Von der Landwirtschaft infiziert
Autor: Daniela Röllinger
Kleinlangheim, Montag, 13. Sept. 2021
Engagiert, zielstrebig, offen für Neues: Jana Emmert aus Kleinlangheim hat einen 1,0-er Abschluss an der Technikerschule für Agrarwirtschaft – und noch viele Ziele.
Die Hand streichelt zart über den Rücken des Schweins. Keine Geste gezielt fürs Bild. Ganz automatisch, wie nebenbei, nimmt Jana Emmert Kontakt mit dem Tier neben ihr auf. Dass sie schon einen langen Bürotag hinter sich hat, merkt man ihr nicht an. Es ist selbstverständlich für die junge Frau, abends noch in den Stall zu gehen, denn: „Es ist für mich eine Ehre, dass ich für meine Tiere verantwortlich bin.“
Jana Emmert stammt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb in Kleinlangheim. Schon die Urgroßeltern waren Landwirte. Kühe, Schweine, Bullen, ein Pferd, Hühner, Gänse gab es einst – eine Bauernhofidylle, wie sie in Bilderbüchern noch heute dargestellt wird, aber längst nicht mehr der Realität entspricht. Der Vater hat sich später auf Schweine spezialisiert und so ist Jana Emmert mit Tieren groß geworden. „Aber so richtig gepackt hat mich die Landwirtschaft erst, als ich mit 14 ein Praktikum in Schwarzenau absolviert habe“, verrät sie. Seitdem geht sie mit Begeisterung täglich in den Schweinestall, um die Tiere zu versorgen. 60 Zuchtsauen stehen dort, dazu gibt es 350 Ferkelaufzuchtplätze und 40 Hektar Ackerfläche. „Ein kleiner Betrieb“, sagt die 22-Jährige.
Auslandspraktikum in Irland
Sich einen Beruf außerhalb der Landwirtschaft zu suchen, kam für sie nach dem Praktikum nicht mehr in Frage. Nach der Realschule absolvierte sie von 2015 bis 2018 die Ausbildung zur Landwirtin, war dabei ein Jahr auf einem Zuchtsauen-Betrieb in Mönchsondheim, danach ein Jahr im Staatsgut in Schwarzenau. Ihre Lehre schloss sie mit einer Eins vor dem Komma ab, bekam einen Ehrenpreis der Regierung von Unterfranken. Im folgenden Praxisjahr und in vier Monaten Auslandspraktikum in Irland ging es wieder um Schweine. Beim Besamungsverein Neustadt-Aisch war sie teilzeitangestellt, als Scannerin für Sauen. „Wie Ultraschalluntersuchung beim Frauenarzt“, schiebt sie sofort als Erklärung hinterher.
Sie weiß, dass die Allermeisten nichts anfangen können mit diesem Wort. Sie hat in ganz Bayern geprüft, ob Sauen tragen – und dabei ganz nebenher Einblick in viele Betriebe gewonnen. Anschließend ging es zurück auf die Schulbank in der Technikerschule für Agrarwirtschaft in Triesdorf. Die hat sie in diesem Sommer als Schulbeste beendet, mit einer glatten 1,0. Ein Ergebnis, mit dem sie selbst nie gerechnet hätte und mit dem sie sich schon gar nicht brüstet. Die Schule hat es öffentlich gemacht und damit ihre Leistungen ins Blickfeld gerückt.
Zielstrebig und ehrgeizig
Sich auf ihrem Abschluss auszuruhen, kam für Jana Emmert nicht in Frage. Sie will sich ein zweites Standbein schaffen, um für ungewisse Zeiten abgesichert zu sein. Sie startete eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten. „Bist Du verrückt? Warum tust Du Dir das an?“ Die Frage hat sie schon oft gehört. Doch sie hat sich gezielt für eine Ausbildung bei der Steuerberatungsgesellschaft des Bayerischen Bauernverbandes entschieden, um fit zu werden im immer komplizierter werdenden Steuerwesen und zugleich auch im Büro stets einen Bezug zur Landwirtschaft zu haben. So kann sie nach der Ausbildung in Teilzeit als Steuerfachangestellte weiterarbeiten, zugleich aber auch die Tiere auf dem heimischen Hof versorgen und die Felder bestellen. „Mein Herz schlägt für die Landwirtschaft. Und dann kommt lange nichts.“
Ehrgeizig ist das Wort, das einem bei einem solchen Lebenslauf einfällt. Ja, das sei sie, bestätigt die 22-Jährige lächelnd. Doch vielleicht trifft „zielstrebig“ es besser: Wenn sie sich ein Ziel gesetzt hat, kniet sich Jana Emmert rein. Trotzdem kam und kommt das Gesellige nicht zu kurz. „Natürlich gehe ich auch weg und habe das auch während der Schulzeit gemacht.“
Das Thema Landwirtschaft fesselt sie, auch über ihre tägliche Arbeit hinaus. Sie informiert sich, bildet sich fort, redet mit – und sagt ihre Meinung auch mal öffentlich in einem Leserbrief, wo sie darauf aufmerksam macht, dass die Leute den Zusammenhang mit dem Stroh in der Tierhaltung und dem Mist auf den Feldern schon beachten müssen – das eine zu fordern und das andere nicht zu wollen, ist schwierig.