"Wir fangen wieder von vorne an"
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Dienstag, 13. November 2018
Sturmtief Fabienne hat gravierende Folgen. Sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich.
Die wirbelnde weiße Wand wird er sicher nie vergessen. Christian Belz, Leiter der Schönbornschen Forstverwaltung, befand sich im Forsthaus im Weiler Rüdern (bei Geesdorf), als das Sturmtief anrollte. „Fabienne“ fegte ganz in der Nähe Leitungsmasten und einen ganzen Kirchturm hinfort – und außerdem Tausende Bäume. Das Unwetter zerstörte innerhalb von wenigen Minuten die Forstarbeit von vielen Jahren. Die Folgen sind enorme wirtschaftliche Einbußen, ein ökologischer Kahlschlag und viel gefährliche Arbeit im Wald beim Beseitigen der Schäden.
„Wie ein kleiner Tornado“ habe Fabienne ausgesehen. Die Gewalt des Sturmes, der am 23. September im östlichen Landkreis Kitzingen örtlich bis zu 180 Stundenkilometer erreichte, sei unglaublich gewesen. „Ich habe gesehen, wie Fabienne in einigen Metern Höhe Baumkronen und Äste im Kreis herumgewirbelt hat, als wäre es Spielzeug“, berichtet Christian Belz. Selten hat der Name eines Wetterereignisses weniger gepasst. Fabienne ist eine französische Verniedlichung des lateinischen Wortes „faba“ und bedeutet niedliches, kleines Böhnchen.
Das „Böhnchen“ hat allein im Schönbornschen Wald rund 20 Hektar Fläche verwüstet. „Viele alte, wertvolle Bäume sind einfach entwurzelt worden. Viele schöne Bestände, zum Beispiel an der Traumrunde Prichsenstadt, wurden vernichtet. Das ist ökologisch fast noch tragischer als wirtschaftlich.“
Im Bereich Ilmbach sei „die Arbeit von zehn Jahren einfach futsch“. Zwei bis drei Meter seien die naturverjüngten Bäume dort bereits groß gewesen, als sie unter unzähligen Bäumen, die der Sturm entwurzelt oder umgeknickt hatte, begraben wurden.
Und nicht nur das: Während man nun die doppelte bis dreifache Hiebmasse eines normalen Jahres zu bewältigen hat, wird man aus Gründen der Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren deutlich weniger Holz entnehmen können. Zudem müssen Wiederaufforstungsflächen mit Zäunen vor Wildverbiss geschützt werden. „Wir werden also weniger Einnahmen und zugleich mehr Ausgaben haben“, analysiert Belz. Er weiß: Rücklagen für die nächsten Jahre zu bilden, ist jetzt essenziell.
Ganz so einfach ist das freilich nicht. Der Nadelholzmarkt ist gesättigt. Klaus Behr, Leiter des Forstamtes Kitzingen, bestätigt, dass der Preis von Nadelholz gegenwärtig stark fällt. Er geht davon aus, dass von den 40 000 Festmetern Holz, die Fabienne allein im Kreis Kitzingen zu Fall gebracht hat, etwa die Hälfte als Stammholz auf den Markt kommt – etwa zwei Drittel dieser Menge sei Nadelholz, vor allem Kiefer.
Neben der Schönbornschen Forstverwaltung sind weitere Waldbesitzer besonders betroffen, etwa die von Crailsheimsche Familienstiftung, die Städte Volkach, Geiselwind und Prichsenstadt, der Mark Wiesentheid, die Waldkörperschaft Kleinschönbach und der Kleinprivatwald in Ebersbrunn.