fach-Kreisbrandmeister für den Bereich Atemschutz ist es ihm wichtig gewesen, die Trainingsmöglichkeit, die das bayerische Innenministerium und der Landesfeuerwehrverband den Wehren im Freistaat kostenfrei bereitstellen, in den Kreis zu holen. Speziell den jungen, frisch ausgebildeten Atemschutzträger fehlt oft die Erfahrung im Löschen von Bränden. Ausbildung und Übungen finden in aller Regel kalt statt, zwar mit Kunstrauch, aber ohne Feuer und Hitze.
Muth: Training im Container unersetzbar
Vor dem Hintergrund, dass der Anteil der Brände am Einsatzaufkommen der Wehren sinkt, bedeutet das, dass manche Atemschutzträger erst Jahre nach ihrer Ausbildung ihr erstes echtes Feuer im Einsatz erleben. Doch dann müssen sie genau wissen, wie sie so vorgehen, dass sie unverletzt wieder aus der brennenden Wohnung herauskommen. Deshalb sind Brandübungscontainer für Muth unersetzbare Trainingsmöglichkeiten.