Butzko: Die Kultur wird seit sechs Monaten an die Wand gefahren.
Autor: Ralf Dieter
Wiesentheid, Montag, 28. Sept. 2020
HG Butzko ist einer der bekanntesten Kabarettisten Deutschlands. In der Corona-Krise fehlt ihm vor allem eines: Transparenz und kontroverse Debatten
Nach der Corona-Zwangspause ist er nach eigenen Worten „heiß wie Frittenfett“. HG Butzko will wieder auf der Bühne stehen und das machen, was er am besten kann: politisches Kabarett. Am 10. Oktober kommt er nach Wiesentheid in den Schafstall. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt er, was in der Corona-Zeit alles falsch gelaufen ist – und warum er sich auf den nächsten Wahltag freut.
Butzko: Klar. Und zwar ohne Ende. Also, wenn diese mexikanische Biersorte gemeint ist. Hör ich immer wieder gerne.
Und das Wort systemrelevant?Butzko: Ja, das ist ja auch so ein Wort. Das tauchte ja zum ersten Mal vor über zehn Jahren im Zusammenhang mit der Finanzkrise auf. Und dann noch mal während der Schuldenkrise in Griechenland. Beides waren aber natürlich nur Alibibegriffe, denn beide Mal ging es darum, dass vor allem eine Bankenkrise abgewendet werden musste. Und wenn man mal ganz genau hinguckt, welchen Sinn sämtliche finanziellen und ökonomischen Fördermaßnahmen des Staates zur Bewältigung der Coronakrise haben, dann sieht man, wer tatsächlich als systemrelevant betrachtet wird. And the winner is: schon wieder die Banken.
Butzko: Für mein System zu 100 Prozent. (lacht)
Butzko: Och, wie lange haben Sie Zeit?
Na ja, schießen Sie doch einfach mal los!Butzko: Ja, OK, also als erstes regt mich auf, dass wir keine transparenten Entscheidungsprozesse haben. Es gibt anscheinend Experten, auf die die Politiker hören, ohne dass wir wissen, wer da genau berät, mit welchen Argumenten, und wie die Entscheidungsprozesse stattfinden. Damit will ich nicht sagen, dass die nicht glaubhaft oder nicht überzeugend sind. Ich würde da nur gerne Anteil dran haben. Hab ich aber nicht. Dabei würde ich so gerne mal zuhören, wenn die Leute vom Robert-Koch-Institut mit den Leuten vom Gesundheitsministerium diskutieren. Aber vielleicht wollen sie das nicht, weil's sonst zu viel zu Lachen gäbe.
Und zweitens?Butzko: Zweitens stelle ich fest, dass auch in den Medien, wie schon während der Griechenlandkrise und dem Ukrainekonflikt, keine zwei Meinungen existieren. Es gibt schon wieder keine kontroverse Debatte über die Konfliktlage – und demzufolge auch nicht über die politischen Maßnahmen. Ich hab' ja kein Problem damit, diese Maßnahmen mitzutragen, und durchaus auch aus Überzeugung. Und natürlich soll man auch nicht irgendwelchen Reichsflaggenschwenkern eine Plattform bieten. Aber ein bisschen mehr kritisches und unbequemes Hinterfragen der Presse vermisse ich schon.