Petra Hagenauer und Achim Knöchel besuchen „We for Future“-Partnerschulen auf den Philippinen - und erleben einen Taifun mit.
Einen tropischen Wirbelsturm live zu erleben – das steht wohl auf keinem Wunschzettel. Dem Taifun Phanfone war das egal. Er fegte genau am Weihnachtsmorgen mit teils über 200 km/h über die Philippinen hinweg. Das Marktbreiter Ehepaar Petra Hagenauer und Achim Knöchel war just zu dieser Zeit auf der Insel Boracay im Zentrum der Philippinen. Schwägerin Analou stammt von dem zehn Quadratkilometer großen Eiland, ihre Familie lebt noch immer dort. Nach dem Taifun Haiyan, der 2013 großes Leid über die Philippinen brachte, hatten viele Freunde und Bekannte der Marktbreiter Geld gespendet, so dass sie in finanzieller Hinsicht Erste Hilfe leisten konnten. Über die Soforthilfe hinaus initiierten Hagenauer und Knöchel später weitere Hilfs- und Bildungsprojekte. Über die Weihnachtstage wollte das Paar nun seine Projektpartner besuchen.
Welchen Eindruck hat der Besuch auf Boracay hinterlassen?
ACHIM Knöchel: Sommer, Sonne, Cabrio und feiernde Touristen auf der einen Seite – auf der anderen Seite richtig arme Menschen. 500 Meter hinterm Traumstrand beginnt die Armut. Wir waren irgendwie mittendrin, zwischen den zwei Welten. Am Weihnachtsmorgen erlebten wir unseren ersten Taifun. Hoffentlich war das unser letzter!
War es so schlimm?
Petra Hagenauer: Zum Glück war es hell, der Sturm begann gegen 8 Uhr früh und flachte erst gegen 14 Uhr wieder ab. Es war unglaublich laut! So etwas nachts zu erleben, muss ein Horror sein. Wir saßen ab 8 Uhr an der Tür unserer Ferienwohnung und haben versucht, das Wasser, das zu den Ritzen reindrängte, zurückzuhalten. Draußen toste es, als ginge die Welt unter.
Drei Dutzend Menschen sind durch Phanfone ums Leben gekommen.
KNÖCHEL: Ja, und ungezählten Menschen hat der Taifun Häuser, Bambushütten und Dächer weggerissen. Es gab viele Tage lang keinen Strom, kein WLAN und auch keinen Sprit – die Reserven hatten die Touristen-Hotels schnell für ihre Generatoren aufgekauft. Auch in der Malay Elementary School, der Grundschule, die wir seit Jahren unterstützen, war die Zerstörung groß.
Hagenauer: Wir haben Bilder davon heimgeschickt und über unseren Verein spontan 2000 Euro gesammelt. So konnten wir gleich helfen.
Kommt einem das nur so vor oder werden die Stürme auf den Philippinen wirklich immer heftiger?
Knöchel: Sie werden nicht nur heftiger, sondern auch immer häufiger. Eigentlich ist die Taifun-Saison an Weihnachten längst vorbei. Aber der Klimawandel ändert alles.
Wie nehmen die Menschen das auf?
Knöchel: Es ist wahnsinnig toll zu sehen, wie die Leute dort solche Schicksalsschläge wegstecken. Obwohl es wieder einmal die Ärmsten getroffen hat, die wohl am wenigsten zum Klimawandel beitragen, stecken sie nicht den Kopf in den Sand, sondern packen an, versuchen, Schäden zu reparieren, trocknen gemeinsam überflutete Matratzen, Kleider und Betten – und schauen wieder nach vorne. Sie werden von ihrer Gemeinschaft getragen.