Eine andere Schulleiterin hat das Vertrauen in die Vorgaben des Kultusministeriums längst verloren. „Es ist offensichtlich, dass sich das KM mit den Details, die sich durch die Durchführung in der Grundschule ergeben, überhaupt nicht auseinandersetzen will“, bedauert sie. Das KM unterscheide nicht zwischen einem sechsjährigen Erstklässler und einem Abiturienten, kritisiert sie. Die Grundlage für eine Selbsttestung sei eine gewisse Reife – sowie Deutschkenntnisse. „Wir haben Kinder, die verstehen gar nicht im Detail, wenn wir sie anleiten sollen“, berichtet sie und bilanziert: „Das Risiko von Selbstverletzungen besteht auf jeden Fall.“
Kritik: Schutzanzüge im Testzentrum - aber nicht in der Schule
Beide Schulleiterinnen, die sich in der Redaktion gemeldet haben, wundern sich auch, dass in den Testzentren und Arztpraxen das testende Personal mit Schutzbekleidungen ausgestattet wird – Lehrkräfte nicht. Dabei sei dieser Schutz notwendig. „Wer kleine Kinder hat, kann sich vorstellen, wie solche Tests ablaufen werden“, meint eine der beiden. „Kinder werden losprusten, niesen, mit dem kontaminierten Stäbchen auf dem Tisch herumschmieren, jeglichen Quatsch machen.“ Das Kultusministerium weist darauf hin, dass die „einschlägigen Hygienebestimmungen, insbesondere Maske, Mindestabstand, Lüftung bei den Tests zu beachten sind.“
Bei der Mitgliederversammlung des BLLV-Kreisverbandes schwankte die Stimmung zwischen Hilflosigkeit und Verzweiflung, wie Sabine Huppmann berichtet. Etliche hoch engagierte Kollegen seien kurz davor, erstmals eine Anweisung „von oben“ zu verweigern. Die Lehrer aus dem Landkreis stünden den Tests und der damit verbundenen erhöhten Sicherheit in den Schulen grundsätzlich positiv gegenüber, betont Huppmann. „Einzig die Rahmenbedingungen stören uns massiv und hinterlassen bei uns ein Gefühl der Ohnmacht.“ Die Lehrer hätten die Wahl, ob sie gegen die Aufsichtspflicht verstoßen, gegen den Datenschutz – „oder ob wir wegen Körperverletzung dran sind“, so Huppmann.
Einen Königsweg wird es wohl nicht geben, bedauert die Landtagsabgeordnete Barbara Becker (CSU) und verweist auf das Beispiel Maskentragen: Die einen sind voller Sorge und übertragen diese Sorge auf die Kinder. „Die anderen machen daraus eine Art Spiel, eine Übung. Die Kinder machen mit, es funktioniert.“ Auch Becker verweist auf die Erfahrungen aus Österreich und aus dem Pilotlandkreis Fichtelgebirge. Gerade die Grundschullehrkräfte hätten dort nach ein paar Tagen eine gute Struktur in die Tests bekommen. „Vielleicht brauchen wir eine Art Mittelweg“, meint die Abgeordnete. Die einen kaufen sich die Tests selbst, machen die Testung zu Hause und geben das aktuelle Testergebnis dem Kind mit in die Schule. Die anderen nehmen gerne den Service der Schule in Anspruch.
Hilft ein Mittelweg?
Mit einem Brandbrief hat sich der BLLV an das KM gewandt. Eine Forderung: Selbsttests müssen zwingend durch Fachpersonal oder durch die Eltern (am besten zu Hause) ausgeführt werden. „Wir brauchen nicht ein Mehr an Belastung, sondern endlich Entlastung“, schreibt BLLV-Vorsitzende Simone Fleischmann und formuliert ein deutliches Ultimatum bezüglich der Impfungen: Wenn die Lehrerinnen und Lehrer und alle an der Schule Beschäftigten am ersten Schultag nach den Osterferien wieder einen Fuß in die Schule setzen sollen, müssen im Vorfeld alle ein Impfangebot erhalten haben! „Wer kein Impfangebot erhalten hat, kann nur den Distanzunterricht anbieten“, so Fleischmann. Ob das Kultusministerium einlenkt? Eine Schulleiterin ist aus Erfahrung skeptisch. „Die Argumente gegen eine Durchführung der Selbsttests in der Schule sind bekannt“, sagt sie. „Wir werden sie wohl trotzdem durchführen müssen.“
Der Elternbeirat des Wiesentheider Gymnasiums hat sich in einer Videokonferenz mit der Thematik auseinandergesetzt, wie dessen Vorsitzender Andreas Liebald berichtet. Die Eltern halten umfassende demnach Tests für hilfreich, sprechen sich aber dagegen aus, die Tests in der Schule durchzuführen. „Zu Hause können die Tests ohne Zeitdruck durchgeführt werden und im Falle einer Infektion kommt der Schüler nicht mit anderen Kindern in Berührung", so Liebald. In der Schule sollen die Lehrerinnen und Lehrer die komplizierte Durchführung unter schwierigen Hygienebedingungen erklären und hoffen, dass sich niemand beim Einführen der Teststäbchen in die Nase verletzt. Die Schulleitung des Gymnasiums Wiesentheid befürwortet die Durchführung von Schnelltests bei den Schülern, wie auch bei den Lehrkräften und Angestellten des LSH. Der Vorschlag des Elternbeirates, die Tests bei Schülern im privaten häuslichen Umfeld durchzuführen, wird von Schulleiter Achim Höfle sehr positiv gesehen, so Liebald. Einig sind sich die Eltern darin, dass im Corona-Jahr möglichst viel Zeit im Präsenzunterricht abgehalten wird.
FOTO: D. Amrheim
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