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Voice of Germany: Kinderspiel für Tiffany?


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Mittwoch, 09. Dezember 2015

Am Donnerstagabend geht sie weiter, die wundersame Musikreise der Tiffany Kemp. Halbfinale in Berlin. Geht alles gut, steht sie eine Woche später im Finale. Kommt die Voice of Germany-Siegerin 2015 aus Kitzingen? Ihre ehemalige Gesangslehrerin ist vom Sieg überzeugt.
Lange her: Tiffany mit ihren Eltern in einem Park in Darmstadt. Damals war ihr Gesangstalent noch nicht zu erkennen.


Seit fast zwei Wochen ist Tiffany Kemp mit den anderen Talenten permanent in Berlin. Proben, Live-Shows, Interviewtermine. Keine Zeit für eine Stippvisite in die fränkische Heimat. Am Telefon klingt die 37-Jährige fröhlich wie immer. „Es macht mir noch sehr viel Spaß“, versichert sie. „Auch wenn der Trubel immer größer wird.“ Drei Lieder muss Tiffany für das Halbfinale vorbereiten. Eines wird sie zusammen mit einem Stargast singen. Den Namen darf sie nicht verraten. Acht bis zehn Stunden steht sie dafür täglich auf der Bühne, probt bis die Füße schmerzen. „Und der Rücken“, sagt sie und lacht.

„Seit Februar ist Tiffany total fokussiert.“
Jessica Reinhardt Beste Freundin

Tiffany ist in Kitzingen aufgewachsen, hat die Elementary School in den Marshall-Heights besucht. Im Schulchor hat sie ihre ersten Erfahrungen auf der Bühne gemacht. Eine, die sie seit ihrer Grundschulzeit kennt, ist Jessica Reinhardt. Seit der dritten Klasse sind die beiden befreundet. „Tiffany war als Kind ganz ruhig und lieb“, erinnert sie sich. „Und voll die Streberin.“ Der Ehrgeiz kommt ihr heute zugute. „Tiffany ist sehr konzentriert auf ihre Gesangskarriere“, staunt ihre Freundin, die in Frankfurt wohnt. Im Februar hat Tiffany sie dort besucht. In Frankfurt fanden die ersten „Castings“ für die Fernsehsendung statt. „Auf der Fahrt dorthin war Tiffany furchtbar nervös“, erinnert sich Jessica. „Immer wieder wollte sie umdrehen, war hin- und hergerissen, ob sie tatsächlich ihr Glück bei der Show versuchen soll.“ Nach zwei Stunden hatte Tiffany ihr Ticket nach Berlin in der Tasche, den Eintritt in die Fernsehaufzeichnungen. „Seither läuft alles wie im Kino“, sagt Jessica.

Drei Mal war sie schon in Berlin dabei, hat hinter der Bühne mitgefiebert und die Daumen gedrückt. „Das war unglaublich emotional“, erinnert sie sich. „Ich habe fast die ganze Zeit geheult.“ Und danach? Was haben die beiden Freundinnen nach dem Erfolg gemacht? Ab ins Nachtleben und gefeiert? Jessica muss lachen. „Die Zeiten sind vorbei“, sagt sie. „Tiffany hat nach jedem Weiterkommen gleich an den nächsten Auftritt gedacht. Seit Februar ist sie total fokussiert.“

Die Disziplin hat sich Tiffany im Laufe der Jahre angeeignet. „Als Jugendliche hatte ich die sicher nicht“, sagt sie. „Ich hatte viel Potenzial, aber keine Disziplin. Ich war wohl so etwas wie ein ungeschliffener Diamant.“ Christiane Römpp kann zumindest den ersten Teil dieses Satzes bestätigen. Die studierte Gesangslehrerin, die jahrzehntelang Opernsänger an der Musikhochschule in Würzburg unterrichtete, hat den rohen Diamanten etwa ein Jahr lang privat in Iphofen „geschliffen“. „Rhythmus und Intonation waren bei ihr damals schon sehr ausgeprägt“, erinnert sie sich. „Tiffany hatte einen sehr großen Stimmumfang.“ Mehr noch: Christiane Römpp erinnert sich an eine elegante junge Persönlichkeit. „Und so hat sie auch gesungen.“ Fast 20 Jahre hatte Christiane Römpp nichts mehr von ihrer ehemaligen Schülerin gehört. Jetzt hat sie Tiffanys Auftritte im Fernsehen verfolgt. „Die Sicherheit, mit der sie auf der Bühne steht, imponiert mir. Sie hat sich in die Sendung richtig reingearbeitet.“

Tiffanys Mutter Marion hatte das Talent ihrer damals 16-jährigen Tochter fördern wollen und die wöchentlichen Gesangsstunden organisiert. „Durch Frau Römpp ist Tiffany mit klassischer Musik in Berührung gekommen“, erinnert sie sich. „Das war sicher kein Schaden.

“ Nach der High-School ging es für Tiffany auf die renommierte „Julliard-School“ in New York, eine Musik- und Schauspielschule, später schwenkte sie um, machte ihren Bachelor of Arts in Psychologie und unterrichtete schließlich Kinder als Erzieherin.

Über all die Zeit bliebt es ihr größter Wunsch, auf der Bühne zu stehen und zu singen. Dank „Voice of Germany“ kommt sie diesem Ziel nun ganz nahe. „Im Moment schwebt Tiffany wie auf einer Wolke“, sagt ihr Mutter. Sie hofft, dass ihr Tochter den richtigen Weg für sich findet. „Und ihr früheres Ziel Psychologie nicht ganz aus den Augen verliert.“

„Kein anderer Teilnehmer hat so eine Qualität in der Stimme.“
Christiane Römpp Ehemalige Gesangslehrerin

Für Tiffany steht jetzt aber erst einmal die Musik im Mittelpunkt ihres Lebens. Als Halbfinalistin wird sie ganz sicher an der großen Tour teilnehmen, die vom 27.

Dezember bis 13. Januar quer durch Deutschland führt. Neun Talente werden vor ausverkauften Hallen auftreten, im großen Nightliner von Stadt zu Stadt fahren. Ein wenig Angst hat Tiffany schon, dass sie ihre jüngeren Kollegen in der Nacht mit ihrem Schnarchen wach halten könnte. Ansonsten ist die Tour genau das, was sie wollte. Ein Sieg bei Voice of Germany wäre für sie im Moment nur eine wunderbare Dreingabe. Für ihre ehemalige Gesangslehrerin Christiane Römpp steht es außer Frage, dass Tiffany die Show gewinnen wird. „Kein anderer Teilnehmer hat so eine Qualität in der Stimme.“

Halbfinale: Donnerstag, 10. Dezember, ab 20.15 Uhr, live auf ProSieben. Allein die Zuschauer entscheiden, welche vier Talente ins Finale einziehen. Die Coaches singen mit ihren Talenten live auf der Bühne. Daneben präsentiert jeder der acht Halbfinalisten einen Solo-Song. Den Showabend eröffnen die Talente gemeinsam mit Star-DJ Robin Schulz. Das Finale findet am 17. Dezember statt.