„Wir sind bewusster geworden“
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Donnerstag, 27. Januar 2022
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist einer der größten Kritikpunkte an der modernen Landwirtschaft. BBV-Obmann Alois Kraus nimmt Stellung
Landkreis Kt Die Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht regelmäßig den sogenannten „Pestizid-Atlas.“ Dort werden Daten und Fakten rund um den Einsatz von Pestiziden aufgelistet. Für Alois Kraus, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes in Kitzingen, ist die Darstellung zu einseitig. „Pflanzenschutz ist wichtig“, betont er. „Wenn er bedarfsgerecht eingesetzt wird.“
Kraus: Jede Region in Deutschland hat ihren eigenen Warndienst, der von Organisationen wie dem Erzeugerring oder der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) betrieben wird. Dort wird die sogenannte Bekämpfungsschwelle ermittelt, also der Zeitpunkt, ab dem wir eingreifen sollten, weil es ansonsten zu Krankheiten wie dem Mehltau kommen kann. Diese Empfehlungen ersetzen aber nicht die betriebseigene Kontrolle.
Eingreifen heißt spritzen?Kraus: Ja, es gibt Wetterverhältnisse, bei denen wir unsere Bestände nicht anders vor Krankheiten schützen können.
Aus dem „Pestizid-Atlas: Zwischen 27.000 und 35.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe insgesamt werden hierzulande pro Jahr verkauft. Die Menge schwankt vor allem aufgrund von Witterungsbedingungen und aufgrund von unterschiedlichen Preisen für Agrar- und Pestizidprodukte. Der überwiegende Teil wird in der Landwirtschaft eingesetzt.
Kraus: Wir sind wesentlich bewusster geworden, was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln angeht. Vor 40 Jahren, als ich Auszubildender war, wurde oftmals auf Verdacht gespritzt, ohne spezielle Kontrollen. Das wäre heute undenkbar.
Wie laufen die Kontrollen ab?Kraus: Wir müssen für jedes Mittel, das wir einsetzen, Nachweise führen, dokumentieren, warum dieses Mittel eingesetzt wurde, zu welchem Zeitpunkt, zu welcher Frucht, auf welcher Fläche. Mitarbeiter des Amtes für Landwirtschaft kommen unangemeldet zu Kontrollen. Es gibt Jahre, in denen Betriebe mehrfach kontrolliert werden.
Sind Sie grundsätzlich für eine Reduzierung der Pflanzenschutzmittel?Kraus: Sicher, wir leben von und mit der Natur und wollen nur so viel einsetzen wie es nötig ist, um die Frucht zu schützen. Gleichzeitig ist es ein finanzieller Aspekt. Pflanzenschutzmittel sind teuer. Je weniger wir einsetzen müssen, desto wirtschaftlicher ist es für uns.