Trotz Corona: Keine Angst vor der Kitzinger Innenstadt - "Geschäfte unterstützen"
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Dienstag, 27. Oktober 2020
Der Vorsitzende des Kitzinger Stadtmarketingvereins appelliert an die Kunden, die Geschäfte in der Innenstadt zu unterstützen – gerade in diesen schweren Zeiten.
Aus der Maskenpflicht ist eine Maskenempfehlung geworden. Ab diesem Mittwoch (28. Oktober 2020) hängen die entsprechenden Schilder an den Eingängen in die Kitzinger Innenstadt. Die Einzelhändler sind zufrieden – und wünschen sich so viel Normalität, wie sie in diesen Tagen möglich ist. „Wir waren zu schnell und zu forsch“, hat Landrätin Tamara Bischof in einem Pressegespräch rückblickend zugegeben. Der Freistaat hatte den Landkreisen die Möglichkeit eröffnet, ab der Ampelstufe rot eine Maskenpflicht für stark frequentierte Orte einzuführen. Anfang letzter Woche hängten die Mitarbeiter des Bauhofes entsprechende Schilder auf. „Das hat viele Menschen stark eingeschüchtert“, weiß Frank Gimperlein aus etlichen Gesprächen mit Einzelhändlern und Gastronomen. Innerhalb kürzester Zeit seien Tische in Cafés verwaist gewesen, Termine beim Friseur oder Optiker storniert worden. Der Umsatz sei um 70 bis 90 Prozent zurückgegangen, erfuhr der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins bei seinen Umfragen in der Kitzinger Geschäftswelt.
Seine Erklärung ist psychologischer Natur: Mit der Maskenpflicht assoziieren die Kunden das Gefühl, dass von der Kitzinger Innenstadt eine Gefahr ausgehe, seine Kollegen in Würzburg und Schweinfurt haben ihm ähnliches berichtet. Auch dort steht beziehungsweise stand die Corona-Ampel auf Rot. Eine Maskenpflicht für die gesamte Innenstadt hat es in beiden Städten allerdings nicht gegeben. In Schweinfurt war die Pflicht auf die Keßlergasse beschränkt. „Diese Einkaufsstraße ist von den Kunden dann auch gemieden worden“, so Gimperlein und betont: „Von der Kitzinger Innenstadt geht überhaupt keine Gefahr aus.“ Es gebe genug Fläche, um die Abstandsregeln einzuhalten und überhaupt: Größere Corona-Ausbrüche seien von privaten Feiern oder aus Firmen bekannt. Aber weder der Einzelhandel noch die Gastronomie seien deutschlandweit als Corona-Treiber bekannt.
Aus Maskenpflicht wird Empfehlung: Einzelhändler froh darüber
Entsprechend froh und dankbar sind Einzelhändler wie Helmut Behr für die Änderung. Der Besitzer des Kitzinger Pelzhauses „PelzplusDesign“ hat unter anderem viele Stammkunden aus Würzburg. „Die haben mir am Telefon gesagt, dass sie nicht kommen, weil sie in der City eine Maske aufsetzen müssen.“ Für viele Kunden seien die Regelungen in der letzten Woche mehr verwirrend als erhellend gewesen. „Keiner wusste so recht, wo die Maske verpflichtend ist und wo nicht.“ Helmut Behr ist sehr für die Einhaltung der AHA-Regeln, im Freien sei aber eine Empfehlung ausreichend.
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Die Ängste vieler Kunden merkt auch Detlev Bachmann von Otto-Moden. Ängste, die seiner Meinung nach von der Politik geschürt werden. In den Nachrichten höre man nur noch Negatives und die Ansage von Markus Söder an die Bevölkerung, zuhause zu bleiben und nur das Nötigste außer Haus zu unternehmen, wirke wie ein künstlicher Lockdown. Die Folgen müssen die Geschäftsleute vor Ort ausbaden. „Es gibt kaum noch jemand, der durch die Stadt bummelt“, bedauert Bachmann. Laufkundschaft begrüße er so gut wie nicht mehr in seinem Geschäft. „Die Leute kaufen ganz gezielt ein und sind schnell wieder weg“, berichtet er.
Zum Glück gebe es den Wohnmobilstellplatz, der über die Sommermonate hinweg gut belegt war, weil die meisten Deutschen im eigenen Land Urlaub machten. Bei Helmut Behr war das Kundenaufkommen in manchen Juli- und Augustwochen sogar höher als in den Vorjahren. Aber die Folgen des Lockdowns im Frühjahr konnten damit nicht aufgefangen werden. „Das ist ein höllisches Jahr“, sagt denn auch Detlev Bachmann. „Man muss für jeden Kunden dankbar sein.“ Immerhin gebe es immer mehr Kitzinger, die den Klick tatsächlich in der Stadt lassen, die ganz bewusst vor Ort einkaufen, um die Händler zu unterstützen. „Manchen herrscht in Würzburg auch zu viel Trubel in dieser Zeit.“
Gastronomie und Hotellerie: "Es geht ums Überleben"
Für Frank Gimperlein sind die kommenden Wochen entscheidend für viele Geschäftsinhaber in der Kitzinger Innenstadt. Gerade in der Gastronomie und Hotellerie gehe es bei manchen ums Überleben. Käme es zu einem zweiten Lockdown, wäre der für viele Geschäftsleute nicht zu kompensieren. Der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins appelliert deshalb an die Bürger, ihre Weihnachtsgeschenke in den Läden der Stadt einzukaufen und an die Firmenbesitzer, ihre Weihnachtsfeiern mit Gutscheinen aus der Gastronomie aufzuwerten. Gerade jetzt sei Solidarität wichtig.
Erfreulicherweise hätten die Stadt und das Landratsamt die Genehmigung erteilt, auch in den Wintermonaten eine Außengastronomie in Kitzingen zuzulassen. Normalerweise wäre die Saison am 15. November beendet. Die Entscheider in den Behörden hätten wohl gemerkt, wie verheerend der Lockdown im Frühjahr war. Nach seinem Kenntnisstand wollen alle Wirte rund um den Marktplatz auch während des Winters ihre Außenflächen offen lassen, was hoffentlich zu einer gewissen Sogwirkung führt. „Niemand kann eine leere Innenstadt wollen“, sagt Gimperlein und versichert allen Zögerlichen: „Es gibt kein besonderes Risiko in der Innenstadt.“