Mehr als einfach nur eine Kuh
Autor: Alfred Molitor
Euerfeld, Mittwoch, 17. Juli 2013
Die praktische Prüfung zum Nebenerwerbslandwirt war für Manuel Schmitt Teil seines Zukunftstraumes. Seine Aufgabe war es, eine Kuh zu beurteilen - von der Optik bis zur Wiederkau-Frequenz.
Eigentlich arbeitet Manuel Schmitt im Dettelbacher Kieswerk. Dort fährt er Radlader. In seiner "Freizeit" bevorzugt der gelernte Schreiner jedoch ein anderes Gefährt: den Traktor. Der junge Dettelbacher hat schon vor Jahren seine Leidenschaft für die Landwirtschaft entdeckt. Als Nebenerwerbslandwirt legte er am Dienstag zusammen mit fünf weiteren Auszubildenden seine praktische Prüfung auf dem Hof von Hubert Heinrich in Euerfeld ab - und das mit Erfolg.
"Für mich ist der Beruf des Landwirts ein Kindheitstraum", erzählt Manuel. "Es gibt nichts Schöneres als früh mit und in der Natur aufzuwachen." Dass er mit Tieren umgehen kann, stellte der angehende Landwirt am Dienstag unter Beweis. Zu seinen Prüfungsaufgaben gehörte es unter anderem, eine Kuh nach deren Aussehen zu bewerten.
Beim Onkel eingesprungen
Manuel ist mit Tieren groß geworden. Sie selbst hatten zuhause Schweine, als er noch ein Kind war. Auch sein Onkel besitzt einen landwirtschaftlichen Betrieb. Als der vor sechs Jahren einmal verletzt war, sprang Manuel als Helfer auf dem Hof ein - und konnte seitdem nicht mehr loslassen. "Ich gebe zu, ich bin schon etwas arbeitsgeil und brauche die Herausforderung", erzählt der Dettelbacher mit einem Lachen. Die Arbeit bei seinem Onkel bezeichnet er längst als seinen "Zweitberuf", so viele Stunden wie er dort verbringt. So sei es auch gekommen, dass bei ihm der Entschluss reifte, die Prüfung als Landwirt abzulegen. In den letzten beiden Wintern hat Manuel sich in verschiedenen Lehrgängen mit Schule in Schwarzenau auf die Prüfung vorbereitet. Im Bereich Pflanzen war für ihn nicht allzu viel Vorbereitung von Nöten. "Dafür musste ich im Bereich Tierhaltung sehr viel mehr und intensiv lernen", sagt er.
Für die Zukunft kann sich Manuel sehr gut vorstellen, zusammen mit seinem Cousin, der auf dem Betrieb seines Onkels gerade seine Ausbildung zum Landwirt macht, diesen Betrieb einmal fortzuführen. "Darauf arbeite ich hin und der heutige Tag mit der Prüfung war ein Teil meines Zukunftstraums."
Hohe Anforderungen
"Die Anforderungen an einen Landwirt sind in den letzten Jahren enorm gestiegen", verrät Ausbildungsberater Martin Mack. Früher sei es vor allem auf die Liebe zur Natur und auf den Fleiß angekommen, heute sei vor allem das Rechnerische wichtig. Ein Landwirt müsse sich im Bereich Rechtsauflagen, Pflanzenschutzverordnung und Düngeverordnung auskennen. "Der Beruf des Landwirts ist heutzutage zwischen einem handwerklichen und einem kaufmännischen Beruf angesiedelt", fasste Mack zusammen. Ein Landwirt führe ein Unternehmen und müsse, wie auch in anderen Berufen, schauen, dass er immer auf dem neuesten Stand ist und immer weiter lernt.
Keine Nachwuchssorgen
Was Mack für die Zukunft sehr positiv stimmt, ist die Tatsache, dass es keine Nachwuchssorgen gibt. "In anderen handwerklichen Berufen geht die Zahl der Lehrlinge nach unten, bei uns in der Landwirtschaft leicht nach oben", berichtet er erfreut.
Zufrieden mit der Prüfung zeigten sich auch der Prüfungsvorsitzende Gerhard Endress und Herbert Lang, Leiter der Landwirtschaftsschule in Schweinfurt. Sie fungierten als Prüfer und konnten sich so ein Bild von den angehenden Landwirtschaftsgehilfen machen. "Wir haben heute eine tolle Prüfung miterleben können", erklärten beide einstimmig nach der Prüfung. Zumindest heute hätten alle bestanden. Einen Rat an die sechs jungen Landwirte hatten sie auch noch: "Schaut mit dem heutigen Tag positiv in die Zukunft, denn der Beruf des Landwirts hat eine große Zukunft und ist wieder gefragt in unserer Gesellschaft." Die beiden Prüfer freute es, dass auch immer mehr junge Frauen den Beruf des Landwirts wählen, "denn in diesem Beruf ist immer mehr das Köpfchen gefragt und nicht die reine Muskelkraft. "